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Jubiläum „50 Jahre Ökumene in Hessen“

Fulda. Am 16. September feiert die hessische Ökumene ihren 50. Geburtstag. In der Christuskirche Fulda findet dazu an dem Mittwoch um 18.00 Uhr ein ökumenischer Festgottesdienst statt, zu dem Interessierte aller Kirchen herzlich eingeladen sind.

Die bundesweite „Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland“ wurde bereits am 10. März 1948 in Kassel gegründet. Daran wurde im Januar 2008 im Dom zu Mainz schon festlich gedacht. 1959 reifte dann auch der Entschluss zur Gründung einer regionalen „Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Nordhessen“, der Anlass für dieses bevorstehende Jubiläum. Nach weiteren 10 Jahren konstituierte sich in Südhessen die „ACK Rhein-Main“ – die erste ökumenisch verfasste Arbeitsgemeinschaft in Deutschland mit katholischer Beteiligung. Damit war die Ökumene hessenweit und kirchenübergreifend etabliert. Mit dem erfreulichen Zuwachs an weiteren beteiligten Kirchen seither wurde das schon immer bestehende Problem einer Raumordnung größer, denn nur an wenigen Stellen sind die Grenzen von Landeskirchen, Diözesen, Sprengeln und Bundesgrenzen der Kirchen und Kirchengemeinschaften deckungsgleich.

Als dann nach Anfang des neuen Jahrtausends in einem dreijährigen Prozess die Synergieeffekte für eine Kooperation der Kirchen auf gesamthessischer Ebene ausdiskutiert waren, konnten die Weichen dann sogar zur Gründung einer fusionierten „ACK Hessen-Rheinhessen“ mit Wirkung vom 1. Januar 2007 gestellt werden. Der Bereich, in dem diese neue und größere regionale ACK arbeitet, umfasst nun ganz Hessen, sowie das Rhein-Main-Gebiet im Bereich der Diözesen Limburg und Mainz und den Westerwald.

Von den hier lebenden über 6 Mio. Einwohnern gehören ca. 4,5 Mio. Christen zu den 15 Mitglieds- und fünf Gastkirchen der ACK Hessen-Rheinhessen – darunter 4 katholische Bistümer, 2 evangelische Landeskirchen, 5 evangelische Freikirchen, 4 orthodoxe Kirchen und 5 weitere christliche Glaubensgemeinschaften. Den satzungsgemäßen Auftrag und den Wunsch aller beteiligten Kirchenleitungen, die gegenseitige Information, Beratung und Zusammenarbeit im gemeinsamen Zeugnis, Dienst und Gebet zu fördern, nimmt die ACK Hessen-Rheinhessen in regelmäßigen Versammlungen ihrer Delegierten, in gemeinsamen Studientagungen und in Treffen mit Vertretern örtlicher ökumenischer Gremien auf. Als Handlungsrichtlinie aller dieser Gremien dienen die Verpflichtungen der „Charta Oecumenica“, die am 22. April 2001 von führenden Kirchenvertretern in Straßburg unterzeichnet worden ist und die Leitlinien für die wachsende Zusammenarbeit unter den Kirchen in ganz Europa enthält.

In großer Dankbarkeit blicken die Kirchen deshalb am 16. September in Fulda auf 50 Jahre ökumenischer Zusammenarbeit in Hessen. Als die Kirchenväter einst davon sprachen, „dass die Lehre des Heilands die ganze Oikoumene erleuchtet“, hatten sie das Heil des gesamten Erdkreises im Blick. Wer heute den Erdkreis überschaut, denkt an den Begriff der Globalisierung und sieht, wie die Gier nach wirtschaftlicher Macht der einen gegen die Angst anderer vor den sozialen Folgen steht. Das gemeinsame Zeugnis der Christenheit von Gottes Gerechtigkeit, dem Frieden in Christus und der in ihm gegründeten solidarischen Gemeinschaft unter Menschen ist die Antwort, auf die die Welt wartet.

Der Förderung des theologischen Gesprächs mit dem Ziel der Klärung und Verständigung ist deshalb Pflichtaufgabe jeder ACK. Der Austausch über die je eigenen Lehren und Traditionen von Taufe, Abendmahl, Kirche und Amt, Gemeinde, Glaubensbekenntnis, Mission und Evangelisation muss immer neu gesucht werden, um die Beziehungen zwischen den Kirchen zu vertiefen, Spannungen zu beheben und gemeinsame Empfehlungen zu erarbeiten.

Auch nach außen und in der Öffentlichkeit spricht die ACK, wenn etwa das Wort zum Lebensstil aus christlicher Verantwortung nötig erscheint, Fragen des Zusammenlebens mit ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern oder zur Asylproblematik und zum Schutz des Lebens diskutiert werden. Auch vertritt die ACK gemeinsame Belange der Mitgliedskirchen bei politischen Institutionen. Mit ihrer Öffentlichkeitsarbeit in Gesprächsrunden und Tagungen mit Basisgruppen und Multiplikatoren, durch Rundschreiben und ihre Website unterrichtet die ACK Hessen-Rheinhessen über ökumenische Ereignisse und über den Stand ökumenischer Bemühungen, gemeinsame Anliegen christlicher Kirchen und Fragen des Zusammenlebens mit Menschen anderer Herkunft, Religion und Sprache.

Einen besonderen Stellenwert besitzt hier noch vor der Geschäftsstelle der ACK Hessen-Rheinhessen in Taunusstein die „Ökumenische Centrale“ in Frankfurt am Main mit ihrer Fachkompetenz und ihren Beziehungen zu allen nationalen wie internationalen überkonfessionellen Institutionen. Sie ist zugleich auch die Geschäftsstelle der ACK Deutschland.

Während die ökumenische Bewegung in den letzten Jahren in der Öffentlichkeit kritisch auf Fehlschläge untersucht und ungeduldig nach sichtbaren Erfolgen befragt wird, ist in aller Sachlichkeit festzustellen, dass durch geduldiges aufeinander Achtgeben, die Rückstellung alter Verletzungen bei allen einzuräumenden Fehlschlägen auch gegenseitiger Respekt gewachsen ist. Vieles ist möglich geworden, das noch vor 20 oder 30 Jahren undenkbar erschien. Der vielerorts zur Selbstverständlichkeit gewordene gegenseitige Besuch konfessionsverschiedener Gotteshäuser, gemeinsam gepflegtes Liedgut, die Wertschätzung unterschiedlicher Gebets- und Frömmigkeitstraditionen oder Akzeptanz verschiedenartiger Sakramentsverständnisse sind nur einige Beispiele dafür.

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