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„Regional ist besser als zentral“ – Landrat Woide über die Optionskommune

Schönes aus Fulda. Vor knapp drei Jahren wurden Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe zu einer neuen Leistung – dem Arbeitslosengeld II – zusammengeführt. Menschen, die länger als ein Jahr erwerbslos sind, bekommen diese Grundsicherung für Arbeitssuchende. Träger des ALG II sind entweder Arbeitsgemeinschaften – ein Zusammenschluss von Arbeitsagenturen und Kommunen – oder die Optionskommunen, die Langzeitarbeitslose in Eigenregie betreuen. Der Landkreis Fulda gehört zu den bundesweit 69 Optionskommunen, die zum 1. Januar 2005 ihre Arbeit aufgenommen haben. Im Interview spricht Landrat Bernd Woide über Bekanntheitsgrad, Besonderheiten und Zukunftsperspektiven des Modellversuchs.

Ist nach drei Jahren Optionskommune in der Öffentlichkeit ausreichend bekannt, was sich dahinter verbirgt?

Woide: Leider noch nicht. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass sich nicht jeder so intensiv mit dem Thema „Arbeitsmarktpolitik“ beschäftigt. Entscheidend ist aber, dass wir bei den Unternehmen einen hohen Bekanntheitsgrad erreichen. Dort sollte man wissen, dass wir uns nicht nur um Sozialhilfeempfänger kümmern, sondern qualifizierte Fachkräfte vermitteln können. Im Prinzip sind wir so etwas wie ein zweites Arbeitsamt, aber mit eigenen, individuell zugeschnittenen Konzepten.

Was zeichnet denn die Optionskommune Fulda aus?

Woide: Wir haben sehr viele mittelständische Unternehmen und eine hohe Identifikation der Menschen mit der Region. Wir sind näher dran an den potenziellen Arbeitgebern und können auch schnelle Entscheidungen treffen. Aus meiner Sicht ist die Region Fulda für die Option wie „gebacken“.

Welche Rahmenbedingungen müssten geschaffen werden, damit die Optionskommune Fulda noch erfolgreicher arbeiten kann?

Woide:
Das Bundesarbeitsministerium möchte alles standardisieren, doch dafür sind die Bedingungen und Anforderungen in punkto Arbeitsmarkt deutschlandweit viel zu unterschiedlich. Und eigentlich sind die Optionskommunen dafür geschaffen worden, um in der Arbeitsmarktpolitik zu experimentieren. Für Erfolg versprechende Experimente brauchen wir aber mehr Spielräume. Deshalb ist der Bundesgesetzgeber gefordert, den Optionskommunen zu mehr Flexibilität zu verhelfen.“

Welche Zukunft hat die Optionskommune?

Woide:
Ich wünsche mir natürlich, dass es weiter geht, denn für uns ist es ein Erfolgsmodell. Doch die Entscheidung über Fortsetzung oder Aufhebung wird vermutlich nicht mehr in dieser Regierungskoalition getroffen, sondern – so wie es der Koalitionsvertrag vorsieht – bis 2013. Wir müssen also mit einer gewissen Unsicherheit leben, wären aber an einer möglichst schnellen Klarstellung interessiert. Ich bin aber davon überzeugt, dass es weiter gehen wird – denn regional ist besser als zentral.

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