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Buchenwald liegt neben Weimar – Eduard-Stieler-Schule auf Klassenfahrt

„Alles sagt mir: Nichts wie raus aus dem Land, in dem für alle Zeit Buchenwald nahe Weimar liegt, das nicht mehr meines ist oder sein darf, in dem mich zu wenig hält“, sagt der „Aktenbote“ Theo Wuttke in Günter Grass’ Roman „Ein weites Feld“.
Nein, Herr Wuttke, wir bleiben da, und wir gucken hin: nach Weimar und nach Buchenwald.
Der Deutsch-Leistungskurs und der Literaturkurs der Jahrgangssstufe 12 des Beruflichen Gymnasiums der Eduard-Stieler-Schule (ESS) in Fulda stellte sich dieser Herausforderung und erlebte mit seinen Lehrern Rene-André Kohl, Johanna Ries und Hugo Zentgraf vom 15. bis zum 17. Februar 2019 ein ebenso spannendes wie emotional aufwühlendes Wochenende.
Zunächst einmal erwiesen sich die beiden Führungen durch das Goethe- und durch das Schillerhaus als Glücksfall, weil die Kurse beide Male von der derselben gleichermaßen kompetenten wie erfrischend empathischen Frau durch die Ausstellungen begleitet wurden.
Am Freitagabend dann stand der erste Besuch im Deutschen Nationaltheater an, genau da, wo neun Tage zuvor Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einer großen Rede des hundertsten Jahrestages der Eröffnung der Weimarer Nationalversammlung an ebendiesem Ort gedacht hatte. Jetzt aber hob sich der Vorhang für William Shakespeares Tragödie „Macbeth“, jenes Spiel um falschen Ehrgeiz, die Verlockungen der Macht, um Verbrechen, die immer weitere nach sich ziehen, und die Geister des Gewissens, die die Mörder des Nachts heimsuchen und ihnen die Erquickung des Schlafes verweigern. Die Weimarer Aufführung rückt die Geschichte um den Königsmörder allerdings auf befremdliche Weise ins Groteske: In dem atemberaubenden Bühnenbild eines „Weimarer Hauses“ lässt sich die eigentliche Handlung oft nur noch ansatzweise erkennen; und doch blitzen immer wieder die beklemmende Aktualität und die Nähe zur genuin Weimarer Geschichte und Gegenwart, zur Last, die die Stadt – und Deutschland – in den aberwitzigen Koordinaten zwischen Goethes Weimar und Himmlers Buchenwald zu tragen hat, auf. Dass Macbeth von Corinna Harfouch gespielt wird, die die Schüler als Mutter von Käptn Peng und als Rabia von Katzenstein in „Bibi Blocksberg“ kennen, stellte ein besonderes Schmankerl dar.
Am Samstagabend wurde – wie könnte es in Weimar anders sein? – Goethes „Faust“ im Nationaltheater gegeben. Die beiden Deutschkurse erlebten einen denkwürdigen Auftritt und eine insgesamt schwache Inszenierung. Lutz Salzmann ist als Faust seiner Rolle nicht gewachsen, Nora Quest darf als Gretchen ihr Potenzial nicht entfalten, und der Text ist an den falschen Stellen gekürzt worden; einzig Sebastian Kowski als Mephisto weiß zu überzeugen.
Immerhin boten die Theaterbesuche reichlich Stoff für Diskussionen zwischen Schülern und Lehrern.
Und am Sonntag dann das Kontrastprogramm zum Deutschland der Dichter und Denker: der Besuch im ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald, das nur wenige Kilometer von Weimar entfernt 1937 auf dem Ettersberg errichtet wurde, an jenem Ort, wo Goethe dereinst spazieren zu gehen pflegte. Schüler und Lehrer verzichteten auf eine professionelle Führung durch die Gedenkstätte und erschlossen sich Buchenwald auf eine sehr persönliche, gleichwohl sehr intensive Art selbst.
Dergestalt inspiriert und erfüllt von vielschichtigen und bewegenden Eindrücken, traten die Fuldaer am späten Sonntagnachmittag die Heimreise an.

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