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Bischof Algermissen predigte an Ostern im Fuldaer Dom

Fulda. „Weil Gott in der Auferstehung Jesu eine Kultur des Lebens begründete, können wir begründet den Kampf gegen jedwede Todesproduktion aufnehmen: den Kampf gegen die milliardenschwere Rüstung und gegen die Todesstrategien des Aushungerns der Armen, aber auch den Kampf gegen die Tötung und Verzweckung des ungeborenen menschlichen Lebens sowie gegen die Euthanasie, die sich hinter dem Begriff ‚aktive Sterbehilfe’ verbirgt.“ Dies stellte Bischof Heinz Josef Algermissen in einem feierlichen Pontifikalamt am Ostersonntag im Fuldaer Dom heraus.

Fotos (6): Max Colin Heydenreich

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Der Osterglaube sei die eigentliche Botschaft christlichen Lebens und ein „Sieg, der die Welt überwindet“. Dieser Glaube lasse einen menschenwürdig leben und dann auch sterben in der Hoffnung auf die Auferstehung mit Christus. Die ersten Christen hätten sich „Kinder des Lichtes“ aufgrund ihrer Taufe genannt, durch die sie geboren worden seien zu einem neuen Leben jenseits des Todes.

„Gerade weil Christen an das Licht des ewigen Osterfestes, an ein Leben nach der Katastrophe des Todes glauben, ist ihnen das Leben vor dem Tod so wichtig“, betonte der Fuldaer Oberhirte. Denn der christliche Glaube an die Erlösung durch Kreuz und Auferstehung führe von selbst in den Aufstand gegen alle Formen des vorzeitigen „gesellschaftlich wie politisch, wirtschaftlich wie militärisch“ organisierten Todes.

Weil Gott seine Lebensenergie in die Dunkelkammer des Grabes Jesu gebracht habe, könnten auch Christen heute in die Orte der Einsamkeit und Kälte mit dem Osterlicht eindringen. „Weil Gott bereits den Stein vom Eingang des Grabes weggewälzt hat, können Christen heute die Wegräumarbeit vor den Gräbern dieser Zeit leisten“, rief Algermissen in Erinnerung.

Zu Beginn seiner Predigt hatte der Bischof hervorgehoben, daß derjenige sich und andere belüge, der einen „österlichen Christus ohne Karfreitag“, einen „himmlischen Jesus ohne die Abgründe des irdischen Daseins“ suche und sich unter Umgehung der Erde auf den Himmel beziehen wolle. Deshalb müsse unterstrichen werden, worauf es ankomme: „daß nämlich der Gekreuzigte der Auferstandene ist.“

Nur wer Jesus als den Gekreuzigten suche, finde ihn auch als den Auferstandenen. So habe sich Jesus Christus nach der Auferstehung von den Toten seinen Jüngern bezeichnenderweise immer wieder über seine Wundmale zu erkennen gegeben. „Wehe denen, die Ostern suchen ohne Karfreitag. Aber wehe denen auch, die den Karfreitag sehen ohne Ostern: Beide sind verloren!“, gab Bischof Algermissen zu bedenken.

Es kennzeichne den christlichen Glauben, daß er die Abgründe menschlichen Daseins wie Gewalttätigkeit und Tod nicht verdränge, sondern sich vielmehr mutig damit auseinandersetze. Dafür stehe das Kreuz, die „Compassion“. Dies habe auch ein entscheidender Satz Papst Benedikts XVI. in seiner jüngsten Enzyklika über die Hoffnung zum Ausdruck gebracht: „Der Mensch ist Gott so viel wert, daß er selbst Mensch wurde, um mit dem Menschen mit-leiden zu können, ganz real in Fleisch und Blut“.

Der Karfreitag sei also an Ostern nicht vergessen. Am tiefsten Punkt der menschlichen Existenz, nämlich im Abgrund des Todes, habe sich der Durchbruch ereignet, und zwar „nicht als unsere Erfindung, als unsere äußerste Fortschrittstat, sondern aus Gottes schöpferischer Treue und Liebe“.

Wo das „jenseits des Todes“ als Vertröstung verdächtigt werde, da werde auch das Diesseits trostlos, so Algermissen weiter. Man müsse sich dann fragen, wer diejenigen tröste, die man selbst bei bestem Willen nicht trösten könne, so die Opfer oder die, die leer ausgingen. „Keine Frage, es gibt eine fragwürdige Vertröstung auf das Jenseits, aber es gibt die noch viel fatalere Vertröstung mit dem Diesseits.“

Wenn das Leben vor dem Tod alles sei, würde dieses Leben zur „letzten Gelegenheit“, die man nicht verpassen dürfe. „Das erleben wir heute mit allen Konsequenzen der Lebenssucht und Todesangst, der Hektik und Überforderung“, machte der Bischof deutlich. Menschen wollten dem Tod auf eigene Faust entkommen, verfielen ihm aber dabei um so sicherer. Wer hingegen jetzt in diesem Leben nicht alles haben müsse, weil ihm das Beste noch bevorstehe, der verliere auch diese Angst, zu kurz zu kommen.

Der Domchor unter Leitung von Domkapellmeister Franz-Peter Huber sang bei diesem Gottesdienst die lateinische „Krönungsmesse“ von W. A. Mozart sowie weitere Chorsätze im Wechsel mit der Gemeinde; an der Domorgel spielte Domorganist Prof. Hans-Jürgen Kaiser. Auch das Domorchester wirkte mit. (bpf)

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