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Gewinnung und Stärkung von Freiwilligen für die Feuerwehren – Kreisfeuerwehrverband veranstaltete Workshop

LK Fulda. Viele Freiwillige Feuerwehren in Deutschland und damit auch in Hessen haben zwischenzeitlich Personalsorgen, denn immer weniger Mitbürger in den Gemeinden erklären sich zur persönlichen Mithilfe nach dem Grundgedanken „Feuerwehr ist Schutz für mich und meine Familie, für mein Eigentum“ bereit. Seit 1990 nahm die Zahl der Mitglieder in Hessen um rund 10 % ab. Auch die Feuerwehren im Landkreis Fulda bleiben von dieser negativen Entwicklung leider nicht verschont.

Workshop zur Mitgliedergewinnung

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung richtete der Kreisfeuerwehrverband Fulda, gestützt auf eine Initiative des Landesfeuerwehrverbandes Hessen und mit finanzieller Förderung des Landes Hessen, einen Workshop aus. Eingeladen waren Führungskräfte der Einsatzabteilungen, der Jugendfeuerwehren sowie der Feuerwehrvereine.

Geleitet wurde der Workshop von dem Fachreferenten Helmut Raab aus Dietzenbach. Dessen Kompetenz kam den Teilnehmern zugute: Helmut Raab war selbst über einen langen Zeitraum ehrenamtlicher Feuerwehrmann und betreute hauptverantwortlich verschiedenste Maßnahmen in der Feuerwehr-Öffentlichkeitsarbeit bis hin zu internationalen Projekten.

Regionales Netz ausbauen

Wer sich ein Bild über das ehrenamtliche Feuerwehrwesen machen möchte, benötigt Hintergrundwissen. Das flächendeckende Sicherheitskonzept im Bereich Brandschutz und Notfallhilfe in Deutschland basiert auf einem von den Menschen selbst entwickeltem Grundprinzip: Nur wenn es in jeder Gemeinde eine Feuerwehr gibt, ist eine schnelle und wirksame Hilfe möglich. Dies lässt sich aber nur dann realisieren, wenn sich für diesen Zweck möglichst viele Bürger selbst zur Übernahme dieser Aufgabe bereit erklären. Denn die Bildung einer flächendeckenden, hauptberuflichen Organisation ist schon allein aus Kostengründen unmöglich:

Ein einziger hauptberuflicher Feuerwehrangehöriger erfordert im Jahr einen Lohnaufwand inklusiv aller Nebenkosten von mindestens 40.000 bis 50.000 €. Vor diesem Hintergrund kann es nicht verwundern, dass es in Deutschland lediglich in 100 großen Städten (Hessen 6) Berufsfeuerwehren gibt – und auch diese sind bei Großschadenslagen auf die Unterstützung zusätzlicher freiwillig tätiger Helfer/-innen angewiesen.

Den 1.700 Beschäftigten der Berufsfeuerwehren in Hessen stehen 74.870 Mitbürgerinnen und Mitbürger gegenüber, die – in 2518 Freiwilligen Feuerwehren organisiert – diesen Dienst für ihre Bürger in der jeweiligen Kommune kostenlos und ohne jegliche Vergütung leisten.

Ehrenamt

Die Verantwortungs- und Aufgabenbereiche dieser Freiwilligen sind vielfältig. Sie müssen selbstverständlich die vorhandene Ausrüstung beherrschen, den Umgang damit ebenso lernen wie Kenntnisse zur Vorgehensweise bei den vielfältigen Notlagen erwerben, von denen jeder Bürger betroffen sein kann – und dafür ist ein sehr hoher Zeitaufwand jedes einzelnen Mitgliedes einer Feuerwehr erforderlich, der wesentlich höher als für die reine Einsatztätigkeit ist! Auch diesen erbringt er ohne Bezahlung im persönlichen Dienst für seine Mitbürger.

Allein in Hessen werden die Feuerwehren jährlich zu etwa 76.600 Einsätzen alarmiert. Nur in rund 14.400 der Alarmierungen fällt das Stichwort „Feuer“, der erheblich größere Teil der „Dienstleistungen in Sachen Sicherheit“ wird bei anderen Notfällen – vom Verkehrsunfall bis hin zur Unwetterkatastrophe oder zum Umweltschutz – erbracht.

Der Nachwuchs der Freiwilligen Feuerwehren kommt in der Regel aus den Reihen der Jugendfeuerwehren, aber auch in diesen sind immer weniger Mitglieder zu finden: Waren es hessenweit im Jahr 2000 noch rund 34.300 Jungen und Mädchen, sind es zwischenzeitlich nur noch 30.500.

Vielfältige Ursachen

Die Ursachen für diese Entwicklung sind sehr vielfältig. Sie reichen von einer veränderten persönlichen Grundeinstellung der einzelnen Menschen (Stichwort Anspruchdenken) bis hin zu Aspekten der beruflichen Belastung (Stichwort Flexibilität bezüglich Arbeitsort und -zeit). Hinzu kommt noch das Problem der demographischen Bevölkerungsentwicklung, denn nach allen Prognosen wird es immer weniger Menschen in Deutschland (auch in Hessen) geben. Damit schrumpft auch das Potenzial derjenigen, die selbst aktiven Feuerwehrdienst leisten können – ohne den wichtigen Faktor „wollen“ zu berücksichtigen.

Der veranstaltete Workshop beleuchtete die Ausgangssituation und die demographische Entwicklung im Landkreis Fulda ebenso wie das soziale Umfeld und den Gesellschaftswandel. Die Teilnehmer diskutierten in verschiedenen Arbeitsgruppen über Themen wie Möglichkeiten der Mitgliederwerbung beziehungsweise Mitgliederbindung und Öffentlichkeitsarbeit. Es wurden Grundlagen erarbeitet, den Personalproblemen mit verschiedenen Maßnahmen entgegenzusteuern.

Der durchgeführte Workshop sollte für die Feuerwehren im Landkreis „Initialzündung“ sein. Nun kommt es darauf an, dass die Thematik bei möglichst vielen interessierten Bürgern „ankommt“, insbesondere aber auch bei den politischen Verantwortungsträgern der Kommunen.

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