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Lachen und Weinen im Heiligen Land

Da war ein Verstehen untereinander ohne viele Worte. Da gab es einen stummen Händedruck, wenn beim namentlichen Gedenken an liebe Verstorbene in den Messfeiern Tränen flossen. Und da brach Lebensfreude auf mit herzlichem Lachen und Vergessen für Augenblicke, was belastet. Werner Gutheil, Diözesanseelsorger für Trauernde im Bistum Fulda, gelang es mit seinem Reiseangebot nach Israel im Advent 2017, Schwere und Schmerzlichkeit auf einen guten Weg zu führen: „Gerade im Heiligen Land bekommt man eine andere Perspektive auf den Tod durch die wachsende Hoffnung auf Auferstehung“, bilanzierte der erfahrene Seelsorger die neuntägige Rundreise.

Es war eine authentische Tour durch das „Jesusland“. So nennt Ameed Srour seine Heimat. Der christliche Araber mit israelischer Staatsangehörigkeit führte die elfköpfige Gruppe an die biblischen Stätten, die eng mit Jesus Christus verknüpft sind. An Orte, deren Namen nicht nur in den Herzen gläubiger Menschen ein Klingen auslösen: Nazareth, Bethlehem, Jericho, Berg Tabor, Kana, Jerusalem, See Genezareth mit dem Berg der Seligpreisungen, mit Kapernaum und Tabgha. Ameed Srour, der dank seines Studienaufenthaltes im niedersächsischen Osnabrück fließend deutsch spricht, begeisterte mit seinen Erzählungen, die seine tiefe Verwurzelung im Christentum widerspiegelten. So hatte der melkitisch griechisch-katholische Reiseführer stets die passenden Kapitel aus den Evangelien auf einem Tablet parat, die er von Pfarrer Gutheil vorlesen ließ.

Mit aller Selbstverständlichkeit feierte Ameed Srour auch die täglichen Gottesdienste mit, die Werner Gutheil auf berührende Weise zelebrierte: im Garten Gethsemane oder in der Ecce Homo-Basilika, in der Wüste bei Qumran oder am Mittelmeerstrand von Caesarea Maritima. Alles andere als frömmelnde Morgen- und Abendimpulse – sorgfältig auf den jeweiligen Reiseverlauf abgestimmt – rundeten das spirituelle Erlebnis ab.

Höhepunkte fern üblicher Touristen- und Pilgerrouten waren die Begegnung mit Benediktinerpater Jonas Trageser in Tabgha, der aus dem Bistum Fulda stammt, sowie der Besuch in Eilaboun, dem Wohnort von Ameed Srour in Galiläa. Die Gutheil-Gruppe wurde nicht nur in dessen Haus von Ehefrau Susan mit Kaffee und Kuchen bewirtet, sondern konnte auch den Sonntagsgottesdienst in der St. Georg-Kirche mitfeiern. Und zwar im orientalischen Ritus. Auch Werner Gutheil übernahm als Konzelebrant von Pfarrer Maron Tanus seinen Part in der „Göttlichen Liturgie unseres heiligen Vaters Johannes Chrysostomus“, unterstützt von Erzbischof emeritus Pierre Moalem. Er ist ein Onkel von Ameed Srour und lebt in Eilaboun, dem einzigen Dorf in Israel außerhalb des Westjordanlandes mit mehrheitlich christlicher Bevölkerung.
„Ich bin total überwältigt von der Reise und der Begleitung, ich muss das alles nacharbeiten!“ sagte eine Reiseteilnehmerin in der abendlichen Abschlussrunde in Tiberias. Eine andere: „Ich hatte meinen verstorbenen Mann im Gepäck, der nette Zusammenhalt in der Gruppe hat mir geholfen.“ Oder. „Ein Traum ist mit dieser Reise in Erfüllung gegangen, wir haben alle Orte besucht, wo Jesus war.“ Oder: „Ich war mit meinem Mann schon in Israel, und wir wollten noch einmal gemeinsam hin. Dann starb er, und ich habe jetzt die Reise allein nachgeholt.“

Diözesanseelsorger Gutheil weiß nur zu gut, dass „Trauernde sich schwer tun, sich auf den Weg zu machen“. Zumal diese sich gegenüber Ehepaaren „ausgegrenzt fühlen“, wie er immer wieder hört. Natürlich hätten auch Ehepaare bei dieser nunmehr vierten „Israelreise nicht nur für Trauernde“ mitfahren können: „mit der Option der Rücksichtnahme“, betonte Gutheil. Außerdem sei dieses Angebot ökumenisch offen gewesen. So gehörten zur Gruppe auch zwei evangelische Teilnehmer, die wie alle anderen ein hohes Interesse an dieser Pilgerreise ins Heilige Land mitbrachten.

Text und Fotos: Marion Krüger-Hundrup

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