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Junger Arzt wirbt für Nachwuchs im Öffentlichen Gesundheitswesen

Özden Doğan ist 26 Jahre alt und seit September Arzt im Kreisgesundheitsamt. In Köln geboren und aufgewachsen in Leverkusen, hat es den Rheinländer nach seinem Medizinstudium in Heidelberg nach Fulda verschlagen. Hier absolviert er ein Trainee-Programm des Landkreises, um sich in fünf Jahren zum Facharzt für Öffentliches Gesundheitswesen (ÖGW) weiterbilden zu lassen.

Frisch von der Hochschule, war für ihn die Laufbahn im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD), anders als für so manchen seiner Kollegen, nicht bloß Plan B, sondern eine mit großem Enthusiasmus und viel Weitblick getroffene Entscheidung: „Ich arbeite hier daran mit, Krankheiten zu verhindern, bevor sie geheilt werden müssen. Für mich sind Prävention und Bevölkerungsmedizin die Zukunft der Gesundheitsversorgung.“

Im Fuldaer Gesundheitsamt ist er aktuell einer von acht Ärztinnen und Ärzten. Seine Entscheidung für den Facharzt im ÖGW kristallisierte sich erst am Ende des Studiums während seines Praktischen Jahres in Kliniken heraus. Unzufrieden mit den Arbeitsbedingungen und überzeugt davon, im ÖGD sein Interesse für Medizin und Gesundheitspolitik vereinen zu können, bewarb er sich für das Trainee-Programm in Fulda. „An meiner Arbeit hier schätze ich vor allem das kollegiale Arbeitsklima, dass ich ausreichend Zeit für die von mir betreuten Menschen habe und dass ich mit vielen verschiedenen Berufsgruppen oft sogar interdisziplinär zusammenarbeite“, erzählt Doğan.

Dennoch leidet die Fachrichtung an akutem Nachwuchsmangel, viele offene Stellen können nicht besetzt werden. Der Lohnunterschied zwischen Klinikärzten und Ärzten im ÖGD sei laut Doğan ein wichtiger, aber nicht der allein entscheidende Grund. Vielmehr liege es daran, dass kaum ein Absolvent wisse, was im Öffentlichen Gesundheitsdienst und im Gesundheitsamt im Speziellen passiere. „Es gibt in Deutschland keinen einzigen Lehrstuhl für die Fachrichtung, und auch die Weiterbildung ist nicht überall so gut organisiert wie in Fulda. Das muss sich dringend ändern“, fordert er. Für viele Ärzte in Praxen und Kliniken sei der einzige Berührungspunkt mit dem Amt oft nur die notwendige Meldung ansteckender Krankheiten: „Viele vergessen aber, dass es in der Medizin nicht nur darum geht, die Krankheiten Einzelner zu heilen, sondern auch, die Gesundheit der Gesellschaft von Anfang an zu gewährleisten.“ Das Thema Prävention von Krankheiten spiele gerade im Hinblick auf die Finanzierung von Gesundheitssystemen künftig noch eine weit größere Rolle, prognostiziert Doğan.

Dass der junge Arzt aus dem Rheinland selbst Bevölkerungsmediziner aus Leidenschaft ist und seinen Beruf mit großer Verantwortung gestaltet, wird im Gespräch immer wieder deutlich. Als eine große berufliche Herausforderung seiner Fachrichtung spricht er das sozioökonomische Gefälle innerhalb der Gesundheitsversorgung an: „Es gibt einfach Teile der Bevölkerung, die wir selbst mit den besten Präventionsprogrammen nicht erreichen können.“ In diesem Bereich für Verbesserung zu sorgen sei sein Ziel und eine wichtige Aufgabe des ÖGD, die dieser allerdings auch nicht allein bewältigen könne: „Hierzu braucht es dringend die Unterstützung durch die Politik, die mit geeigneten Strategien gegensteuern muss. Denn schließlich ist Gesundheit ein Grundrecht, das letztlich auch mitverantwortlich für Zusammenhalt und Sicherheit in einem Land ist.“

Info

Trainee-Programm Weiterbildung zum Facharzt für ÖGW im Landkreis Fulda
Dauer direkt nach der Approbation 5 Jahre, Vermittlung qualifizierter Weiterbildungsstellen im Landkreis. Zu absolvieren sind:
18 Monate in einer weiterbildungsberechtigten Einrichtung des öffentlichen Gesundheitswesens
36 Monate in einer Klinik, davon 6 Monate in der Psychiatrie
6 Monate Seminar in Düsseldorf (sog. Amtsarztkurs)
Facharztprüfung an der Landesärztekammer Frankfurt
Anstellung ein Jahr als Angestellter, dann als Beamter. Verpflichtung, nach der Weiterbildung eine Mindestzeit im Gesundheitsamt tätig zu sein.

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