Logo

Autofasten mit Gewinn – Ev. Dekanat Alsfeld sucht Mitmacher! Kirchen laden auch in diesem Jahr wieder zum Autofasten ein – Einer weiß, wie es geht

Nachdem die guten Vorsätze der Neujahrsnacht schon wieder vergessen sind, bietet sich die kommende Fastenzeit geradezu an, über alte Gewohnheiten nachzudenken, Verzicht zu üben und damit vielleicht sogar sich und dem Rest der Welt etwas Gutes zu tun. Fasten kann man inzwischen vieles: Nicht nur Essen und Trinken, Rauchen oder Süßigkeiten, sondern auch Handy- oder Computerfasten sind immer wieder ein Thema. Die Evangelischen Landeskirchen und die Katholischen Bistümer in Deutschland und Luxemburg rufen in diesem Jahr wieder auf zum Autofasten. Sie laden dazu ein, das Auto zu ersetzen durch Radfahren, Busse und Bahnen oder einfach zu Fuß gehen. Und wenn das Auto nicht zu ersetzen ist, dann: spritsparend zu fahren, E-Fahrzeuge auszuprobieren, Fahrgemeinschaften zu bilden oder das Auto, etwa im Rahmen von Car-Sharing, mit anderen zu teilen. Auch die Ev. Kirche in Hessen und Nassau ist wieder mit dabei.
Hintergrund der Idee: Jede und jeder kann darüber nachdenken, ob die Entscheidung, mit dem Auto zur Arbeit zu fahren, die wirklich einzige Möglichkeit ist. Gerade wenn man an die verstopften Straßen in den Ballungsgebieten denkt. Die Staulänge in Hessen betrug laut ADAC im Jahr 2017 126.000 km. Das entspricht einer Länge von drei Äquatorumrundungen. Öffentliche Verkehrsmittel sind oft bequemer, stressfreier und auch Fahrräder können mitgenommen werden. Zudem ersparen sie der Atmosphäre viel Kohlendioxid. Das ist eine gute Sache für das Klima und eine Chance, auch für nachfolgende Generationen eine lebenswerte Umgebung zu bieten. Das Ev. Dekanat Alsfeld schließt sich dieser Aktion an und lädt auch im Vogelsberg dazu ein, das Auto immer mal stehen zu lassen. Dabei geht es nicht um einen generellen Verzicht auf das Fahren mit dem Auto. Es geht um eine kritische Hinterfragung der Menge, der Art und der Notwendigkeit der einzelnen Autofahrten. Es ist ein Selbstversuch, bei dem auch die Erkenntnis, dass der Verzicht auf das Auto doch immer wieder unmöglich ist, ein legitimes Resultat ist. Diese Erkenntnis dann zu kommunizieren und – wo möglich – dafür zu kämpfen, dass sich an den Bedingungen, die dafür im Einzelfall verantwortlich sind, etwas ändert, gehört auch zu der Aktion, mit der der oder die Einzelne vielleicht nicht nur sportlicher wird und Sprit spart, sondern auch noch etwas gewinnen kann: Neben vielen lokalen Verkehrsverbünden stellt auch der RMV zehn Wochen- und fünf Monats-Tickets für eine Verlosung unter allen Teilnehmenden zur Verfügung.
Anmelden kann man sich unter: www.autofasten.de. Hier gibt es auch weitere Information zu der Aktion.
Das Ev. Dekanat Alsfeld möchte gerne über die Aktion im Einzugsgebiet berichten. „Wir würden uns freuen, wenn sich einige Menschen von der Aktion angesprochen fühlten und noch mehr, wenn sie ihre Erfahrungen mit uns teilen würden und wir sie auf unserer Website veröffentlichen dürften“, lädt Traudi Schlitt von Ev. Dekanat Mitmacher ein, sich bei ihr zu melden (schlitt@alsfeld-evangelisch.de).
Einer, den man bei Wind und Wetter auf dem Fahrrad sieht, ist Pfarrer Walter Bernbeck. Er wohnt in Billertshausen und legt seine beruflichen Termine – sei es eine Beerdigung im Nachbarort oder eine abendliche Versammlung in Lauterbach – gerne mit dem Fahrrad zurück. Und hat dabei ganz erstaunliche Zugewinne:

Pfarrer Bernbeck, man sieht Sie fast nur auf dem Fahrrad und fast nie im Auto. Ist Ihre Liebe zum Sport der Grund dafür oder eher doch die persönliche Verantwortung für die Umwelt?
Beides spielt eine Rolle: Ich betreibe das Radfahren nicht als Sport, aber ich bewege mich gerne an der frischen Luft; der Schutz der Natur und möglichst wenig Auto ist mir genauso wichtig, es passt also gut zusammen. Entscheidend für mich ist aber, dass ich beim Fahrradfahren Ruhe habe, Eindrücke aus dem letzten Gespräch zu verarbeiten oder mich in Ruhe auf das, was kommt, zu konzentrieren. Das geht im Auto gar nicht, aber auf dem Fahrrad wie von selbst.

Müssen Sie sich zum Radfahren überwinden oder macht es Ihnen auch Spaß?Es macht mir vor allem Spaß. Ich muss mich eher zum Autofahren überwinden.

Sind Sie der Meinung, dass es genug Fahrradwege im Vogelsberg gibt und Radfahrer sich entsprechend sicher bewegen können?Mir wären mehr straßenunabhängige Radwege wichtig. Da ich mich inzwischen auskenne, nutze ich Feld- und Waldwege lieber als einen Teerstreifen neben der Bundesstraße. Für die Sicherheit müsste man vor allem innerhalb der Ortschaften genauer hinschauen, auch die Beschilderung ist noch verbesserungsfähig.

Haben Sie eigentlich ein E-Bike?Und was halten Sie davon?Ich fahre eben oft mit dem E-Bike; es hilft bei Strecken über 5 km sehr und erweitert den Kreis, der für mich per Fahrrad erreichbar ist; es fordert aber natürlich auch höhere Konzentration aufs Fahren. Auch für mein zunehmendes Alter ist es sehr angenehm.

Was raten Sie Schönwetter-Radfahrern, um sich zu motivieren, auch mal bei kaltem oder regnerischen Wetter zu fahren? Welche Ausrüstung halten Sie für unbedingt erforderlich?Es gibt nur wenige Wetterlagen, wo das Radfahren schwierig ist. Wetterfeste Kleidung ist nötig, aber ich habe keinerlei besondere Ausrüstung fürs Fahrradfahren außer Warnwesten für die dunkle Jahreszeit.

Was ist das Schöne am Radfahren – neben dem sportlichen und ökologischen Effekt?Man kommt gut und ausgeruht ans Ziel; es lässt sich mit der Bahn kombinieren. Es klingelt kein Telefon, da ich auch kein Handy habe. Ich bin Teil der Natur, verursache keinen Verkehrslärm, brauche keinen Parkplatz, fahre fast überall bis vor die Tür. Ich sehe aus der Nähe, was wächst und blüht, rieche Jahreszeit und Klima – es macht Spaß.

Categories:

Alle Nachrichten