Logo

Serie „Palliativ Care“ – heute: „Hunger“

070428_fendel.gif

Serie. Anfang Mai hat die Redaktion in Zusammenarbeit mit dem Palliativnetz Osthessen die Serie „Palliativ Care“ gestartet. Bis Mitte November geben Palliativmediziner Thomas Sitte und Krankenschwester Manuela Straub immer mittwochs Tipps zur Pflege schwerstkranker Patienten geben. Tipps, die nicht nur den pflegenden Angehörige helfen, sondern auch die Lebensqualität der Patienten deutlich verbessern können. Heute informiert Thomas Sitte über das Thema „Hunger“.

Hunger kennen wir alle. Was wir damit meinen, ist aber eher der Appetit, den wir in unserer überernährten Gesellschaft auf schmackhafte Speisen haben. Hunger bei Schwerkranken hingegen, hat eine ganz andere Bedeutung.

Obwohl wir meinen, dass Patienten Hunger haben müssten, essen sie wenig oder auch gar nichts. Denn mit zunehmender Schwäche stellt sich der Stoffwechsel um und der Körper verbraucht weniger Nahrung. Beim Nahrungsmangel werden außerdem „Glückshormone“ freigesetzt, so dass sich der Kranke etwas besser fühlt.

Viele kleine Häppchen, schön serviert, machen Appetit und Freude. Manchmal reichen schon ein paar Teelöffel von den Lebensmitten, die der Patient gerne mag. Versuchen Sie nicht, mit Gewalt etwas hinunter zu bringen. Denn dann bereitet Essen keine Freude mehr. Außerdem kann der Körper dadurch sehr belastet werden.

Denken Sie daran, dass auch und gerade schwer Kranke eine Würde haben. Wenn man beispielsweise von einem Schlabberlatz anstatt von einer Serviette spricht, kann das sehr verletzend sein.

Wenn die Nahrung nicht mehr richtig verdaut werden kann, der Patient sonst aber gesundheitlich noch wenig beeinträchtigt ist, kann eine künstliche Ernährung sehr viel helfen. Bei Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs wird die Lebensqualität durch eine Ernährung über die Vene lange und nachhaltig verbessert. Wird die Ernährung mehr in den Tag hinein verlegt wird, ist sie weniger belastend, man hat dann aber auch tagsüber Schlauch und Beutel dabei.

Sie sehen, die Therapie ist ein Seiltanz zwischen zwei Seiten, die wir uns nicht wünschen. Sie muss stets ganz eng zwischen Patient und Arzt abgesprochen werden – am Besten gemeinsam mit Vertrauten aus der Familie. Zum Schluss noch ein Wort: Am Lebensende spüren viele weder Hunger noch den Wunsch nach Nahrung. Der Patient verhungert dann aber nicht. (ts)

Wer weitere Fragen hat, kann sich an das Schmerz & PalliativZentrum Fulda unter Telefon 0661 – 9 01 50 16 wenden oder findet weitere Informationen im Internet unter www.palliativnetz-osthessen.de

Bislang veröffentlichte Themen der Serie:
1. Schmerzlinderung
2. Durchbruchschmerzen
3. Lagerung
4. Mundpflege und Hilfe bei Durstgefühl
5. Wundliegen & Hautpflege
6. Atemnot
7. Ängste
8. Unruhe
9. Schwäche
10. Müdigkeit

070427_Fendel.gif

Categories:

Alle Nachrichten, Gesundheit & Medizin