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Weihbischof Diez predigte in Pontifikalamt am 65. Geburtstag von Bischof Algermissen

Fulda. Die Zeit sei ein Zeichen für Gottes Geduld. „Daß Er an der Tür steht und dort wartet, ist gerade das, was die Zeit ausmacht. Zu wachsen und zu reifen heißt, die Zeit zwischen Seinem Klopfen und unserer Antwort immer kürzer zu machen.“ Dies unterstrich der Fuldaer Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez am Freitag während eines Pontifikalamtes anläßlich des 65. Geburtstages von Diözesanbischof Heinz Josef Algermissen im Fuldaer Dom. Über 500 Menschen hatten sich dort an dem Werktagmorgen eingefunden, um mit dem Bischof Eucharistie zu feiern. An dem anschließenden Empfang im Auditorium maximum der Theologischen Fakultät nahmen etwa 150 Gäste aus nah und fern teil.

Fotos (50): Max Colin Heydenreich

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Gott lade dazu ein, sich allmählich Seiner eigenen Unmittelbarkeit anzunähern und so in Seine Ewigkeit hineinzuwachsen, betonte Weihbischof Diez in seiner Predigt. „Der Gedanke an die Ewigkeit erinnert uns an die Größe unserer Berufung: Gott hat uns für die Ewigkeit berufen.“ Die Menschen gestalteten diese mit; was sie täten und unterließen, habe Bedeutung. Diez erinnerte in diesem Zusammenhang an das vom Jubilar gerne gebrauchte Bild der „Klopfzeichen Gottes“, die es heute und jetzt zu hören gelte. Bischof Algermissen ziehe die Menschen im Bistum Fulda mit, „immer neu gläubig und vertrauensvoll in das Jetzt Gottes“. Er selbst habe nämlich die Klopfzeichen Gottes in seinem Leben vernommen.

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Zu Beginn des Pontifikalamtes hatte Bischof Algermissen die Gläubigen besonders begrüßt und betont, daß die Feier der heiligen Eucharistie mit den Gläubigen, die die Kraft für künftiges Tun gebe, für ihn die beste Form der Danksagung für die ihm geschenkten Lebensjahre sei. Besonders hieß der Fuldaer Oberhirte den emeritierten Paderborner Weihbischof Paul Consbruch und den neuen Limburger Bischof Prof. Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst willkommen. „Auch wenn Herausforderungen manchmal eine Zumutung zu sein scheinen, haben sie doch am Ende ihren Kontext“, stellte Algermissen heraus, der deutlich machte, daß der 65. Geburtstag für einen Bischof keine große Bedeutung habe, denn Bischöfe blieben üblicherweise bis 75 im Amt.

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In seiner Predigt erinnerte Weihbischof Diez daran, daß es keine Möglichkeit gebe, einmal verlorene Zeit wieder zurückzuholen oder für die Zukunft aufzusparen. Daher gelte es jederzeit, auf den Augenblick zu achten. Dieser heutige Tag stehe unter der besonderen Überschrift: „Unser Bischof Heinz Josef feiert die Vollendung von 65 Lebensjahren.“ Im Namen aller Versammelten und für das ganze Bistum gratulierte Diez dem Oberhirten von Herzen. Der Geburtstag des Bischofs gebe Anlaß, etwas über das Geheimnis der Zeit nachzudenken.

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Zunächst betrachtete der Weihbischof den Umgang mit der Zeit, die mit zunehmendem Alter schneller zu vergehen scheine als in der Jugendzeit. „Zeit“ könne sehr unterschiedlich verstanden und erlebt werden. Sie sei nicht allein ein Ordnungssystem von Sekunden, Minuten und Stunden, in das der Mensch seine Lebensereignisse einordnen könne, sondern es gehe vielmehr darum, daß Gott einem Zeit als ein Geschenk zur Verfügung stelle.

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„Es hängt von uns ab, was wir aus diesem Geschenk machen. Der Mensch kann die Zeit vertreiben oder verlieren, er kann sie vertun oder sogar totschlagen.“ Papst Johannes Paul II. habe den wertvollen Ratschlag gegeben, man solle seine Zeit großzügig anderen schenken, denn damit schenke man Leben. So sei auch der Dank des Bistums an Bischof Algermissen groß dafür, daß er den Menschen hier seine Zeit geschenkt habe.

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„Gottes Zeit und des Menschen Zeit sind nicht einfach identisch. Vom christlichen Schöpfungsglauben her gibt es den deutlichen Unterschied zwischen Gott und Welt, zwischen Gott und Mensch. Gott als der ganz Andere und Transzendente ist zugleich jener, der allem einwohnt, in dem wir leben, in dem wir uns bewegen und in dem wir sind.“ Die Menschwerdung Gottes in der Zeit gebe der Zeit des Menschen eine transzendente Qualität, so Weihbischof Diez. „Viel eher noch als wir Gott suchen, sucht Gott uns Menschen. In Christus ist Gott zu uns gekommen, um zu bleiben.“ Die ganze Geschichte sei darauf ausgerichtet. „In Christus ist die Fülle göttlicher Gnade gekommen.“ Die Ewigkeit habe begonnen, bevor die Zeit ganz aufgehört habe. Christliches Leben erweise sich grundsätzlich als Aufbruch in das „Jetzt Gottes“.

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So sei auch Bischof Heinz Josef Algermissen, von früheren Orten wie Hermeskeil im Bistum Trier, Paderborn, Freiburg, Bielefeld herkommend, 2001 neu aufgebrochen nach Fulda, nachdem er, von einer Lourdeswallfahrt zurückkehrend, das Amt angenommen hatte. „Du hast zu uns in Fulda Ja gesagt, weil Du dem Ruf Gottes gefolgt bist.“ Auch Algermissens Mutter, die mit ihm gekommen sei, gelte an diesem Tag ein tief empfundener Dank.

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Zu danken sei auch dafür, daß „Du mit uns aufgebrochen bist im Pastoralen Prozeß, um die richtigen Antworten zu finden auf den neuen Gegebenheiten im kirchlichen Leben heute“. Der Bischof habe das „Duc in altum“ („Fahre hinaus“), das Papst Johannes Paul II. als Leitmotiv für den Weg der Kirche in das neue Jahrtausend mitgegeben habe, aufgegriffen. Das heiße auch: Jesus noch mehr kennenzulernen, das Geschenk des Glaubens noch mehr zu entdecken, die kostbare Perle zu sehen, die die Botschaft des Evangeliums darstelle. „Aufzubrechen in die Tiefe und in die Weite, aufzubrechen auf den Gott hin, der immer wieder neu in Jesus Christus in Seinem Wort und in Seinen Sakramenten zu uns aufbricht, das bleibt unser Geschenk und unser Auftrag“, rief Diez den Gläubigen in Erinnerung. Der Bischof gehe hierbei voran.

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Mancher glaube, so Diez weiter, daß Zeit und Ewigkeit im Gegensatz zueinander stünden, was nicht zutreffe. „Gerade indem man mit ganzem Herzen in die Zeit eingeht, sie ernst nimmt und deren ursprünglichen Sinn entdeckt, findet man die Ewigkeit darin. Die Ewigkeit ist das innerste Werk in der Zeit.“ Wenn die Zeit auf rechte Zeit verwendet werde, trage sie Frucht. „Vielleicht ist dies das geheimnisvollste und faszinierendste an der Zeit: Man kann sich nichts Zerbrechlicheres und Flüchtigeres als die Zeit denken, und dennoch ist sie ganz und gar erfüllt von etwas Bleibendem.“

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Besonders in der von Algermissen so wertgeschätzten Liturgie finde man die Synthese von Zeit und Ewigkeit. Durch das bischöfliche Leitwort des Jubilars: „Diesen Schatz tragen wir in zerbrechlichen Gefäßen“ werde deutlich, daß man das „Übermaß der Kraft“ (2 Kor 4,7) auch auf das Verhältnis von Zeit und Ewigkeit beziehen dürfe. „In jedem Augenblick wird die Zeit von der Ewigkeit berührt, und diese Berührung gibt der Zeit eine Tiefendimension.“

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Ewigkeit sei laut Diez aber nicht unbegrenzte Zeit, wie sich mancher vorstelle. Dann wäre Ewigkeit eine Zeit, die weder Anfang noch Ende habe. Damit würde man Gott eigentlich sehr klein machen. Zeit bedeute Veränderung, Entwicklung, Werden. „Gott aber ist. In ihm gibt es kein Wachsen oder Reifen. Er hat und ist alles auf einmal. Er ist unendliche Fülle und Vollkommenheit.“ Indem der Mensch in der Zeit lebe, werde er alt. Gottes Ewigkeit dagegen bewirke, daß Er immer jung sei. „In Gott gibt es keine verflossene oder kommende Zeit.“ Für den Menschen, der ein begrenztes Geschöpf bleibe, sei Gott immer größer. Es müssen den Christen um Gott gehen, der die Mitte der Kirche sei und von dem sie alles erwarten dürften.

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Bischof Algermissen nehme den bischöflichen Dienst der Glaubensverkündigung sehr ernst und bereite Predigten und Ansprachen sehr sorgfältig vor. Damit gebe er gewissenhaft und aufmerksam Weisung im Glauben. Die drei Bistumspatrone der Diözesen, durch die seine Lebensspur führe – der hl. Apostel Matthias für Trier, der hl. Liborius für Paderborn und der hl. Bonifatius für Fulda – seien darin miteinander verbunden, daß sie immer wieder neu von Gott gerufen worden seien und sich immer wieder neu auf den Weg gemacht hätten. „Sie werden Dir auch weiterhin nahe sein, wenn es gilt, mit uns und für uns aufzubrechen in die Weite und Tiefe des Glaubens.“ Weihbischof Diez wünschte dem Oberhirten weiterhin viel Kraft und Segen für seinen Dienst und allen „viel Freude an der Gegenwart und Zukunft“.

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Der Gottesdienst wurde mitgestaltet vom Domchor Fulda sowie dem Jugendkathedralchor unter der Leitung von Domkapellmeister Franz-Peter Huber, die Chorsätze von W. A. Mozart und G. Fauré sowie weitere im Wechsel mit der Gemeinde sangen. An der Orgel Domorganist Prof. Hans-Jürgen Kaiser.

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