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„Kind oder Karierre?“ Der Trend geht zum „und“

070723_Tonus_01.jpgSchönes aus Fulda. Abitur, Studium, Beruf, Kind, Karriereknick. Mit der „Elternzeit-Lücke“ in der Vita konnten sich in der Vergangenheit viele ambitionierte Frauen nur schwer arrangieren. „Kind oder Karriere?“, lautete die Frage. Inzwischen geht der Trend ganz deutlich zum „und“.

Dass und unter welchen Voraussetzungen Frauen beides vereinbaren können, erzählen die Chirurgin Privatdozentin Dr. Carolin Tonus, Kulturwissenschaftlerin Dr. Gabriele König und Betriebswirtin Biane Ronken – drei erfolgreiche Frauen, die sich bewusst für ihre Rolle als berufstätige Mutter entschieden haben.

Dabei dachte Biane Ronken bis zur Geburt ihres Sohnes Liam (2), dass sie in den ersten drei Jahren ausschließlich für ihren Sohn da sein würde. „Ich war eine Verfechterin des konservativen Modells“, erzählt sie. Im Alltag mit Liam habe sie gemerkt, dass sie ihre Arbeit in der Marktforschung bei Tegut mehr vermisst, als erwartet. Seit einem guten halben Jahr arbeitet sie in Teilzeit und denkt darüber nach, die Stundenzahl allmählich wieder etwas zu erhöhen.

Für Carolin Tonus, Chefärztin der Chirurgie am Herz-Jesu-Krankenhaus Fulda, und Gabriele König, Geschäftsführerin der Kinderakademie Fulda stand es nie zur Debatte, die Entscheidung zwischen Kind oder Beruf zu fällen. „Ich wollte beides“, sagt die 41-jährige Chirurgin, „ein Kind haben und meinen beruflichen Weg weitergehen.“ Als die Ärztin vor fünfeinhalb Jahren ihren Sohn Lauryn zur Welt brachte, war sie nach dem Ende der Mutterschutzfrist wieder bei ihren Patienten im Krankenhaus. 

Auch Gabriele König, Mutter von Florian (9) und Jakob (5), sagt: „Mir war von Anfang an klar, dass ich mich in der Rolle der Ganztagsmutter nicht wohl fühlen würde.“ Nach kurzen Babypausen saß sie wieder am Schreibtisch und war in Sachen Kinderakademie in ganz Deutschland unterwegs. „Gelegentlich hatte ich meine Söhne sogar bei Vorträgen dabei“, erinnert sie sich.

Weil diese Flexibilität aber eher die Ausnahme als die Regel ist, brauchen berufstätige Mütter Strukturen, Netzwerke und klassische Kernkompetenzen, um Familien- und Berufsleben in Einklang zu bringen. Organisationstalent, Disziplin, Konsequenz und ein Umfeld, das die Berufstätigkeit überhaupt ermöglicht, bilden die Basis des Erfolges, erklären die drei Frauen. Denn ohne Tagesmutter, Kindertagesstätte und einen Partner, der die beruflichen Ambitionen unterstützt, würde es nicht funktionieren.

Warum die Frauen den erheblichen organisatorischen und finanziellen Aufwand überhaupt in Kauf nehmen? Tonus erklärt: „Ohne meine Patienten würde mir einfach etwas Entscheidendes fehlen.“ Gabriele König weiß: „Es geht nicht nur darum, wirtschaftlich unabhängig zu sein, sondern auch darum, beruflich etwas bewegen zu können.“ Und Biane Ronken hat erkannt, dass sie mit der Berufstätigkeit einfach eine zufriedenere Mutter ist.

Doch um einen freien Kopf für die Arbeit zu haben, müssen zwei entscheidende Voraussetzung erfüllt sein: „Die Kinder während der Arbeitszeit in guten Händen zu wissen und ihnen zu vermitteln, dass die Mama, wenn es darauf ankommt, immer da ist.“ Das Für- die-Kinder-da-sein definieren die drei erfolgreichen Frauen nicht über die Summe der gemeinsam verbrachten Stunden – sondern über die Intensität und Qualität der Zeit, die Mutter und Kind füreinander haben. (Dorit Heydenreich)

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