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Am 22. März ist Weltwassertag – Infos über „virtuelles Wasser“

Schönes aus Fulda. Am Donnerstag, dem 22. März, ist Weltwassertag. In diesem Jahr lautet das Motto „Zeit zum Handeln – Wasserknappheit und Dürre“. Besondere Aufmerksamkeit wird in diesem Jahr auf das so genannte „Virtuelle Wasser“ gelenkt. So wird jenes Wasser bezeichnet, welches nicht nur unmittelbar in einem Produkt enthalten ist, sondern das zu seiner Herstellung dient. Der Weltwassertag geht auf den Erdgipfel der Vereinten Nationen im Jahr 1992 zurück. Damals hatten in Rio de Janeiro 178 Staaten beschlossen, jährlich einen Weltwassertag durchzuführen. Volker Strauch vom Umweltzentrum Fulda hat anlässlich des Weltwassertages einige interessante Informationen rund um das Wasser zusammengestellt.

Der direkte und virtuelle Wasserverbrauch

Direkt verbraucht jeder deutsche Bundesbürger rund 126 Liter Wasser am Tag. Nicht so offensichtlich ist der „versteckte“ Wasserverbrauch. Viele Tomaten, die in Deutschland verkauft werden, stammen aus Gewächshäusern in Südspanien. Ein Teil des Wassers, das dort verbraucht wird, muss über hunderte Kilometer zugeleitet werden. Die 13 Liter für eine 70-Gramm-Tomate fehlen in Spanien an anderer Stelle. In jeder Tasse Kaffee verbergen sich 140 Liter virtuelles Wasser. Die Produktion von einem Kilogramm Weizen benötigt ca. 1.100 Liter Wasser und in einem Kilo Rindfleisch stecken rund 15.000 Liter hat das Institute for Water Education der UNESCO errechnet. In diesen Wert geht nicht nur der Verbrauch von Trinkwasser für die Tiere ein, sondern auch die Bewässerung von Futterpflanzen.

Auch in nicht essbaren Produkten steckt viel virtuelles Wasser: Für die Produktion eines einzigen DIN-A-4-Blattes sind nach Angaben der UNESCO im weltweiten Durchschnitt zehn Liter Wasser erforderlich, für einen Mikrochip mit einem Gewicht von zwei Gramm 32 Liter und für ein Baumwoll-T-Shirt werden 2000 Liter Wasser benötigt. Zieht man die Bilanz des virtuellen Wassers, verbraucht jeder Deutsche pro Tag 4000 Liter Wasser.

70 Prozent des Wassers werden in der Landwirtschaft genutzt

Weltweit werden 70 Prozent des Wassers, das der Mensch verbraucht, in der Landwirtschaft genutzt. Besonders hoch ist der Wassereinsatz in der Fleischproduktion, denn ein Rind säuft nicht nur viel, sondern frisst auch viel Gras, das zum Wachsen Wasser braucht. Zu berücksichtigen ist auch, in welchem Zustand das genutzte Wasser in die Landschaft zurückfließt. Nach einer aktuellen Studie werden 2,4 Prozent des Ackerbaulandes der Welt mit Baumwolle bepflanzt, aber die Baumwollproduktion bietet die Grundlage für 24 Prozent des globalen Insektizidmarktes und elf Prozent aller Pestizidverkäufe.

Global wird im In- und Export mit virtuellem Wasser gehandelt. Viele Länder versuchen, ihre schwindenden Wasservorräte durch sofort verfügbare und scheinbar kostengünstige Waren auszugleichen. Virtuelles Wasser kostet erstaunlich wenig. Die Weizenpreise sind in den letzten 100 Jahren stetig gefallen. Auf dem von den USA und der EU beherrschten Markt für landwirtschaftliche Produkte wird Weizen gegenwärtig für etwa die Hälfte der Produktionskosten gehandelt. Viele wasserarme Staaten wollen sich jedoch nicht in diese Abhängigkeiten begeben und fördern mit hohem Aufwand eigenes Wasser. Beispielsweise ist man in Libyen um größere Nahrungsmitteltunabhängigkeit vom Ausland bemüht: Mit dem Great-Man-Made-River Projekt soll Wasser aus Tiefbrunnen im Norden über unterirdische Rohre an die Mittelmeerküste gepumpt werden, um dort etwa 200 000 ha Ackerland zu berieseln. Die geschätzten Kosten des Mammutprojekts betragen 25 Milliarden Dollar.

Deutschland gehört zu den zehn größten Wasserimporteuren weltweit

Die UNESCO hat errechnet, dass in Industriestaaten wie Deutschland die Importprodukte zu 50 bis 80 Prozent zum virtuellen Wasserverbrauch des Landes beitragen. Deutschland gehört zu den weltweit zehn größten Wasserimporteuren.
Die Erkenntnisse über den virtuellen Wasserverbrauch können helfen, globale Wasserprobleme zu lösen. Wichtig und aussichtsreich sind Methoden, durch sparsame Bewässerungstechniken den Wasserverbrauch je Tomate oder Kaffeestrauch deutlich zu senken. Auch die Entscheidungen wasserarmer Länder zur Ausweitung von Getreide- und Gemüseanbau in Trockengebieten muss gut abgewogen werden.

In der Europäischen Union können der Klimawandel und die zunehmende Verstädterung die Situation verschärfen. In erster Linie sind Südosteuropa und der Mittelmeerraum betroffen, aber auch in unseren Breiten könnte in den Sommermonaten vermehrt Wasserknappheit auftreten. Zukunftsorientiert ist die Mehrfachnutzung von Wasser in Kreislaufsystemen. Und für die Verbraucher bietet das Wissen um den virtuellen Wasserverbrauch die Chance, beim Einkaufen zu berücksichtigen, wie viel kostbares Wasser für die Produktion der Waren verbraucht wird. Virtuelles Wasser ist eine Ressource, die weltweit gehandelt wird und unser Lebensstil beeinflusst erheblich die globale Verfügbarkeit von Süßwasser.

Infos zum Wassersparen im Umweltzentrum

Im Umweltzentrum Fulda gibt es sowohl Informationen zum direkten Wassersparen in privaten Haushalten als auch zu regionalen Lebensmitteln, in denen wenig globales virtuelles Wasser enthalten ist. Schulklassen können unter anderem Workshops zu Wasser, Gewässern, zum Papierrecycling und zur Ernährung buchen. (Volker Strauch)

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