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Bundesweites Schutzprojekt startet Feldforschung zur Mopsfledermaus in insgesamt acht Bundesländern

Bereits im Januar wurde sie zur „Fledermaus des Jahres 2020-2021“ gekürt. Nach Ende ihrer Winterruhe sucht sich die Mopsfledermaus nun vor allem in alten Bäumen mit abstehender Rinde, in Stammrissen oder Baumspalten ihre Sommerquartiere. Doch wo in unseren Wäldern gibt es Mopsfledermäuse? Wie nutzen diese Tiere ihre Lebensräume und wie lassen sich die Bedingungen für die bedrohte Art verbessern? Um diese Fragen zu beantworten, beginnen ab Mai in acht Bundesländern Feldforschungsarbeiten zur deutschlandweiten Verbreitung der Mopsfledermaus. Die Arbeiten sind Bestandteil eines bundesweiten Schutzprojekts im Bundesprogramm Biologische Vielfalt. Das Bundesland Hessen stellt eine der Forschungsregionen dar. Hier wird unter Leitung der Naturstiftung David vor allem in der Rhön, im Kellerwald und im Spessart nach Quartierbäumen der seltenen Fledermausart gesucht.

 

Bis Ende der 1990er Jahre galt die Mopsfledermaus in Hessen als ausgestorben. Mittlerweile sind wieder elf Kolonien mit rund 200 Weibchen für das Bundesland nachgewiesen. Mit Unterstützung der Forstämter und Ehrenamtlicher soll nun das Wissen um die Verbreitung der Mopsfledermaus in Hessens Wäldern vertieft werden. „Das Land Hessen setzt sich im bundesweiten Verbundprojekt „Mopsfledermaus“ gemeinsam mit den Partnern dafür ein, die Lebensbedingungen dieser sehr gefährdeten Art in Hessen zu verbessern und ihre Wiederverbreitung zu sichern“, machte die Hessische Umweltministerin Priska Hinz deutlich. „Die im Projekt geplante Erarbeitung eines Leitfadens mit konkreten Maßnahmen für eine artgerechte forstliche Bewirtschaftung ist eine wichtige Grundlage. Die Einbindung der Forstämter in das Projekt sichert eine realistische Umsetzung und Akzeptanz in der Forstwirtschaft.“ Das Land Hessen fördert das Vorhaben mit 165.000 Euro. Dazu fließen rund 700.000 Euro Bundesmittel im Rahmen des Projektes nach Hessen.

Um zunächst die Verbreitung der kleinen Säugetiere in den hessischen Forschungsregionen zu untersuchen, werden unter anderem Ruferfassungsgeräte, sogenannten Mini-Batcorder, eingesetzt. Wenn eine Mopsfledermaus zwischen Baumwipfeln und an Waldrändern Kleinschmetterlinge jagt und dabei ihren unverkennbaren Ortungslaut ausstößt, zeichnen ihn diese Geräte auf. Gelingt der Nachweis der seltenen Art in einem Gebiet, werden anschließend einzelne Tiere von Forschenden mit Netzen gefangen und mit einem Sender versehen. Damit lassen sich die Quartiere der Fledermäuse ausfindig machen. Anhand dieser Erkenntnisse wird in Hessen die Raumnutzung sowie das Jagdverhalten der Mopsfledermaus untersucht, um später gemeinsam mit örtlichen Forstpraktikerinnen und -praktikern konkrete Schutzmaßnahmen zu entwickeln und umzusetzen. Die Naturstiftung David arbeitet dabei eng mit dem hessischen Institut für Tierökologie und Naturbildung zusammen. Der Landesbetrieb HessenForst unterstützt das Projekt über die Forstämter vor Ort.

Nicht nur in Hessen, auch in Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen und Thüringen wird die heimische Mopsfledermaus untersucht. Die Feldforschungsarbeiten bilden den ersten zentralen Baustein für ein Verbundprojekt von Stiftung FLEDERMAUS, Naturstiftung David, NABU Baden-Württemberg, NABU Niedersachsen sowie der Universität Greifswald. Das Projekt zum Schutz und zur Förderung der Mopsfledermaus in Deutschland wird bis Dezember 2024 im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert.

 

Über die Mopsfledermaus

Die Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) zählt bundesweit zu den stark gefährdeten bzw. vom Aussterben bedrohten Arten. Sie bevorzugt naturnahe Wälder und hat einen ihrer europäischen Verbreitungsschwerpunkte in Deutschland. In den 1950er bis 1970er Jahren führten Quartierverluste und eine Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft zu dramatischen Bestandseinbrüchen. Pestizide reduzierten das Nahrungsangebot für die hoch spezialisierte Mopsfledermaus erheblich. Vielerorts wurde Alt- und Totholz in unseren Wäldern beseitigt und die Landschaft mehr und mehr durch Verkehrswege zerschnitten. Die anspruchsvolle Fledermausart überlebte in Deutschland und Westeuropa nur in wenigen Reliktgebieten.

 

Über das Projekt

Das Projekt „Schutz und Förderung der Mopsfledermaus in Deutschland“ hat zum Ziel, die Mopsfledermaus zu schützen. Ihre Lebensräume sollen optimiert und vernetzt werden, um der Verantwortung Deutschlands für den Erhalt der Art gerecht zu werden. Ein zentraler Baustein hierbei ist eine naturnahe Waldbewirtschaftung, denn sie fördert Baumstrukturen, die die Mopsfledermaus als Lebensraum benötigt. Daher engagiert sich das Projekt für eine enge Zusammenarbeit mit den öffentlichen wie privaten Waldeigentümerinnen und -eigentümern sowie der Forstwirtschaft. Gemeinsam sollen geeignete Schutzmaßnahmen für die Art in eine forstliche Nutzung integriert werden.

Das Verbundprojekt „Schutz und Förderung der Mopsfledermaus in Deutschland“ wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) mit 4,3 Mio. Euro gefördert. Die Teilprojekte des Vorhabens werden darüber hinaus von den jeweiligen Ländern und weiteren Partnern unterstützt. Das finanzielle Gesamtvolumen beträgt 5,44 Mio. Euro.

 

Website: www.mopsfledermaus.de

Weitere Infos: biologischevielfalt.bfn.de/bundesprogramm

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