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Gelungenes Fest im Zeichen der Integration

Schönes aus Flieden. Das gemeinsame Miteinander von Menschen mit Behinderung und Nichtbehinderung stand am vergangenen Wochenende im Mittelpunkt einer Veranstaltung des Vereins „Gemeinsam Leben – Gemeinsam Lernen.“ Der Verein hatte seine Mitglieder, Freunde und Förderer in das Dorfgemeinschaftshaus nach Flieden-Schweben eingeladen. Vereinsvorsitzender Helmut Blum stellte die Aufgaben, Zielsetzungen und Angebote des Vereins vor und erklärte, wie es ist, ein behindertes Kind großziehen. Für ihn ist es wie eine Reise nach Holland…

Fotos (6): Karl Wahl

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“Wir werden oft gefragt, wie es ist, ein behindertes Kind großzuziehen“, berichtete Blum. Auf diese Frage gibt es keine einfache Antwort, aber eine sehr schöne Geschichte, die der Vereinsvorsitzende niedergeschrieben hat. „Wenn man ein Baby erwartet, ist das, wie wenn man eine wundervolle Reise nach Italien plant. Man deckt sich mit Reiseprospekten und Büchern über Italien ein und plant die wunderbare Reise. Man freut sich auf das Kolosseum, Michelangelos David, eine Gondelfahrt in Venedig, und man lernt vielleicht noch ein paar nützliche Brocken Italienisch. Es ist alles so aufregend.

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Nach Monaten ungeduldiger Erwartung kommt endlich der lang ersehnte Tag. Man packt die Koffer, und los geht’s. Einige Stunden später landet das Flugzeug. Der Steward kommt und sagt: „Willkommen in Holland“. „Holland?!? Was meinen Sie mit Holland?!? Wir haben eine Reise nach Italien gebucht! Mein ganzes Leben habe ich davon geträumt, nach Italien zu fahren!“ Aber der Flugplan wurde geändert. Du bist in Holland gelandet, und da musst du jetzt bleiben.

Wichtig ist, die haben uns nicht in ein schreckliches, dreckiges, von Hunger, Seuchen und Krankheiten geplagtes Land gebracht. Es ist nur anders als Italien. So, was du jetzt brauchst, sind neue Bücher und Reiseprospekte, und du musst eine neue Sprache lernen, und du triffst andere Menschen, welche du in Italien nie getroffen hättest. Es ist nur ein anderer Ort, langsamer als Italien, nicht so auffallend wie Italien. Aber nach einer gewissen Zeit an diesem Ort und wenn du dich vom Schrecken erholt hast, schaust du dich um und siehst, dass Holland Windmühlen hat  … Holland hat auch Tulpen, Holland hat sogar Rembrandts.

Aber alle, die du kennst, sind sehr damit beschäftigt, von Italien zu kommen oder nach Italien zu gehen. Und für den Rest deines Lebens sagst du dir: „Ja, Italien, dorthin hätte ich auch reisen sollen, dorthin habe ich meine Reise geplant.“
Und der Schmerz darüber wird nie und nimmer vergehen, denn der Verlust dieses Traumes ist schwerwiegend. Aber  … wenn du dein Leben damit verbringst, dem verlorenen Traum der Reise nach Italien nachzutrauern, wirst du nie frei sein, die speziellen und wundervollen Dinge Hollands genießen zu können.“

Im Rahmen der Veranstaltung stellte Helmut Blum auch die Schwerpunkte der Vereinsarbeit vor. Dazu zählen der Familienunterstützende Dienst, der von fünf Sozialpädagoginnen organisiert wird, Freizeitangebote und die Integration der Kinder mit Behinderung. Laut Blum werden neben der Einzelfallhilfe in den Familien die Freizeitangebote verstärkt in Anspruch genommen. Im Bereich des Kindergartens sei der Verein mit der Integration der Kinder mit Behinderung zwar sehr zufrieden, doch in Hessen fehle der politische Wille zur Durchsetzung des Gemeinsamen Unterrichts, so der Vorsitzende.

Hinsichtlich des Projektes „Arche Noah“, ein Haus für betreutes Wohnen in Bimbach, sei man nach wie vor zuversichtlich und hoffe, mit Beharrlichkeit ans Ziel zu kommen.Aber was wäre ein Fest ohne Spiel, Spaß und Unterhaltung? Nach einer gemeinsamen Kaffeetafel traten die Bambinis des FFCK und die Tanzgruppe auf und boten in festlich geschmückten Kostümen und Kleidern eine begeisternde Darbietung. Im Anschluss daran zeigte Stefan, der Meister des Verwandelns, dass er ein wahrer Meister im Präsentieren von Personen bis hin zu Biene Maja und Paulchen Panther ist. Er erntete stürmischen Applaus.

Das Programm rundeten die Tänzerinnen und Tänzer von Line Star aus Neuhof ab. Und das AWO-Spielmobil zauberte hübsche Gesichter und Figuren für die Kinder und stellte ihre Spielgeräte zur Verfügung. Die Organisation und Durchführung lag in den Händen von dem Vorstandsmitglied Maria Resch, Schweben, und ihren zahlreichen Helferinnen und Helfern. Zum Abschluss des schönen Tages übereichte Helmut Blum Frau Resch einen Geldbetrag als Starthilfe zur Gründung einer Freizeitgruppe für die Menschen mit Behinderung aus dem Raum Flieden und Neuhof.

Winfried Stey, Vorsitzender der Gemeindevertretung in Flieden, bot an, den Jugendraum in der Gemeinde Flieden zu nutzen. Auch Ortsvorsteher Stefan Gärtner lobte das gemeinsame Miteinander, das in „seinen Ortsteil“ anzutreffen sei. Nur in Zusammenarbeit und mit gemeinsamem Handeln kann Integration gelingen, fasste der Vorsitzende zum Abschluss des gelungenen Festes zusammen. An der Veranstaltung hatte auch Ulla Döppner, die in Vertretung des Landrates Bernd Woide erschienen war, teilgenommen. Weitere Informationen gibt es unter  http://www.gemeinsamleben-fulda.de/

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