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Weihbischof Kapp bei traditionellem „Schneefestgelöbnis“ in Schleid

Schönes aus Fulda/Schleid. Weihbischof Johannes Kapp wird am morgigen Sonntag, 5. August, um 10 Uhr in der Pfarrkirche „Maria Schnee“ in Schleid ein feierliches Pontifikalamt mit Festpredigt halten. Die katholische Kirchengemeinde „Maria Schnee“ begeht an diesem Tag die 381. Jahrfeier des sogenannten „Schneegelöbnisses“.

Das „Fest Maria Schnee“ in Schleid wurde auf Grund eines Gelöbnisses erstmals am 5. August des Jahres 1626 – also mitten im Dreißigjährigen Krieg – begangen. Es handelt sich um den wohl bekanntesten und volkstümlichsten „Verlobten Tag“ des ehemaligen Hochstifts Fulda. Furchtbar wütete 1626 die Pest im Geisaer Land als Folge von Truppendurchzügen, einer schlechten Ernte im Vorjahr, des Hungers und der Hitze.

Nach den Aufzeichnungen des damaligen Schleider Pastors Johannes Gutwein starben in Schleid und Kranlucken, das zu jener Zeit noch zur Pfarrei Schleid gehörte, von Mai bis August 430 Menschen, ein Drittel der Bevölkerung. Als die Not übergroß war, riet Pfarrer Gutwein zu einem feierlichen Gelöbnis an die Gottesmutter, die Patronin der Pfarrkirche. Man wählte hierfür das Fest Maria Schnee am 5. August, das Kirchweihfest der größten römischen Marienkirche Santa Maria Maggiore.

Eine Legende berichtet, daß unter Papst Liberius (352-366) eine Schneedecke in der Nacht vom 4. auf den 5. August, also mitten im Sommer, den Bauplatz für die Kirche auf den Esquilin bezeichnet habe. Papst Sixtus III. (432-440) ließ anläßlich der Verkündigung des Glaubenssatzes von der Gottesmutterschaft Marias durch das Konzil von Ephesus (431) den Bau des Liberius durch eine größere und schönere Kirche ersetzen. Zum Gedächtnis an den Weihetag dieser – später mehrfach umgestalteten – Basilika Santa Maria Maggiore im Jahre 432 wurde auch im deutschsprachigen Raum das Fest Maria Schnee gefeiert.

Das Gelöbnis der Schleider und der Kranluckener wurde im „Schneefestbrief“ niedergelegt, der heute noch jedes Jahr am Sonntag vor dem Fest im Gottesdienst verlesen wird. Die sechs Punkte des Briefes besagen, daß das Fest Maria Schnee am 5. August auf ewige Zeiten feierlich begangen werden soll.

Fürstabt Bernhard Schenk von Schweinsberg approbierte dieses Gelöbnis am 16. Mai 1627 und bestimmte, daß genannte Ortschaften „mit keinerlei Beschwerden und Gerichtshändeln“ zu diesem Tag belegt werden dürften. Wie aus den Aufzeichnungen Pastor Gutweins hervorgeht, war die Hilfe des Himmels nach dem Gelöbnis offensichtlich: Die Pest ließ auffallend nach und erlosch zum Jahresende ganz.

Als im folgenden Jahr der „Schwarze Tod“ das Dorf Ketten heimsuchte, wurde dort das Fest des alten Pestpatrons Sebastian am 21. Januar „verlobt“. Auch in den anderen Dörfern des Ulstertals machte man nach dem Schleider Vorbild derartige Verlöbnisse. Eine Bekanntheit aber wie das Schleider Schneefest hat kein anderes erlangt.

Pfarrer Béla Horváth lädt Gläubige von nah und fern nach Schleid zur Feier des Patroziniums ein. Es finden neben dem Pontifikalamt Messen um 6 Uhr und 7.30 Uhr sowie eine Marienandacht um 15 Uhr statt.  (bpf).

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