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E-Zigaretten weltweit – zwischen Förderung und Verbot

Weltweit greifen immer mehr Menschen zur E-Zigarette. Allein in den USA wird die Zahl der Dampfer auf acht Millionen geschätzt. Gleichzeitig formiert sich eine breite Front gegen die E-Zigarette. Einige Kritiker fordern ein striktes Verbot und begründen ihre rigorose Haltung mit dem Argument, dass Jugendliche geschützt werden müssten. In anderen Ländern, wie zum Beispiel in Großbritannien und in der Schweiz, sieht man auch die positiven Seiten der E-Zigarette: Hier soll die E-Zigarette zur Schadensminderung eingesetzt werden. Dieser Ansatz stützt sich auf wissenschaftliche Studien, die nachweisen, dass E-Zigarette effektiver als konventionelle Mittel bei der Rauchentwöhnung helfen.

San Francisco – Schauplatz eines erbitterten Krieges

Im Juni 2019 fasste der Stadtrat von San Francisco einen Beschluss, der für Aufsehen sorgt. Die Stadträte beschlossen, dass nur noch solche E-Zigaretten und Liquids verkauft werden dürfen, die eine Zulassung der US-Gesundheitsbehörden besitzen. Damit ist San Francisco die erste Großstadt, in der der Verkauf von E-Zigaretten und Zubehör de facto verboten ist, denn bisher kann keines der im Handel angeboten Produkte eine solche Zulassung vorweisen.

Die Vorgeschichte

Dieser aufsehenerregende Beschluss kam nicht aus heiterem Himmel. Schon seit längerer Zeit verfolgen US-amerikanische Pharmakonzerne die zunehmende Akzeptanz der E-Zigarette als Mittel zur Rauchentwöhnung mit wachsendem Argwohn. Jahrzehntelang haben einige Firmen mit nikotinhaltigen Rauchstopp-Medikamente gute Geschäfte gemacht.

In der Öffentlichkeit treten die Vertreter der Pharmaindustrie jedoch nicht auf. Sie nutzen ihren Einfluss auf Politiker und Organisationen und finden ‚Fachleute‘, die vehement auf die Gefahren der E-Zigarette hinweisen. Viele Organisationen, die vorgeben, dass sie Jugendliche vor den Gefahren des Rauchens schützen wollen, bekommen Spenden von Firmen wie Johnson & Johnson – dem Hersteller der Nicorette. Die Lobbyarbeit zeigte Früchte. Es gab riesige Kampagnen und eine Bürgerbefragung. Das Ergebnis: Seit Juni des vergangenen Jahres sind Aromen verboten. In San Francisco dürfen seitdem nur noch Liquids mit ’natürlichem‘ Geschmack (Tabak und Menthol) verkauft werden. Mit dem Beschluss, der kürzlich gefasst wurde, errangen die Gegner der E-Zigarette einen noch größeren Erfolg. Doch die E-Zigaretten-Hersteller wollen sich nicht kampflos ergeben. Juul kündigte an, seinen Hauptsitz in die Innenstadt von San Francisco zu verlegen, um sich als Big Player zukünftig bei Wirtschaftspolitikern mehr Gehör zu verschaffen.

Die Situation in der Schweiz

Bei unseren Schweizer Nachbarn zeigt sich ein völlig anderes Bild. Bisher gibt es in der Schweiz in Bezug auf E-Zigaretten keine gesetzlichen Regeln. Es gibt kein Werbeverbot und keine Altersbeschränkung für den Verkauf von E-Zigaretten. Das wird von vielen Fachleuten durchaus kritisch gesehen. Solche gesetzlichen Regelungen werden zwar seit längerer Zeit auf politischer Ebene diskutiert, doch bisher gibt es keinen Termin für eine endgültige Entscheidung. Eine Prognose, wie eine solche Entscheidung ausfallen würde, wagt bisher niemand.

Schadensminderung statt Null-Toleranz-Politik

Das heißt nicht, dass die Schweizer bei diesem Thema untätig wären. Insbesondere in der deutschsprachigen Schweiz gehen einige Verantwortlichen mit dem Thema E-Zigarette pragmatisch um. Sie vertreten die Meinung, dass allgemeine Verbote wenig hilfreich sind und bevorzugen das Prinzip der Schadensminderung. Das ist ein Begriff, der bisher mit illegalen Drogen in Verbindung gebracht wurde. An Stelle von Null-Toleranz tritt bei diesem Ansatz die Einsicht, dass es im Falle einer starken Sucht vorteilhafter ist, den Schaden durch weniger riskante Alternativen zu begrenzen und den Betroffenen auf diese Weise zu helfen.

Gratis-Abgabe von E-Zigaretten

Suchthilfe Ost ist eine Hilfsorganisation, die dieses Prinzip nun auf die Rauchentwöhnung übertragen will. Der Vorreiter startete ein Pilotprojekt und gibt seit kurzer Zeit gratis E-Zigaretten an Nikotinsüchtige ab. Die Begründung: Die Betroffenen müssen so gut es geht vor einer Erkrankung an Lungenkrebs geschützt werden. Im Sommer 2020 sollen die Daten und Erfahrungen ausgewertet und eine Entscheidung über die weitere Vorgehensweise getroffen werden.

Das Ziel muss eine differenzierte Betrachtungsweise der E-Zigarette sein

Wer die öffentliche Diskussion und die Berichterstattung in den Medien aufmerksam verfolgt, erkennt schnell, dass es zu diesem Thema x verschiedene Meinungen gibt. Dass der Streit immer erbitterter geführt wird, hat nicht zuletzt damit zu tun, dass hinter jeder Position handfeste finanzielle Interessen stehen. Eine ablehnende Haltung wird in vielen Fällen mit den Erfordernissen des Jugendschutzes begründet. Dieses Argument ist wichtig, denn Untersuchungen zeigen, dass viele Raucher bereits als Minderjährige mit dem Rauchen begonnen haben. Ziel muss es also sein, junge Männer und Frauen frühzeitig über die gesundheitlichen Risiken von Tabak- und E-Zigaretten aufzuklären, damit sie gar nicht erst mit dem Rauchen beziehungsweise Dampfen beginnen.

Gleichzeitig ist es wichtig, den Schutz der öffentlichen Gesundheit im Auge zu behalten. Viele Raucher scheitern immer wieder beim Versuch, sich das Rauchen abzugewöhnen. Obwohl in allen entwickelten Ländern Entwöhnungskurse angeboten werden und nikotinhaltige Pflaster, Kaugummis oder Sprays zur Unterstützung bei der Entwöhnung angeboten werden, bleiben die Raucherquoten hoch. Die E-Zigarette erweist sich als deutlich hilfreicher. Zwar tritt die E-Zigarette bei den meisten Ex-Rauchern langfristig an die Stelle der Tabakzigarette – doch für die Gesundheit ist der Wechsel ein Gewinn.

Jugendschutz und Gesundheitsschutz – beide Aspekte müssen berücksichtigt werden

Schwarz-Weiß-Diskussionen wie in San Francisco sind aus den genannten Gründen wenig hilfreich. Besser wäre es, wenn bei der Diskussion um die E-Zigarette Jugendschutz und Gesundheitsschutz voneinander getrennt werden. Nur so ist es möglich, einen Weg zu finden, der allen Seiten gerecht wird und der allgemeinen Gesundheit zu Gute kommt.

Foto: Sarah Johnson, blacknote.com

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