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Hessische Bioenergieförderung auf dem Prüfstand

Rhön. Bei den heimischen Antragstellern von Hackschnitzelheizanlagen sowie beim Regionalforum Verein Natur- und Lebensraum Rhön mehrten sich in den vergangen Monaten die kritischen Stimmen hinsichtlich der Handhabung von Anträgen durch das Beratungsunternehmen HessenEnergie, welches im Auftrag des Landes Projekte prüft.

Fachforen

Ein Krisengespräch mit Vertreter des Wirtschaftsministeriums sowie der HessenEnergie hatte nun der CDU-Landtagsabgeordnete Dr. Norbert Herr vermittelt. Für den Verein Natur- und Lebensraum Rhön reisten Bürgermeister Manfred Helfrich und der Geschäftsführer Martin Kremer nach Wiesbaden, um ihre Anliegen zu vertreten. Ein zentraler Kritikpunkt ist, dass die hessischen Regionalforen bislang keine Kenntnis bekommen, welche Projekte in welchem Umfang gefördert werden. Lediglich im Vorfeld der Antragstellung werden die Fachforen und der Vorstand des Verein Natur- und Lebensraum Rhön (VLNR) Stellungnahmen ersucht. Hier wurde seitens Ronny Kolb, Vertreter des Wirtschaftsministeriums, Abhilfe zu gesagt. Kritisch hinterfragt wurde auch die Praxis, bei wirtschaftlichen Anlagen, die Förderquote von 30% nach unten zu korrigieren.

Das Ministerium machte deutlich, dass dies mit der Landeshaushaltsordnung vereinbar sei und je nach Wirtschaftichkeit und Amortisation entschieden werde. Die Vertreter des Vereins Natur- und Lebensraum Rhön machten dem gegenüber deutlich, dass das gegenwärtige Verfahren für Antragsteller und Berater vor Ort nicht transparent sei und immer wieder der Vorwurf von Willkür zu hören sei. Mit Verweis auf die Landeshaushaltsordnung verteidigte das Wirtschaftsministerium die Rechtsmäßigkeit der Vorgehensweise. Gleichwohl stellt sich aus Sicht der Rhön durchaus die Frage, ob nicht gerade die effizienten und wirtschaftlichen Betriebe gefördert sollten, um der Technologie zum Durchbruch zu verhelfen.

Brennverhalten deutlich besser

Kritisch hinterfragt wurde die Praxis der HessenEnergie, Antragsteller von Hackschnitzelheizanlagen auf Pellet-Anlagen hin zu beraten. Als Grund nannte Falk von Klopotek, Vertreter von HessenEnergie, die Einschätzung, dass kleinere Holzhackschnitzelanlagen bis 200 kW bei einem Betrieb außerhalb der Volllast Probleme mit Rauchgasentwicklung, Versottung und Schwelbrand aufwiesen. Das Brennverhalten von Pellet-Anlagen werde im Teillastbereich deutlich besser eingestuft.

In diesem Zusammenhang wiesen die Rhönvertreter auf die schlechtere Ökobilanz von Pellets hin und verwiesen auf ihren Auftrag, regionale Wirtschaftskreisläufe mit den in der Region vorhandenen regionalen Energien zu fördern – getreu dem Motto: „aus der Region –für die Region“. Aus diesem Grunde werde man im Regionalforum auch künftig Hackschnitzeln den Vorrang geben. Unverständnis äußerte Martin Kremer, dass eine seit mehr als 20 Jahren in Österreich erprobte Technologie offenbar von der HessenEnergie in Frage gestellte werde.

Belange der ländlichen Regionen eingehen

Ziemlich überrascht waren die Vertreter des Vereins Natur- und Lebensraum Rhön auch über die Einschätzung der HessenEnergie, dass Bio-Energie-Dorfprojekte generell kritisch gesehen werden. Thematisiert wurden von der HessenEnergie hier insbesondere die Leitungsverluste bei langen Fernwärmeleitungen und zentralen Pufferspeichern. Die Rhönvertreter versuchten diese Vorbehalte an den bewährten Rhöner Beispielen, wie der Sieblos-Anlage, dem Nahwärmenetz Weyhers oder auch der Syn-Energie-Anlage in Hofbieber zu zerstreuen. Eindrücklich wurde gefordert, dass die HessenEnergie in ihren Beratungen künftig stärker auf die Belange der ländlichen Regionen und deren Ziele eingehe. In diesem Zusammenhang erwarte man eher eine Überprüfung vor Ort, als abschlägige Entscheidungen vom fernen Schreibtisch.

Als Fazit ist festzuhalten, dass heimischen Investoren vor einer Antragstellung anzuraten ist, sich zunächst die Beratung und Unterstützung des Arbeitskreises Bioenergie beim Landkreis Fulda und des Verein Natur- und Lebensraum Rhön zu sichern.

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