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Rekordjahr 2008 fuhr Ernte von 3 000 Tonnen Rhöner Äpfeln ein

Mediendienst für das Biosphärenreservat Rhön / Carsten KallenbachRhön. Noch nie zuvor hat die Rhöner Apfelinitiative so viele Äpfel abgeliefert wie im vergangenen Jahr. Insgesamt waren es über 3 000 Tonnen, davon alleine mehr als 2 000 Tonnen in Bio-Qualität. Rund 2 800 Obstbauern in Bayern, Hessen und Thüringen hatten diese Menge aufgebracht.

„Phänomenale Apfelernte“

Jürgen Krenzer sprach während der Jahreshauptversammlung des Länder übergreifenden Vereins von einer „phänomenalen Apfelernte“. „Wir waren vermutlich die einzige Streuobstinitiative europaweit, die trotz dieser riesigen Mengen noch einmal 50 Cent auf den Auszahlungspreis draufgelegt hat“, meinte Krenzer. Dieser sei von 15 auf 15,50 Euro pro 100 Kilogramm gestiegen. Unter dem Strich seien bei den Obstbauern direkt 14 Euro angekommen. 50 Cent des Auszahlungspreises flossen in das Projekt „1 000 Apfelbäume“, 88 Cent wurden als Mitgliedsbeitrag abgeführt, und 12 Cent wurden für die geplante Bio-Zertifizierung beim Anbauverband „Naturland“ zurückgelegt. „Wir wollen nicht nur Bioqualität nach den EU-Vorschriften liefern, sondern nach den strengeren Verbandsvorschriften. Diesbezüglich wird noch geprüft, ob wir diese Kriterien erfüllen können“, sagte Krenzer. Bei 2 800 Lieferanten sei das nicht gerade einfach. „Fest steht aber, dass Naturland uns möchte und wir gerne zu Naturland wollen.“

Rund 40 Prozent aller Äpfel wurden 2008 aus Thüringen geliefert. Je rund 30 Prozent stammten aus Bayern und Hessen. Der Thüringer Trend bewege sich sogar in Richtung 50 Prozent. „Je engagierter eine Annahmestelle arbeitet, umso mehr geht auch. Das haben die letzten Jahre immer gezeigt“, schätzte Krenzer ein. Als Beispiel dafür nannte er die Annahmestellen im thüringischen Dermbach und im bayerischen Hausen. In Hausen seien sogar teilweise bis zu 65 Tonnen pro Tag angenommen worden.

Neue Technik führt zur Produktionssteigerung

Die Verarbeitung der enormen Menge von rund 3 000 Tonnen Äpfeln sei nur möglich gewesen, weil die Kelterei Elm in Flieden als Hauptverarbeitungspartner der Rhöner Apfelinitiative eine neue Zentrifuge angeschafft habe. „Die Äpfel werden jetzt nicht mehr gepresst, sondern die Maische wird geschleudert. Damit wird der Saft schonender verarbeitet, und man schmeckt den Unterschied“, erklärte der Vorsitzende. Außerdem sei mit der neuen Zentrifuge ein größerer Mengendurchsatz möglich.

Zwei Mal musste die Rhöner Apfelinitiative bei ihren Annahmestellen 2008 einen Annahmestopp verhängen. „In der Kelterei war einfach kein Platz mehr da, um die Äpfel zwischen zu lagern“, war laut Krenzer der Grund dafür. „Jetzt haben wir jede Menge Saft aus Rhöner Streuobst. Über 400 000 Euro an Wertschöpfung sind im vergangenen Jahr den Obstbauern zugute gekommen“, nannte Krenzer eine Zahl. „Es wäre ideal, wenn wir dieses Geld in der Region behalten könnten – auch in den kommenden Jahren.“ Deshalb werde jetzt an einem Konzept gearbeitet, wie dieses Ziel in der Praxis erreichbar ist.

Projekt „1 000 Apfelbäume“

Sehr gut habe sich in den zurückliegenden und vor allem im letzten Jahr das Projekt „1 000 Apfelbäume“ entwickelt. Ursprünglich war es das Ziel der Rhöner Apfelinitiative, jedes Jahr   1 000 Bäume neu anzupflanzen, um auch auf weite Sicht das Liefersystem garantieren zu können. 2003 waren es jedoch gerade einmal 77 Bäume. „Die Leute waren sehr skeptisch, weil wir ja nicht einfach wahllos Bäume in die Landschaft pflanzen wollen. Diese Aktion ist bekanntlich mit einem gegenseitigen Vertrag verbunden. Der Obstbauer verpflichtet sich, seinen Baum zu pflegen und das Obst an die Kelterei Elm zu liefern. Im Gegenzug bekommt er eine Abnahmegarantie“, erläuterte Krenzer. Im Frühjahr und Herbst des letzten Jahres konnten immerhin schon 574 Apfelbäume unter diesen Gesichtspunkten gepflanzt werden – die Bedenken der Rhöner Apfelbauern scheinen weniger zu werden; vermutlich auch unter dem Gesichtspunkt, dass sich mit Streuobst wirklich Geld verdienen lässt.

Um den Landwirt schneller zu Geld kommen zu lassen, gibt es auch die Möglichkeit von Zwischenpflanzungen auf der Obstwiese, beispielsweise mit Quittensträuchern. „Die wachsen schnell, bringen viel Ertrag, und die Bionade GmbH in Ostheim ist dankbar, wenn sie die Früchte bekommt“, sagte Krenzer. Bionade trete bei der Bereitstellung der Sträucher auch als Sponsor auf. Der bei Quitten oft verbreitete Feuerbrand sei in der Rhön aufgrund des rauen Klimas nicht dramatisch, ergänzte Krenzer.

Anlässlich der Jahreshauptversammlung wurde auch der Vorstand neu gewählt, der sich aus Jürgen Krenzer (Vorsitzender) sowie Adam Zentgraf, Bernhard Kastillan, Christof Gensler und Heinrich Heß zusammensetzt. Im Übrigen, sagte Krenzer, fänden in letzter Zeit vor allem jüngere Rhöner Zugang zur Apfelinitiative. Allein während der Jahreshauptversammlung habe es vier neue Anträge auf Mitgliedschaft im Verein gegeben. Mit rund 2 800 Mitgliedern ist die Rhöner Apfelinitiative nach dem Rhönklub der Mitglieder stärkste Länder übergreifende Verein.

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