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IAB-Regional: Typische Verlaufsmuster im Grundsicherungsbezug in Hessen Für einige Dauerzustand, für andere nur Episode

Seit Einführung des Zweiten Sozialgesetzbuches (SGB II) 2005 ist die Zahl der Arbeitslosen in der Grundsicherung zurückgegangen. Im Jahr 2005 waren in Hessen im SGB II 168.400 Personen arbeitslos gemeldet, 2016 waren es durchschnittlich 120.100. Leistungen der Grundsicherung werden häufig über einen längeren Zeitraum bezogen. Betrachtet man die individuellen Verläufe in der Grundsicherung für einzelne Personen, so ergeben sich unterschiedlich dynamische sowie statische Verlaufsmuster. Während einige Personen den Grundsicherungsbezug zügig beenden und den Wiedereinstieg in eine ungeförderte Beschäftigung schaffen, verbleiben andere dauerhaft im Leistungsbezug.
Das IAB-Hessen hat jetzt eine Studie vorgelegt, die anhand einer Stichprobe von rund 16.000 Leistungsbeziehern, die über sechs Jahre beobachtet wurden, folgende typischen Werdegänge aufzeigt:
  • Knapp ein Viertel wird zu Langzeitleistungsbeziehern mit relativ wenig Kontakt zum Arbeitsmarkt.
  • Ein gutes Viertel kann vergleichsweise schnell und dauerhaft den Leistungsbezug mit einer ungeförderten Teilzeit- oder Vollzeitbeschäftigung verlassen.
  • Ein knappes Zehntel gelingt der Ausstieg erst nach einer längeren Zeit mit einer bedarfsdeckenden Vollzeitbeschäftigung.
  • Knapp sechs Prozent sind zwar relativ gut in den Arbeitsmarkt integriert, können aber ohne aufstockendes Arbeitslosengeld II ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten.
  • Fünf Prozent der Leistungsbezieher schaffen nach einer betrieblichen Ausbildung den Ausstieg.
  • Die übrigen 26 Prozent verlassen den Leistungsbezug aus anderen Gründen, beispielsweise wegen Studienbeginn, Selbständigkeit oder Renteneintritt.
Die Studie zeigt, dass sich überwiegend höher Qualifizierte sowie Personen, die in der Vergangenheit auf umfangreichere Erwerbserfahrung zurückblicken konnten, schneller und nachhaltiger in den Arbeitsmarkt integriert wurden. Ältere und Personen mit nicht-deutscher Staatsangehörigkeit sowie Leistungsbezieher die früher bereits öfter mit Arbeitslosigkeit konfrontiert waren, haben ein höheres Risiko, länger im Hartz-IV-Bezug zu verbleiben.
Für Dr. Frank Martin, Leiter der der Regionaldirektion Hessen, ist diese Studie eine weitere Bestätigung dafür, wie wichtig eine Berufsausbildung und berufliche Qualifikationen für die Rückkehr oder den Start in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung sind:
„Es ist fast schon eine Binsenweisheit, dass Menschen ohne Berufsausbildung im Vergleich zu Menschen mit Berufsabschluss oder Hochschulstudium ein höheres Risiko haben, arbeitslos zu werden. Entsprechend geringer sind ihre Chancen eine Beschäftigung zu finden, und das Risiko langzeitarbeitslos zu werden ist höher“. In Hessen lag die Arbeitslosenquote von Menschen ohne Berufsabschluss 2016 bei 17,7 Prozent. Sie war damit sechsmal so groß wie die von Personen, die eine betriebliche oder schulische Ausbildung vorweisen konnten“. Aus diesem Grund rät der Arbeitsmarktexperte Ungelernten, sich mit dem Thema Qualifizierung auseinander zu setzen. „Die Bundesagentur für Arbeit unterstützt mit umfassenden Weiterbildungs- und Qualifizierungsangeboten. Unser Ziel ist es, die Menschen nachhaltig in Arbeit zu bringen“.
 
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