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„Werte und Tugenden in der Erziehung“ – Akademieabend im Bonifatiushaus

070914_bonihaus.jpgSchönes aus Fulda. „Werte und Tugenden in der Erziehung“ – vom Missbrauch der Disziplin“ war das Thema des Akademieabends im Bonifatiushaus mit Prof. Dr. Sabine Andresen von der Uni Bielefeld.

Angestoßen durch das Buch von Bernhard Bueb zum Lob der Disziplin ist das Interesse der Gesellschaft und der Medien für Werte und Tugenden und deren Bedeutung für die Erziehung gestiegen.  

Die Sehnsucht nach Einfachheit und schnellen Lösungen in Bezug auf Wertefragen greift zu kurz. Dies nahm Gunter Geiger, Direktor des Bonifatiushauses,  zum Anlass mit ca. 70 Teilnehmern und der Kindheits- und Jugendforscherin Sabine Andresen, eine ausgewiesene Pädagogin, zu diskutieren.

Sabine Andresen hat einführend in ihren Vortrag drei Thesen dargestellt. In der ersten These eine Art Begriffsklärung über Werte, hat sie die für die Erziehung von Kindern und Jugendlichen notwendigen Voraussetzungen, die zu einem „guten Leben“ führen dargestellt. Schon im Vortrag aber auch später in der Diskussion kam es zu einem angeregten Austausch um die Frage nach dem Menschenbild, das der jeweilige Betrachter zu Grunde legt.

In ihrer zweiten These widmete sich Andresen der Jugend und dem angeblichen Werteverfall. Die Pädagogik sieht jedoch eher einen Wertewandel – zumindest konnte sie anschaulich und unter Hinzuziehung der Empirie belegen, das es keinen Hinweis auf einen Werteverfall gibt. Unter der Heranziehung der Schell-Jugendstudie von 2006 und einer von ihr selbst durchgeführten Studie mit 182 Studierenden der Uni Bielefeld, die gemeinsam mit ihr Selbstporträts durchführten, sieht sie bei den Jugendlichen eine enorme Bereitschaft, sich für die Gesellschaft und die Familie einzusetzen.

Den Bruch im gesellschaftlichen Diskurs und den Werteverfall, den angeblich die Kinder von 68ern beschleunigt haben sollen, kann die Jugendforscherin durch ihre wissenschaftlichen Forschungen nicht bestätigen. Dass dort der Grundstein für Unterrichtstörungen und Jungendkriminalität liegen würde, sei falsch.

Sie verwies auf den Wertewandel, der mit der Berufstätigkeit der Frau und den neuen Rollenbildern von Mann und Frau bezogen werden. In diesem Kontext wies sie auch die angebliche Disziplinlosigkeit von Kindern scharf zurück, denn wenn ein 12-jähriges Kind in der Schule allein 37 Wochenstunden Unterricht habe, stecke hier ein Höchstmaß an Disziplin.

In ihrer dritten These setzte sie sich dezidiert mit der Schreibschrift von Bernhard Bueb „Vom Lobe der Disziplin“ auseinander. Zum Schluss nannte sie schlagwortartig, was sie unter einer guten Erziehung versteht.
– die Vermittlung von moralischen und ethischen Grundsätzen
– die Achtung von anderen Menschen
– die Vermittlung von sozialen Verhaltenweisen die für eine Gesellschaft notwendig sind
– die Möglichkeit sich einen eigenen Willen bzw. sich eine eigene Meinung zu bilden
– das vermitteln einer positiven Lebenseinstellung und Lebensfreude aber auch Möglichkeiten bereitzustellen, dass Kinder eigene Erfahrungen machen können und sich in eine Gemeinschaft (Freunde) einfinden können
– als Aufgabe von Schule zieht sie auch die Vermittlung von Kulturtechniken.

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