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Auf der Suche nach Bergmolch und Feuersalamander

Schönes aus der Rhön. Zu einer informativen Fachveranstaltung hatte der Landkreis Fulda Biosphärenreservat Rhön naturschutzfachlich Interessierte in das Groenhoff-Haus Wasserkuppe eingeladen. Referent Harald Nicolay, international als Amphibien- und Reptilienexperte geschätzt, stellte zunächst in zwei Vorträgen das Vorkommen der heimischen Amphibien und Reptilien in der Rhön vor.
Im zweiten Abschnitt der Veranstaltung wurde ein Kreuzotterbiotop in der Revierförsterei Elters besucht. Nach Eintritt der Dunkelheit ging es dann auf die Pirsch in einen ehemaligen Steinbruch. Nach einigem Suchen konnten dort Bergmolche, Grasfrösche und Erdkröten konnten auch Feuersalamander entdeckt werden.

Die heimischen Amphibien werden unterschieden in Schwanzlurche und Froschlurche. Zu den heimischen Schwanzlurchen zählen der Teich-, Kamm-, Berg- und Fadenmolch sowie der Feuersalamander. Die Froschlurche sind mit den Arten Grasfrosch, Erdkröte, Gelbbauchunke, Geburtshelferkröte, Kreuzkröte und den so genannten Grünfröschen in der Rhön vertreten. Als ausgestorben gilt der Laubfrosch. Weit verbreitet und in den Rhöner Stillgewässern im Frühjahr gut zu beobachten, sind der bräunliche Teichmolch und der schwarze Bergmolch. Der Bergmolch fällt mit seiner orange oder auch weißlichen Unterseite auf. Deutlich größer ist der Kammmolch mit seiner warzigen Haut, welche oft weiße Tüpfelchen hat und am Bauch gefleckt ist. Der Kammmolch benötigt relativ große Gewässer.

Nicolay bedauert, dass es gerade über den Kammmolch kaum Untersuchungen gibt, wie es um seinen Landlebensraum bestellt ist, welche er nach der Eiablage aufsucht. Ein weitere Vertreter der Schwanzlurche ist der Fadenmolch. Er erreicht in der Rhön offenbar seine nördliche Arealgrenze. Verwechslungen mit dem Bergmolch gibt es immer wieder. Auffällig sind die Schwimmhäute an den Hinterfüßen der männlichen Tiere sowie deren Schwanzfaden. Anzutreffen sind Fadenmolche teilweise in Klein- und Kleinstgewässern, aber auch vom Edersee liegen hohe Erkenntnisse über Bestandsdichten vor.

Der Feuersalamander bewohnt die bewaldeten Mittelgebirgslagen. Nadelwälder meidet er. Eine Besonderheit ist, dass er voll entwickelte Larven lebend zur Welt bringt, die dann in sauberen kleinen Bächen heranwachsen. Der Feuersalamander ist scheinbar in Hessen noch weit verbreitet. Allerdings gibt es alarmierende Anzeichen von Bestandseinbrüchen an der Westabflachung des Vogelsberges. Durch Trinkwassergewinnung sind dort viele Quellen trocken gefallen. Der Feuersalamander hat viele Lebensräume eingebüßt. Wird der Feuersalamander gequält, scheidet er in Form von weißem Schleim ein Gift aus.

Unter den Froschlurchen ist die Erdkröte der häufigste Vertreter. Ebenfalls häufig ist der Grasfrosch. Moorfrösche konnten auch in den Hochmooren der Rhön bislang nicht nachgewiesen werden. Eine seltene FFH Art ist die Gelbbauchunke. Sie zählt zu den Pionierarten, die ursprünglich in den Urstromtälern vorkamen und vom Hochwasser frei gespülte Kies- und Sandbänke nutzte. Heute ist die Gelbbauchunke nur noch an zwei Standorten im Landkreis vertreten. Auch die Gelbbauchunke weiß sich mit Gift zu wehren. Ihre gelb-dunkle Bauchunterseite ist für jeden Raubfisch ein warnendes Signal.

Eigentlich eine Charakterart der Rhön sollte die Geburtshelferkröte sein. Ihren Name hat sie daher, dass die Männchen sich die Laichschnüre um die Hinterbeine wickeln und so praktisch Brutpflege betreiben. Nicolay berichtet, dass nur noch vier bis fünf Standorte der Geburtshelferkröte bekannt sind. Früher fand die Geburtshelferkröte in alten Feuerlöschteichen der Weiler einen idealen Lebensraum. Sandsteineinfassungen, Gerümpel und der Teich waren ihr Lebensraum. Da aber vielfach die Feuerlöschteiche verfüllt wurden oder ein starker Forellenbesatz folgte, sind eine Reihe von bekannten Standorten erloschen. Heute befindet sich das größte Vorkommen der Geburtshelferkröte in der Panzerwaschstraße Wildflecken. Eine Möglichkeit die Gelbbauchunke zu fördern besteht darin, bestehende Laichgewässer regelmäßig auszubaggern.

Eine weitere sehr seltene Art ist die Kreuzkröte. Auch sie kommt in der Deponie von Kalbach vor. Vorteil dieser sehr seltenen Krötenart ist, dass sie sehr alt werden kann. In den Hochlagen der hessischen Rhön ist sie offenbar ausgestorben.
Abschließend nennt Nicolay in seinem Amphibienvortrag noch die Gruppe der Grünfrösche. Hierzu zählen der kleine Teichfrosch und der deutlich größere Seefrosch. Auch der Hybrid dieser beiden Arten, der Wasserfrosch, ist in der Rhön zu finden.

Für den Amphibienschutz wünscht sich Nicolay, dass wieder deutlich mehr Teiche mittels Bagger, Panzer oder Raupe angelegt werden. Auch ist es Ziel der Amphibienschützer, die Leitsysteme entlang der Straßen, die während des Zuges von den Amphibien im Frühjahr gekreuzt werden, auszubauen. Nicolay bedauert, dass für eine Vielzahl von Anlagen keinerlei Untersuchungen hinsichtlich deren Effizienz vorliegen.

Im zweiten Vortragsteil ging es um die Schlangen und Echsen der Rhön. Zu den Schlangen gehören die hier verbreiteten Ringelnattern und Kreuzottern sowie die vereinzelt an warmen Standorten anzutreffende Schlingnatter. Zu den Echsen zählen Blindschleiche, Zauneidechse und Waldeidechse. Die größte unter den heimischen Schlangen ist die Ringelnatter, die bis zu 1,40 Meter lang werden kann. Den Ringelnatterpopulationen kann geholfen werden, indem geeignete Plätze für die Eiablage, zum Beispiel durch die Anhäufung von Treibgut geschaffen werden. Früher war sie oft in Runkelmieten anzutreffen. Ähnlich wie die harmlose Schlingnatter hat auch die Ringelnatter eine runde Pupille. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal, denn Schlangen mit senkrechten geschlitzten Pupillen gehören zu den Giftschlangen.

Gut zu erkennen ist die Ringelnatter anhand des gelben Halbmondes an den Kopfseiten. Während die Ringelnatter ein Vagabund ist, der weite Strecken zurücklegt, sind Schlingnatter und Kreuzotter standorttreu. Die Schlingnatter erreicht in der Rhön ihr nördlichstes Verbreitungsgebiet. Die Schlange ist wärmeliebend und bevorzugt als Lebensraum Trockenrasen, Halbtrockenrasen und Autobahnböschungen. Oft kann man sie gemeinsam mit Zauneidechsen antreffen. Die Schlingenatter ist, ebenso wie die Kreuzotter, lebend gebärend. Die robuste Kreuzotter, die bis nördlich des Polarkreises vorkommt, wird etwa 60 bis 80 Zentimeter lang. Auffällig ist das dunkle Rückenband, das sie kennzeichnet. Es gibt aber auch vereinzelt schwarze Arten. Das X auf dem Kopf gab der Kreuzotter ihren Namen. Für Nikolay ist die Kreuzotter genauso eine Leitart für die Rhön wie das Auerwild und das Birkwild. Auch die Kreuzotter hat hohe Ansprüche an ihren Lebensraum. 

Aus Sicht des Artenschützers Nikolay ist es überaus bedauerlich, dass die Kreuzotter nicht als geschützte Art im Sinne der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union aufgenommen wurde. Nicolay: „Hier hat Deutschland geschlafen!“. Auch beklagt Nicolay, dass in der Presse die Gefährlichkeit der Kreuzotter drastisch überzeichnet wird. Nachweislich gebe es seit Ende des zweiten Weltkrieges lediglich zwei Todesfälle durch Kreuzotterbisse.

Im Anschluss an die vielschichtigen Vorträge wurde eines von 26 Sonderbiotopen für Kreuzottern in Osthessen besichtigt. Unter der Führung von Revierförster Gillmann besichtigte die dreißigköpfige Exkursionsgruppe eine kleines frei gestelltes Waldareal, auf dem Reisighaufen ideale Deckungsmöglichkeiten bieten und sich eine vielfältige Vegetation nach der Rodung eingestellt hat. Zwar konnten im Rahmen der Exkursion keine Kreuzotter in dem Bereich ausfindig gemacht werden, allerdings gelang es insbesondere den Kindern, die an der Fachveranstaltung teilnahmen, Blindschleiche und Waldeidechse zu fangen.

Zum Abschluss des Tages stand dann von 21 bis 23 Uhr noch eine Exkursion in einen ehemaligen Basaltsteinbruch auf dem Programm. In der warmen Sommernacht konnten im Lichtkegel der Taschenlampen zahlreiche Amphibien ausgemacht werden: Bergmolche, ein eigentümlich gefärbter Grasfrosch, Erdkröten und als Höhepunkt auch ein Feuersalamander wurden beobachtet.

Zur Abrundung hatte der Referent aber auch lebende Exemplare von Kreuzotter und Kammmolch dabei, sodass für die Teilnehmer der spannenden Veranstaltung kaum ein Wunsch offen blieb. Martin Kremer, Mitarbeiter des Landkreises, dankte Nicolay für die informative Gestaltung.

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