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Serie „Palliativ Care“ – heute: Wundliegen & Hautpflege

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Serie. Anfang Mai hat die Redaktion in Zusammenarbeit mit dem Palliativnetz Osthessen die Serie „Palliativ Care“ gestartet. Bis Mitte November geben Palliativmediziner Thomas Sitte und Krankenschwester Manuela Straub immer mittwochs Tipps zur Pflege schwerstkranker Patienten geben. Tipps, die nicht nur den pflegenden Angehörige helfen, sondern auch die Lebensqualität der Patienten deutlich verbessern können. Heute informiert Manuela Straub über die Themen: „Wundliegen und Hautpflege“

Wundsein ist eine mögliche Vorstufe des Druckgeschwürs (Dekubitus). In Hautfalten, in denen sich Feuchtigkeit (Urin, Schweiß, Stuhl) ansammeln kann, kommt es zu Rötungen und Entzündungen, die Haut „weicht auf“ und „reißt“ leicht ein. Zudem biete das feuchte Milieu idealen Nährboden für Pilzerkrankungen.

Um dies zu vermeiden, ist es wichtig, die Hautzwischenräume sauber und trocken zu halten und möglichst sparsam zu cremen. Fragen Sie Ihren Hausarzt zur Behandlung der Pilzerkrankung nach Lösungen und Pasten. Salben sollten wegen der fehlenden Luftdurchlässigkeit nur hauchdünn auftragen werden.

Bei der Verwendung von Windelhosen (Pampers), sollte besonders auf Hautveränderungen geachtet werden, da die Kombination von permanenter Feuchtigkeit und fehlender Luftundurchlässigkeit auf Dauer sehr hautschädigend ist. Im Wechsel oder als Alternative empfiehlt sich ein Netzhöschen mit einer Vorlage. Das vermittelt die gewünschte Sicherheit, denn Inkontinenz ist sehr oft mit Scham und Angst verbunden.

Wenn der Patient bereits wunde Stellen hat, kann übergangsweise ein Urindauerkatheter gelegt werden, damit sich die Haut erholen kann. Alle Einmalartikel aus Plastik sind, wenn irgend möglich, zu meiden. Waschbare Baumwollunterlagen hingegen sind sehr saugfähig, luftdurchlässig und eignen sich auch noch gut als Lagerungshilfe.

An Stellen, auf denen mehrere Stunden Druck gelastet hat, können in kürzester Zeit Druckgeschwüre (Dekubitus) entstehen. Das Druckgeschwür ist keine eigenständige Erkrankung, sondern die Folge verschiedener zusätzlicher Ursachen wie Immobilität, Inkontinenz oder reduziertes Unterhautfettgewebe.

Wichtig ist neben der guten Hautpflege vor allem die regelmäßige Druckentlastung. Besonders gefährdete Stellen sind: Steißbeingegend, Gesäß, Fersen, Fußinnen- und Außenknöchel, Ohrmuschel, Knieinnen und -außenseite.

Lagerung und Druckentlastung

Es gibt nicht die allein richtige Lagerungsplanung, sondern es geht um die bestmögliche Entlastungslage in der jeweiligen Situation. Die Lagerung und Hautpflege soll dem Wohlbefinden dienen, und nicht als unangenehm empfunden werden. Hier kann die Hautpflege als Seelenpflege dienen. Bei Unsicherheiten lassen Sie sich durch Pflegefachkräfte beraten und anleiten.

Als Hilfsmittel eignet sich hervorragend ein Stillkissen, das sich gut vom Kopf, über den Rücken, am Gesäß entlang modellieren lässt und den Körper stützt und stabilisiert. Besonders gefährdete Stellen sollten mit weichen Kissen gepolstert werden z.B. zwischen die Knie, oder unter die Fersen.

Wenn Schmerzen ein Hinderungsgrund für eine regelmäßige Umlagerung und Hautpflege sind, muss unbedingt eine individuelle Schmerzeinstellung vorgenommen werden.

Tipps zur Hautpflege

Gerade schwerstkranke, bettlägerige Patienten sind auf gute Hautpflege angewiesen. Sie sollte sich – wie alle anderen Pflegemaßnahmen auch – an den Wünschen und Bedürfnissen des Patienten orientieren. Zur Hautpflege wunderbar geeignet sind hochwertige Öle: z.B. Oliven- oder Lavendelöl ( Lavendula officinalis ), oder ein durchblutungsförderndes Rosmarinöl ( Rosmarinus officinalis)

Bei Bettlägerigkeit: Waschen und Eincremen als Massage und Mobilisation bzw. jedes Umlagern zur Hautpflege nutzen. Bettwäsche häufig wechseln – Falten und Fremdkörper vermeiden.

Bei Inkontinenz: Regelmäßige Reinigung mit klarem Wasser bei jedem Vorlagenwechsel, Haut gut trocken tupfen, sparsam cremen mit Wasser-in-Öl Emulsionen

Bei empfindlicher Haut: Seifenreste gründlich entfernen, Hautpflege je nach Hauttyp, Hautzwischenräume trocken halten, ggf. Mullstreifen einlegen.

Bei Lymphödemen: Druck- und Temperaturreize vermeiden. Sanfte Massagen von den Extremitäten zur Körpermitte hin. Lassen Sie sich durch einen Physiotherapeuten anleiten.

Wer weitere Fragen hat, kann sich an das Schmerz & PalliativZentrum Fulda unter Telefon 0661 – 9 01 50 16 wenden oder findet weitere Informationen im Internet unter www.palliativnetz-osthessen.de

Bislang veröffentlichte Themen der Serie:
1. Schmerzlinderung
2. Durchbruchschmerzen
3. Lagerung
4. Mundpflege und Hilfe bei Durstgefühl
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