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Wasser- Jeder Tropfen zählt – Neues Projekt der Soroptimistinnen

Fulda. Passend zum Start des Weltwasserforum luden am Montag, den 16. März 2009, die Soroptimistinnen des Clubs Fulda zu einem spannenden Vortrag zum Thema Wasser in den Kurfürst ein. Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte Maren Brandt, Präsidentin des Clubs Fulda, die anwesenden Sorores , die zahlreichen Abordnungen der benachbarten Serviceclubs und privaten Gäste. Die zukünftige Präsidentin SI Deutschland, Frau Dr. Sibylle Lindenberg aus Glückstadt, stellte das Projekt von SI international“ Soroptimists go for water“ vor:

Sonja Seidler Sonja Seidler
„Wasser – eine unendliche Ressource – oder das „Erdöl“ des 21. Jahrhunderts“

1,2 Milliarden Menschen auf der Welt haben keinen Zugang zu sauberem Wasser. 2,6 Milliarden, das ist beinahe die Hälfte der Weltbevölkerung, kennt keine sanitären Anlagen. Diese Fakten stellte Dr. Sibylle Lindenberg vor.
Die Folgen der weltweiten Wasservergeudung sind deutlich sichtbar: Fehlendes sauberes Wasser hat in vielen Ländern der Welt, besonders in Asien und Afrika, in eine Hygiene-Katastrophe geführt, von der besonders Kinder betroffen sind. Knappe Wasserressourcen führen zu regionalen, ethnischen und manchmal auch internationalen Konflikten.

Wasserknappheit hat unterschiedliche Auswirkungen für Männer und Frauen. Der geschlechtsspezifische Aspekt eines Problems ist für die Soroptimisten, die sich weltweit für gleiche Chancen von Frauen und Mädchen gegenüber Männern einsetzen, immer besonders wichtig.

Wasser als Lebensgrundlage

Wasser holen ist in vielen Ländern Frauensache. Einige Frauen und Mädchen verbringen vier bis fünf Stunden am Tag mit dem Gang zur Wasserstelle und zurück. Viele Mädchen haben deshalb keine Zeit für die Schule. Gibt es dagegen genügend Wasser, bietet es gerade Frauen eine Einkommensquelle, zum Beispiel weil sie einen Acker bewässern können. Von der Verteilung des Wassers sind Frauen jedoch ausgeschlossen, sie liegt fest in der Hand von Männern.

Auf der Weltausstellung in Saragossa haben die beiden Club-Schwestern Dr. Lindenberg und Stephanie Ebel einen sogenannten Hippo-Water-Roller entdeckt. „Sozusagen ein Hackenporsche für Afrika“, kommentierte die Referentin.

Das Gerät sieht aus wie eine Walze, wobei die eigentliche Walze aus einem Fass besteht, das 90 Liter Wasser fasst und an einem Griff geschoben wird und somit nur einem Ziehgewicht von 10 l Wasser entspricht. Geschoben und nicht gezogen – und dies ist ein weiterer unschätzbarer Vorteil der kleinen Maschine, denn wenn Frauen und Kinder hinter dem „Hippo“ gehen, bietet er gleichzeitig Schutz vor Minen.

Verbrauch steigt stetig

Alle zehn Sekunden stirbt ein Kind an Typhus oder Ruhr, weil es kein sauberes Wasser zur Verfügung hat, dafür werden täglich zwei Millionen Tonnen Müll in Wasserläufe gekippt. Es gibt auf der Welt Flüsse, die während der Trockenzeit nur Abwasser führen. Wasser ist knapp und wird immer knapper, doch der Verbrauch steigt: seit 1950 um das Vierfache.

70 Prozent des weltweiten Wasserverbrauchs gehen in die Landwirtschaft, 20 Prozent in die Industrie und zehn Prozent in die privaten Haushalte, erklärte Dr. Lindenberg. In Deutschland benötigt ein Einwohner durchschnittlich 128 Liter am Tag, in den USA 300, in Südspanien 400 Liter.

Trotz vieler Zahlen, die Sibylle Lindenberg präsentierte: Die Zuhörer konnten sich eine Vorstellung davon machen, wenn sie beispielsweise erfuhren, dass für die Produktion einer Tasse Tee 30 Liter, für eine Tasse Kaffee 140 Liter, für ein Kilo Feinpapier 250 bis 700 Liter und für ein einziges Kilogramm Rindfleisch 16 000 Liter benötigt werden.

Sonja Seidler Sonja Seidler

Die Gründe für die weltweite Wasservergeudung liegen in Management- oder Verteilungsfehlern und Kriminalität, im Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum, in der Verstädterung und im Massentourismus.

Saragossa liegt in Nordspanien, und Spanien wurde auch immer wieder in dem Vortrag von Dr. Lindenberg erwähnt. Die riesigen Anbauflächen für Tomaten und Erdbeeren sowie die Golfplätze – für die Bewässerung eines einzigen Golfplatzes kann man 60 000 Dorfbewohner mit Wasser versorgen – würden ungeheure Wassermengen verschlingen, die zum Teil aus einer halben Million illegaler Brunnen fließen. Mit derart abstrusen Auswirkungen, dass in diesem Sommer Trinkwasser in Schiffen von Marseille nach Barcelona transportiert werden muss.“

Der Vortrag von Frau Dr. Lindenberg wurde mit großem Interesse und Enthusiasmus aufgenommen.

SI versucht, in Kooperation mit lokalen Clubs oder Organisationen
–    das Basiswissen zu  vergrößern
–    bewusstes Konsumverhalten zu fördern
–    die weibliche Bevölkerung zu unterstützen
Dabei sind entscheidende Fragen zur Überprüfung von Projekten:
–    Wer bestimmt in den Strukturen eines Dorfes oder einer Bevölkerung?
–    Welches Mitspracherecht haben Frauen in den meist patriarchalischen Gesellschaften?
–    Wie ist die Stabilität einer Region einzuschätzen (Politik, Korruption)?
–    Welches know how ist vor Ort vorhanden?
–    Wer profitiert von den Maßnahmen?

Sonja Seidler

Die anschließende lebhafte Diskussion zeigte die Faszination durch das Thema und Betroffenheit durch die Fakten. Die Reaktionen spiegelten natürlich auch das kritische Bewusstsein, dass solche Maßnahmen einerseits die Lebensbedingungen vor Ort zu verbessern helfen, gleichzeitig dazu führen können, dass die Bevölkerung durch verbesserte Versorgung wächst, aber gerade dadurch die Verbesserung überdehnt. Ebenso werden oft Anbauflächen oder Viehherden vergrößert, die die verbesserte Versorgung erneut überfordern.

Die Präsidentin verband ihren herzlichen Dank mit der Übergabe zweier kunstvoll als Miniaturen kreierten „Hippo water rollers“, die vom Fuldaer Club finanziert werden. Der SI-Club Fulda hat das wichtige Thema Wasser für sich projektiert und wird in diesem Jahr einige interessante Beiträge/Veranstaltungen zu diesem Thema organisieren.

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