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Leise Töne im Land der unbegrenzten Möglichkeiten

Schönes aus Fulda. Viele Klischees über das Land der „unbegrenzten Möglichkeiten“ treffen zweifellos zu. Noch größer und „schöner“, schriller lautet häufig die Devise. Doch auch „leisere Töne“ klingen in diesem Land an und machen es auf seine Weise sympathisch, formulierte Fuldas Verwaltungschef Gerhard Möller als Fazit seines viertägigen US-Aufenthaltes.

Fotos (5): Michael Schwab

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In der USA besuchte er nicht nur die Partnerstadt Wilmington und den Ort der Reunion-Feier des 11. Panzeraufklärungsregiments, Williamsburg, sondern auch die Hauptstadt Washington und die erste englische Siedlung in Virginia, Jamestown. Der britische „Brückenkopf“ auf amerikanischem Boden verdankt seine Entstehung der Virginia-Company, die vor 400 Jahren John Smith auf Entdeckungstour entsandte.

Im Frühjahr ging das neue Museum in Jamestown in Betrieb. Mit „großem Aufwand und pädagogischem Geschick wird dort die Gründungsphase der USA präsentiert“, beschreibt Möller seine Eindrücke. Der Museumsbesucher wird in Ton und Bild in einem kreisrunden Multimediaraum in die Geschichte und in den Inhalt der Ausstellung eingeführt. Danach folgt eine Kombination aus moderner Präsentation von Schaustücken mit historischen Monumenten, wie der ersten Kirche von Jamestown, dem Grundgerüst eines Siedlerhauses oder der hölzernen Palisadenbefestigung der ersten Siedlung.

Geradezu umlagert ist die Nachbildung der Häuptlingstochter Pocahontas, die einen englischen Siedler heiratete, mit ihm nach England reiste, früh verstarb und zur romantisierten Heldin avancierte. Ebenso beeindruckend fand Möller die gelungene Präsentation des Delaware Museums in Wilmington. „Die Amerikaner verstehen es, vor allem junges Publikum durch die einfache und gut verständliche Art der Präsentation für einen Museumsbesuch zu gewinnen“.

Ähnliche Beobachtungen machte Fuldas OB bei seinem Besuch in Washington, allerdings in anderem Zusammenhang. Die vielen „Memorials“, also Erinnerungsstätten, sind so völlig anders, als erwartet. Die Erinnerungsstätten für den Krieg in Korea oder in Vietnam „zeichnen sich durch eine sehr berührende Darstellungsweise aus“, erläutert Möller. Kriegsgeschichte wird nicht heroisiert, sondern sehr deutlich individualisiert. An den Einsatz in Korea erinnern lebensgroße Darstellungen von Soldaten in Grauweiß, die gezeichnet von Anstrengungen und Last über ein Areal mit niedrigem Buschwerk ziehen.

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Monumental dagegen sind die Erinnerungsorte für Abrahm Lincoln, Thomas Jefferson oder der an George Washington erinnernden Obelisk.

Die Museumsmall in Washington oder die Aufreihung der „Memorials“, aber auch generell die Art und Weise des Städtebaus vermittle ein „Gefühl für die Weite des Landes“, betont Möller. Trotz der enormen Ausdehnung der Flächen legten die Amerikaner großen Wert auf eine intensive und attraktive Grünflächengestaltung. Überrascht hat den OB die Verkehrsinfrastruktur. Von Hast und Hektik sei auf den gut ausgebauten Autobahnen keine Spur gewesen. Noch besser und schneller könne man manche Strecken mit dem Zug zurücklegen, der in vielem an den deutschen ICE erinnert.

Während die Auto-Fahrt von Washington nach Wilmington etwas mehr als zwei Stunden in Anspruch nimmt, sind Reisende mit dem Zug auf der gleichen Strecke nur gerade mal 1 ½ Stunden, noch dazu sehr komfortabel, unterwegs. Für Möller eine interessante Petitesse am Rande: In einzelnen Zugwagen ist der Hinweis: „Quite room“ zu finden. Die angesagte Ruhe – nicht laut sprechen oder telefonieren – wird von den Zuggästen konsequent eingehalten. „Unser USA-Aufenthalt war in jeder Hinsicht eine Tour mit vielfältigen Eindrücken, die – wie etwa der Museumskonzeption oder dem Gestalten von Erinnerungsorten – wertvolle Impulse geliefert hat“. (mb)

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