Ausbildungspakt und Projekt OloV stoßen in der Region auf großes Interesse – Netzwerktreffen im ITZ
Fulda. Metzger oder doch lieber Schreiner werden? Die Suche nach dem passenden Beruf ist für Jugendliche eine wichtige, aber auch sehr schwierige Aufgabe. Seit 2008 gibt es die hessenweite Strategie OloV – Optimierung der lokalen Vermittlungsarbeit bei der Schaffung und Besetzung von Ausbildungsplätzen in Hessen. Mit OloV sollen nicht nur die regionalen Strukturen zur Berufsorientierung verbessert, sondern die Jugendlichen auch ganz gezielt auf die Anforderungen der Arbeitswelt vorbereitet werden.
Fotos (61): Max Colin Heydenreich
In der Stadt und beim Landkreis Fulda gibt es OloV-Koordinatoren. Sie leiten die regionale Steuerungsgruppe, in der verschiedene Ausbildungsmarkt-Akteure zusammenarbeiten. Die Koordinatoren hatten am Montag zu einem Netzwerktreffen in das ITZ Fulda eingeladen, um die bisherige Zusammenarbeit zu beleuchten, die weitere Vernetzung der Akteure zu fördern und der Frage nachzugehen, wie man die besonderen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler besser erkennen und die individuelle Berufswahl fördern kann. Moderiert wurde die Veranstaltung von Hermann Diel.
Bürgermeister Dr. Wolfgang Dippel und Ilona Löwer, die die Fachstelle Jugendberufshilfe beim Landkreis Fulda leitet, konnten knapp 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer – darunter Schulleiter, OloV-Schulkoordinatoren, Berufsberater, Arbeitscoaches, Berufseinstiegsbegleiter sowie Vertreter aus heimischen Unternehmen begrüßen. Dr. Dippel betonte die Bedeutung der regionalen Netzwerke und dankte allen Beteiligten, die sich dafür engagieren, eine bedarfsgerechte Berufsorientierung zu gestalten.
Dass Berufsorientierung umfassende und abgestimmte Konzepte braucht, an denen viele Partner mitwirken, wurde in dem Vortrag von Kreishandwerksmeister Claus Gerhardt deutlich. Er thematisierte die Erwartungen der Wirtschaft an die Schulabgänger unter Berücksichtigung des drohenden Fachkräftemangels. Die Kreishandwerkerschaft betrachtet die Entwicklungen der Ausbildungsmarktzahlen mit Sorge. Obwohl die Ausbildungsbereitschaft im Handwerk unverändert hoch sei, blieben im Oktober 2010 ca. 40 Ausbildungsplätze unbesetzt, so Gerhardt.
„Fachkräfte können wir nicht – auch bei noch so großen Bemühungen – aus Unwilligen machen. Deshalb sind für uns solche Jugendliche wichtig, die die nötige Ausbildungsreife besitzen“, betonte der Kreishandwerksmeister. Ausbildungsreife heiße, eine Grundbereitschaft und den Willen zu haben, aus sich und seinem Leben etwas zu machen. „Dafür müssen wir gemeinsam sorgen, ansonsten stehen wir vor der paradoxen Situation dass Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben, gleichzeitig aber Jugendliche keine Chance auf einen dieser Plätze erhalten“, verdeutlichte Gerhardt. Notwendig sei es, dass sich die Schulabgänger mit den Anforderungen der Unternehmen und der Gesellschaft auseinandersetzen. Häufig fehle es an ganz elementaren Dingen, die einmal selbstverständlich waren, wie beispielsweise Höflichkeit, Pünktlichkeit oder Zuverlässigkeit.
Einen Überblick über die OloV-Aktivitäten in 2009 und 2010 gaben Ilona Löwer und Christiane Herchenhein, OloV-Koordinatorin der Stadt Fulda. Sie berichteten über die verschiedenen Instrumente zur Förderung der Ausbildungsreife sowie über die Projekte, die eine passgenaue Vermittlung der Jugendlichen ermöglichen sollen. Im Rahmen von Workshops bearbeiteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Anschluss die Frage, wie die Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler besser erkannt und eine individuelle Berufswahl gefördert werden kann. Dabei wurden mehrwöchige begleitete Betriebspraktika, ein kontinuierlicher Austausch zwischen Schulen und Betrieben sowie die Zusammenarbeit mit den Eltern als weitere Stellschrauben identifiziert, um die Jugendlichen systematisch an die Berufswahl heranzuführen und ihnen gleichzeitig dabei zu helfen, die eigenen Stärken zu erkennen.
„Mit den Ergebnissen des Netzwerktreffens können wir sehr zufrieden sein“, erklärte Ilona Löwer abschließend. „Denn die Zahl der Teilnehmer zeigt uns, dass das Interesse an dem Thema sehr groß ist und dass es noch viele Ideen und Möglichkeiten gibt, die Berufsorientierung im Rahmen von OloV zu verbessern.“