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VBE gegen Rückkehr weiterer Klassen vor dem 18. Mai

Die Ankündigung des hessischen Kultusminister Lorz gestern im ZDF-Morgenmagazin, dass „spätestens am übernächsten Montag“ weitere Klassen in die Schulen kommen sollen, hat den Verband Bildung und Erziehung (VBE) Hessen alarmiert. „Morgen werden Bund und Länder über die nächsten Schritte beraten. Bei den letzten Gesprächen hieß es, erst nach 14 Tagen könnten die Auswirkungen der ersten Lockerungen gesehen und beurteilt werden. Es wäre also ein Widerspruch, wenn nach der Wiederaufnahme des Unterrichts am 27. April in Hessen schon acht Tage später die Rückkehr weiterer Schulklassen entschieden wird“, stellt der VBE-Landesvorsitzende Stefan Wesselmann fest.

Der VBE Hessen appelliert daher an die Politik, die Entscheidung über nächste Schritte zur Öffnung der Schulen nicht zu überstürzen. „Chaos gab es in den vergangenen beiden Wochen genug!“, so der VBE-Landesvorsitzende.

So ließen die den Schulen versprochenen Vorgaben u.a. zu Lernangeboten für zu Hause, digitalem Lernen, Leistungsbewertung u.v.m. auf sich warten. Die Schulen mussten sich unterdessen unter enormem Zeitdruck und bei vielen Unsicherheiten auf die Rückkehr der ersten Schüler/innen vorbereiten, auch der dafür erforderliche Hygieneplan kam erst kurz vor Wiederaufnahme des Unterrichts an. An den Grundschulen war all diese Mühe bekanntlich umsonst – die ebenfalls unter Zeitdruck verfasste Verordnung hielt einer Klage vor Gericht nicht stand.

Wenige Lehrkräfte für viele Lerngruppen

Auch wenn inzwischen einige rechtsverbindliche Vorgaben an den Schulen angekommen sind: „Vor der Rückkehr der nächsten Klassen gibt es erneut vieles zu klären und zu organisieren“, sagt Wesselmann. Zu bedenken ist beispielsweise, dass die Schulen nicht unendlich viel Raum für die in jeweils 2 bis 3 Lerngruppen aufgeteilten Klassen haben. Ein noch größeres Problem ist, dass zahlreiche Lehrkräfte der Risikogruppe angehören und daher nicht im Präsenzunterricht eingesetzt werden dürfen. Zudem laufen parallel die Notbetreuung und das Lernen zu Hause weiter.

„Wie die weiterführenden Schulen unter solchen Bedingungen und bei Einhaltung der Hygienestandards Unterricht für noch mehr anwesende Klassen auf die Beine stellen sollen, ist schwer vorstellbar – erst recht, wenn uns für die Planung nicht ausreichend Vorlauf zugestanden wird“, so der VBE-Landesvorsitzende.

 

Hygienevorgabe: Frischluft rein! Passivbau: Fenster zu!

Grundsätzlich hält der VBE Hessen es für möglich, dass bestimmte Kommunen bzw. Schulamtsbereiche ihre Schulen früher und zügiger für alle Schüler/innen öffnen als andere – je nach Gefahrenlage, die das Gesundheitsamt und das Staatliche Schulamt vor Ort gemeinsam beurteilen müssten. Voraussetzung muss aber sein, dass die Schulen über notwendige personelle und Raum-Kapazitäten verfügen und dass dort die Vorgaben zu Hygiene und Abstand eingehalten werden können. Bislang ist das nicht überall der Fall, zum Beispiel weil Schulen keine Waschbecken in den Klassenzimmern haben oder sich die Fenster im Passivbau nicht öffnen lassen.

Ein an der Situation vor Ort orientiertes Vorgehen hat das Hessische Kultusministerium (HKM) bislang allerdings nicht als Option benannt. Auch zu anderen Themen schweigt das HKM aus Sicht des VBE Hessen schon zu lange: „Die Grundschulen hängen seit der Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs in der Luft – das ist unerträglich. Zumindest eine Aussage, bis wann auf keinen Fall mit der Rückkehr der Viertklässler zu rechnen ist, würden wir erwarten“, erläutert Wesselmann die Unsicherheit von Eltern, Kindern und dem gesamten schulischen Personal.

Auch zu den Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung hat sich das HKM in den bisherigen zahlreichen Schreiben, Vermerken und Erlassen zu „Schule in Zeiten der Pandemie“ nicht geäußert. „Die Kinder und Jugendlichen an diesen Schulen scheinen völlig aus dem Blick geraten zu sein – obwohl sowohl der Präsenzunterricht als auch das Lernen von zu Hause gerade hier eine besondere Herausforderung sind!“

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