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Jubiläumsfeier der kirchlichen „Tarifkommission“ mit Bischof Algermissen

091203_BischofFulda/Hanau/Marburg/Kassel. Seit zwanzig Jahren gibt es im Bistum Fulda eine eigene Kommission zur Ordnung diözesanen Arbeitsvertragsrechts (KODA), die, ähnlich wie die Tarifvertragsparteien außerhalb des kirchlichen Dienstes, in paritätischer Besetzung von Dienstgebern und -nehmern Arbeitsvertragsregelungen für über 3.000 Beschäftigte in den verschiedenen kirchlichen Einrichtungen im Bistum Fulda aushandelt.

Derzeit je sechs Mitglieder kommen von der Dienstgeber- und der Dienstnehmerseite, letztere durch Wahlen bestimmt. Wie Bischof Heinz Josef Algermissen in einem Vortrag bei einer Jubiläumsfeier zum 20jährigen Bestehen der KODA ausführte, beschreite die Katholische Kirche auf der Basis ihres im Grundgesetz verankerten Selbstbestimmungsrechtes bei ihren Arbeitsrechtsregelungen einen sogenannten Dritten Weg, der vorsieht, daß die Tarifparteien Streik und Aussperrung vermeiden.

Statt dessen steht der Gedanke einer „auf Partnerschaftlichkeit, Dialog und Kooperation beruhenden Dienstgemeinschaft“ im Mittelpunkt. „Dienstgemeinschaft bedeutet, gemeinsame Wege zu finden und sich versöhnen zu lassen“, unterstrich der Oberhirte. In seiner Ansprache im Fuldaer Bonifatiushaus machte Bischof Algermissen besonders darauf aufmerksam, daß caritative Einrichtungen andere Erkennungsmerkmale als rein betriebswirtschaftliche haben sollten.

„Der Dienst am notleidenden Menschen muß hier im Vordergrund stehen“, hob er hervor. Der Umgang miteinander in der Dienstgemeinschaft habe letztendlich auch positive Auswirkungen nach außen. Um ein kirchliches Profil der katholischen Einrichtungen bewahren zu können, müsse man genau hinschauen, wen man einstelle: „Wir brauchen Pfleger, Lehrer, Verwaltungsangestellte und andere Mitarbeiter, für die der Glaube, die Zugehörigkeit zur Kirche Jesu Christi, die Motivation ihrer Arbeit ist.“

Der Geist des Evangeliums müsse in den katholischen Einrichtungen immer zu spüren sein. Die KODA-Mitglieder trügen hier ebenso große Verantwortung wie bei der Frage, wie die Kirche in Zeiten zurückgehender Kirchensteuereinnahmen sparsam mit ihren Mitteln umgehen könne. Generalvikar Prof. Dr. Gerhard Stanke hatte zu Beginn des Festaktes den rund vierzig bisherigen KODA-Mitgliedern sowie den Mitgliedern des Vermittlungsauschusses für ihre Mitarbeit gedankt und daran erinnert, daß die Arbeit der KODA im Sinne von Einheit, Glaubwürdigkeit und gegenseitiger Wertschätzung eine am Evangelium orientierte gemeinsame Sache, nämlich Gerechtigkeit und Frieden, zum Ziel habe.

Die fruchtbare gemeinsame Arbeit zeige sich an mehr als 100 gefaßten Beschlüssen. KODA-Vorsitzender Hubert Schulte (Dienstnehmerseite), der ebenso wie sein Stellvertreter, Personaldirektor Thomas Schlimme (Dienstgeberseite), und Justitiar Dr. Albert Post von Anfang an in der Kommission mitarbeitet, erinnerte an die gemeinsame Verantwortung von Dienstgeber- und Dienstnehmerseite und zeigte sich dankbar für das trotz manch schwieriger Verhandlungen Erreichte.

So habe man in der Vergangenheit wichtige Grundsatzdiskussionen, z. B. über die Frage familiengerechten Lohnes, geführt und über Sozial- und Erziehungsdienst, Altersversorgung und Vergütungsumstellung beraten. Künftig stünden die Erstellung einer Arbeitsvertragsordnung (AVO) und die Qualität von Kindertagesstätten zur Beratung an. Besonders warnte der KODA-Vorsitzende vor der Möglichkeit, Arbeitsbereiche aus Kostengründen aus kirchlichen Einrichtungen „outzusourcen“, was sozialethisch nicht verantwortbar sei.

Die Arbeit der KODA bewege sich in einem Spannungsverhältnis zwischen „begrenzten Finanzmitteln, Wettbewerb mit privaten Anbietern und den Gerechtigkeitspostulaten der Katholischen Soziallehre“. Der Festakt wurde musikalisch umrahmt von Christian Seidler am Klavier. (bpf)

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