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Bischof Josef Clemens aus Rom predigte zum Abschluß des Kongresses „Freude am Glauben“

071007_kongress_1.jpgSchönes aus Fulda. Christen sollten in aller Ruhe und Gelassenheit darauf hinweisen, daß „wir in Europa auf einem ‚Zivilisationsniveau’ leben, das sich ohne den christlichen Glauben und seine prägende Kraft nicht hätte bilden können.“ Dies unterstrich Bischof Dr. Josef Clemens, Sekretär des Päpstlichen Rates für die Laien (Rom), am Sonntag im Fuldaer Dom.

In einem feierlichen Pontifikalamt zum Abschluß des diesjährigen Kongresses „Freude am Glauben“ machte der Bischof deutlich: „Der Glaube hat nichts zerstört, sondern das Beste aus dem Erbe Jerusalems, Athens und Roms zu einer fruchtbaren Synthese vereinigt.“ Tilge man gedanklich aus Europa alle Zeugnisse des christlichen Glaubens in der Kunst und Architektur, in der Musik und Literatur, dann blieben nur hohle Wüsten von Konsumtempeln, geistlose Plattenbauten und zubetonierte Landschaften übrig. Zu Beginn des Gottesdienstes hatte der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen den Gast aus Rom besonders begrüßt.

Bischof Clemens wies in seiner Predigt im überfüllten Fuldaer Dom darauf hin, daß viele sich ihres Glaubens zu schämen schienen, da ihnen unaufhörlich eingeredet werde, der christliche Glaube sei generell überholt, er reiße unnötig Gräben auf, er sei gegenüber anderen Religionen intolerant und habe eine gewaltige Blutspur in der Geschichte hinterlassen.

„Daher schämen sich einige eher des christlichen Glaubens und seiner ethischen Imperative als ihrer eigenen Lebenspraxis, selbst wenn sie sich weit von den Zielen einer ‚humanen Wertordnung’ entfernt haben.“ Sie verwiesen auf die Schuld anderer in Geschichte und Gegenwart und wollten das eigene Versagen „relativieren“ bzw. entschuldigen, so der Bischof.

Blicke man ohne Hochmut in die nichtchristliche Welt der heutigen Zeit, dann erkenne man, „was wir unserem Glauben in allen Lebensbereichen verdanken“, fuhr Clemens fort. Es gebe absolut keinen Grund für Minderwertigkeitsgefühle oder gar Komplexe gegenüber den großen Weltreligionen oder Weltanschauungen, weder gegenüber ihren Inhalten und Zielen noch gegenüber ihrer gelebten Gegenwart oder ihrer Geschichte.

Mit Bezug auf die Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an Timotheus hatte der Bischof zu Beginn betont, daß die Ermahnungen zu lebendigem christlichen Glauben den Amtsträgern wie den Laien gleichermaßen gelte, da ja allen die Gnade Gottes in den grundlegenden Sakramenten der Taufe und der Firmung und vor allem der Eucharistie geschenkt werde. „Gerade in unserer geschichtlichen Stunde mit all ihren ungeheuren Herausforderungen für den Glauben und besonders für die Glaubensweitergabe wird deutlich, daß wir in einer Zeit der gemeinsamen Herausforderungen, der gemeinsamen Verantwortung und der gemeinsamen Bemühungen aller Glieder der Kirche leben!“

Bischof Clemens erinnerte daran, daß man in Deutschland vielen Millionen getaufter und gefirmter Christen begegne, die müde geworden seien und deren Glaube nahezu erloschen scheine. „Dennoch funkeln bei vielen glaubensmüde gewordenen Getauften glimmende Feuerstellen unter der obenliegenden ‚Asche’ hervor, die es wahrzunehmen und anzufeuern gilt!“

Dr. Clemens nannte in diesem Zusammenhang die Ereignisse beim Tode Papst Johannes Paul II. und bei der Wahl Benedikts XVI. Auch das große Interesse am Jesusbuch des Heiligen Vaters gehöre hierher. Paulus mahne zu einem Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Christsein müsse daher aktives Sein bedeuten, Liebe in konkrete Tat münden und Besonnenheit zu einem durchdachten und abgewogenen Tun anleiten. Mit dieser Weitung der Perspektive habe der Apostel alle Christen im Blick, nicht nur die Amtsträger. „Allen Getauften ist die Gnade Gottes geschenkt, und alle haben in der Kirche eine unverlierbare Heimat und ein gemeinsames Zuhause, deren Türen immer offen stehen müssen“, stellte der Bischof heraus.

Der Apostel Paulus erinnere die Christen auch daran, daß selbst bei einer sachgemäßen Betrachtung des christlichen Glaubens, einer gerechten Beurteilung seiner Vertreter und einer wahrheitsgemäßen Darstellung seiner Geschichte ihnen dennoch das Leiden nicht erspart bleibe. „Der Glaube wird immer inneren und äußeren Widerständen begegnen, er trifft ständig auf den stürmischen Gegenwind in uns selbst und in den anderen. Vergessen wir nicht: Der Teufel schläft nicht!“

Der Apostel gebe auch Hinweise, wie die Christen die unvermeidlichen Stunden der Prüfungen und des Leids bestehen könnten. Sie sollten sich nicht beirren durch „Blender“ und „Weichspüler“ ihrer Zeit beirren lassen. Es gelte, den geschenkten Vorbildern und dem einem anvertrauten kostbaren Gut treu zu bleiben: „Das kostbare Gut des Evangeliums ist keine beschwerende Last, sondern ein befreiender und dich tragender Schatz in Stunden der Freude wie des Leids!“

Seit dem Jahre 2001 haben sich laut Bischof Clemens die Kongresse „Freude am Glauben“ dem Anliegen der Glaubensstärkung und damit der Glaubensfreude verschrieben. „Die Verantwortlichen der Kongresse haben sehr viel Kraft und Mühe für eine innere Stärkung des Glaubens aufgewandt.“ Eine große Zahl von Predigern und Referenten habe von den verschiedenen Seiten her die Schönheit des Glaubens und seine erfüllende und frohmachende Kraft dargestellt.

Daher laute die den Kongressen zugrundeliegende „Formel“: Glaubensfreude durch Glaubensstärkung und Glaubensstärkung durch Glaubensbildung. „Das gemeinsame Bemühen bewirkt Freude im gemeinsamen Glauben und läßt die Kirche als eine gemeinsame Heimat erfahren!“ Auf diese Weise werde das Laienapostolat im Geiste und nach dem Buchstaben des Zweiten Vatikanischen Konzils verwirklicht. Der Stärkung des Glaubens habe sich Papst Benedikt XVI. mit all seinem Wirken als akademischer Lehrer, als Bischof und auch als Papst verschrieben. (bpf)

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