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Ausfallsicher: Salztal Klinik produziert jetzt eigenen Strom und Wärme

Die Salztal Klinik in Bad Soden-Salmünster hatte im Winter zwei Probleme: hohe Heizkosten und die Sorge, dass die über 25 Jahre alten Heizkessel ausfallen könnten. Gelöst wurde das Problem nun mit viel Einfallsreichtum.
Bernd Otto, Geschäftsführer der Salztal Klinik, einer Fachklinik für orthopädische und rheumatologische Rehabilitation, erinnert sich an ein mulmiges Gefühl, wenn Kälteperioden länger andauerten: Die Klinik, in den 70er Jahren gebaut, erzeugte ihre gesamte Wärme mit zwei alten Gaskesseln. „Einerseits hat mir der hohe Gasverbrauch Sorgen gemacht“, erklärt Otto, „andererseits war die Anlage ausfallgefährdet. Das können wir uns nicht erlauben, unser Haus ist das ganze Jahr über belegt.“ Die Anlage muss zudem einiges leisten: „In Kliniken gibt es auch an die Warmwasserversorgung hohe Hygieneanforderungen: Damit sich in den Leitungen keine Legionellen bilden können, brauchen wir eine konstante Temperatur von 75 bis 80 Grad am Kesselausgang, das sind 25 bis 30 Grad mehr als in Neubauten üblich.“ Eine Heizungsmodernisierung war damit unvermeidlich. „Neben einer stabil laufenden, sicheren und effizienten Anlage wollten wir zukünftig unseren eigenen Strom produzieren“, erklärt Otto.
Sicherheit, Effizienz und Eigenstromverbrauch
Roland Völker, Projektleiter der Fuldaer RhönEnergie Effizienz und Service GmbH, entwickelte die richtige Lösung für die Klinik: „Ein modernes Blockheizkraftwerk, das auf dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung beruht, erfüllt den Wunsch nach mehr Effizienz und der Eigenstromnutzung: Etwa 90 Prozent der im Brennstoff enthaltenen Energie werden in Wärme und Strom umgewandelt.“ Die Klinik nutzt den im BHKW erzeugten Strom, der Überschuss wird ins Netz eingespeist und vergütet. Die Abwärme wird für Heizung und Warmwasseraufbereitung genutzt. Das Thema Ausfallsicherheit wurde trotz der sehr beengten Platzverhältnisse im Tiefkeller kreativ gelöst: „Neben dem BHKW war nicht genug Platz für einen zweiten Kessel oder ein weiteres BHKW, deswegen haben wir an der Längswand des Kellers fünf kompakte Gas-Brennwertthermen als Backup installiert.“
„Patienten haben nichts gemerkt“
Durch den laufenden Betrieb in der Klinik musste man strategisch und schrittweise beim Ein- und Ausbau vorgehen: Nachdem der erste Kessel entfernt war, wurden die fünf Brennwertthermen installiert. „Wir hatten das Problem, dass die alten Kessel, aber auch die gesamte neue Technik aus dem engen Keller per Kran durch einen Schacht heraus- und hineingehoben werden mussten“, erklärt Völker. Gerade bei älteren Gebäuden mit schwer zugänglichen Kellerräumen hat man solche Arbeiten oft nicht im Blick – und im Budget. Die Gasthermen, die alle schrittweise in Betrieb genommen wurden, flankierten den Ausbau der alten Kessel. Zuletzt wurde das BHKW als Herzstück der Anlage eingebaut. „Unsere Patienten haben nichts gemerkt – genauso war es geplant“, so Otto. Mit dem Projektverlauf, aber auch der Zusammenarbeit aller Dienstleister ist der Geschäftsführer sehr zufrieden: „Teilweise waren inklusive Schornsteinfeger und Haustechnik sechs, sieben Parteien vor Ort.“
Strom- und Gasrechnung reduziert, CO2 gespart
Investieren musste die Klinik eine mittlere sechsstellige Summe: „Das ist natürlich keine Kleinigkeit“, gibt Otto zu „aber wir haben in den letzten drei Monaten schon knapp 10.000 Euro an Heiz- und Stromkosten eingespart. Allein unsere Stromrechnung wird durch unsere Eigenproduktion annähernd halbiert. Unser Gasverbrauch sinkt außerdem – obwohl das BHKW und die Thermen ja Gas verbrennen. Hier zahlt sich der Effizienzgewinn der neuen Anlagen direkt aus.“ Interessant ist für ihn auch der Umweltaspekt: Durch die effiziente dezentrale Strom- und Wärmeerzeugung werden pro Jahr etwa 70 Tonnen CO2 eingespart.
www.salztalklinik.de
http://re-effizienz.de/

 

Infokasten: Tipps für die Heizungsmodernisierung

Herr Otto, was empfehlen Sie medizinisch-therapeutischen Einrichtungen, die modernisieren müssen?
Bernd Otto: Man muss die Fördermöglichkeiten kennen, die technische Ausstattung, den Effizienzgrad, die Größe der Anlage, das sind unheimlich viele Parameter. Häufig wird etwa der Fehler gemacht, die Anlage viel zu groß zu planen. Dies konnten wir umgehen, weil wir unseren eigenen Verbrauch über das ganze Jahr sehr genau kannten. Unser Strom- und Gasversorger liefert seit Jahren die entsprechenden Lastkurven.

Was kann die eigene Haustechnik leisten?
Otto: Wichtig ist es, das eigene Team ins Boot zu holen. Unser Haustechniker kontrolliert die Anlage jeden Tag und muss genau verstehen, wie sie am effizientesten läuft. Unser Projektleiter hat ihn deswegen eng eingebunden und eingewiesen. Das halte ich für eine absolute Bedingung.

Wie geht es nach Projektende weiter?
Otto: Die Betriebsführung wird auch der Ingenieursdienstleister übernehmen. Er erfüllt gewisse Gewährleistungspflichten und hat die Pflicht zur ständigen Optimierung der Anlage. Die Heizungsmodernisierung ist bei uns nur der Startschuss, die energetische Optimierung wird weitergehen.

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