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Journalist Heribert Prantl beim Jahresauftakt der KAB – Klare Absage an Extremismus – Plädoyer für Europa

Für einen Zeitraum von eineinhalb Stunden konnte man bei 200 Zuhörern in der Aula des Fuldaer Bonifatiushauses eine Stecknadel fallen hören, als der Journalist Heribert Prantl bei der Jahresauftaktveranstaltung 2019 der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Diözesanverband Fulda zum Thema „Vom Populismus zum Extremismus – Die Wiedergeburt von alten Wahnideen und Idiotien – und was dagegen zu tun ist“ sprach. Unterbrochen wurde sein Plädoyer für Europa und seine Absage an Extremismus ab und zu von Beifall, bevor ein nicht enden wollender Schlussaplaus bewies, das der Journalist nicht nur den Nerv, sondern auch Herz und Verstand der Zuhörer erreicht hatte.

Höchste Aufmerksamkeit fanden die Ausführungen von Prof. Dr. Heribert Prantl, Leiter des Ressorts Meinung bei der Süddeutschen Zeitung zur Frage von Populismus und Extremismus. Per se müsse man „Populismus“ als wertneutrales Mittel zum Transport von Politik sehen. Gefährlich werde es jedoch, wenn mit extremen Gedankengut populistisch verpackt Ängste in Menschen wachgerufen werden. Diese Ängste seien gefährlich und führten schnell zu einem gefährlichen Nationalismus wie er weltweit derzeit zu beobachten sei. An internationalen Politiker Beispielen wie Trump, Erdogan, Duterte, Salvini, Strache und Orban machte Prantl den aufstrebenden populistischen extremen Nationalismus deutlich. „Eine Politik wie sie Trump macht, zerstört Anstand und Respekt“ wird Prantl deutlich.

Mit Verweis auf 70 Jahre Menschenrechte zitierte er den „Geist der Brüderlichkeit“. „Leute wie Gauland und Weidel verdammen diese Brüderlichkeit in die Abstellkammer“.

Der Jahresbeginn 2019 sei ganz besonders von extrem nationalistischen Gedanken geprägt. Während viele Europäer ihre Kräfte für ein vereintes Europa sammeln und sich engagieren müsse man dennoch den Eindruck gewinnen, dass die Anti-Europäer derzeit stärker seien. Dies werde gerade am Brexit deutlich.

„Europa ist bedroht“ und damit sei unsere Heimat bedroht, machte Prantl deutlich und sprach sich für die Liebe zur Heimat aus. „Heimat ist das was Halt gibt. Eine Politik, die Halt gibt, ist eine Politik gegen den Extremismus“ und erteilte dem Missbrauch des Wortes Heimat als „nationalistisches altes Geschwurbel über Identität“ eine Absage.

Heimat bedeute auch die Freiheit sich bewegen zu können. Die offenen Grenzen Europas könnten als Markenzeichen für diese Freiheit dienen.

Nicht alte kleingeistige nationalistische Abschottung dürfe die Zukunft prägen, vielmehr müssten alle demokratischen politischen Kräfte sich für den Sozialstaat, für ein soziales Europa engagieren und mitgestalten. Dies dürfe sich aber nicht nur auf starke städische Regionen begrenzen, sondern müsse auch die ländlichen Gebiete einbeziehen. Wirtschaften dürfe nicht nur als Gewinnmaximierung verstanden werden, sondern müsse auch dazu dienen, dass Menschen ihre Heimat in den Provinzen haben, dort ihre Wurzeln spüren und sich aufgehoben fühlen.

Gerade die europäische Politik müsse sich abwenden von einem ungezügelten Finanzkapitalismus und dem Erscheinungsbild eines Gebildes, das nur aus Vorschriften bestehe. Vielmehr müsse alles getan werden um den Menschen das Wir-Gefühl als Europäer zu geben.

Die Nation Europa sei eine junge zarte Pflanze, die für ihre Menschen trotz aller Konstruktionsfehler, trotz seiner demokratischen und sozialen Defizite Heimat und Zukunft biete, so Prantl.

Er rief die KAB wie alle Verantwortungsträger in NGO, Kirche, Politik und Wirtschaft auf, sich für den Sozialstaat und damit für alle Menschen, unabhängig ihrer Leistungsfähigkeit zu engagieren. Insbesondere hob er die Förderung der Kinder, die Förderung der Menschen mit Behinderung und die Pflege und Sorge um die Alten hervor.

Einem nationalistischen Extremismus, der vielfach auch rassistisch geprägt sei, könne mit einfachen Mitteln entgegengetreten werden. „Demokratie ist ein Grundprinzip. Sie ist das erfolgreichste, beste und friedlichste Betriebssystem“ ermunterte der Journalist die Zuhörer zum Handeln und weiter „Demokratie heißt: Jeder hat eine Stimme, keiner ist mehr wert als der andere, alle sollen mitbestimmen, was zu geschehen hat. Junge und Alte, Altbürger und Neubürger, Menschen mit oder ohne Behinderungen“.

Im vorangegangenem Eröffnungsgottesdienst in der Kapelle des Bonifatiushauses, Mitveranstalter des KAB IMPULS 2019, hatte KAB Diözesanpräses Pfarrer Christian Sack dazu aufgerufen, die Liebe Gottes, die jeder Christ von Gott erhalte, an die Menschen im eigenen Umfeld weiter zu geben. „Als Getaufte sind wir aufgerufen Gottes Liebe weiter zu verschenken“.

Der KAB Diözesanvorsitzende Marcus Müller, der unter den 200 Gästen viele Verbands- und Organisationsvertreter, sowie Vertreter der Kommunalen Gremien wie auch Abgeordnete aus Land- und Bund willkommen heißen konnte, warb in seiner Begrüßung um aktives Engagement für die freiheitlich demokratische Grundordnung und gegen jegliche Art von Extremismus und Rassismus. Dabei betonte er, dass es für die KAB eine Selbstverständlichkeit sei, diesen Kampf ausschließlich mit demokratischen Mitteln zu führen und erteilte jeder Art von Gewalt eine Absage.

Mit einem kleinen Kaffeepräsent aus dem KAB eigenen Kaffeeprojekt in Guatemala bedankte sich der Diözesanvorsitzende Egon Schütz am Ende der Veranstaltung bei dem Referenten.

 

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