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Nachhaltiges Handeln steht für regionale Brunnen im Vordergrund

Ebersburg / Eichenzell. Nachhaltiges unternehmerisches Handeln und die Verpackungsverordnung im Getränkebereich standen im Fokus eines Expertengesprächs mit dem Bundestagsabgeordneten Michael Brand sowie Dr. Arno Dopychai vom Verband Deutscher Mineralbrunnen (VDM) und den heimischen Mineralbrunnen Förstina-Sprudel aus Eichenzell und RhönSprudel aus Ebersburg.

Als zuständiger Fachsprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für den Bereich Abfall, Recycling und Mehrweg im Umweltausschuss des Deutschen Bundestages ist Michael Brand direkter Ansprechpartner für die beiden heimischen Mineralbrunnen, vertreten durch die RhönSprudel-Geschäftsführer Egon Schindel und Dr. Manfred Ziegler sowie den Geschäftsführer Ulrich Ehrhardt und Verkaufsleiter Peter Seufert von Förstina-Sprudel.

Schwerpunkt des Gespräches waren die rasanten Veränderungen im Mineralwassermarkt und deren Auswirkung auf mittelständische und regional orientierte Brunnenbetriebe. ,,Fünf sehr große Brunnenbetriebe sichern sich heute über die Discountmärkte bundesweit bereits 52 Prozent des Wassermarktes, und dies nahezu ausschließlich über preisaggressive Einwegangebote“, gab Peter Seufert einen zahlenmäßigen Überblick zur Thematik. Zwar können sich die beiden regionalen Brunnen dank einer auf die Heimatregion gerichteten Positionierung und auch dank innovativer Produkte in diesem hart umkämpften Markt positiv behaupten. Dennoch, so Ulrich Ehrhardt, ,,besteht dringender Handlungsbedarf hinsichtlich der ungerechtfertigten Privilegien der Einweganbieter“.

Hintergrund ist die notwendige Investition von Mehrweganbietern in teure, wieder verwendbare Kästen und Flaschen, die sich erst mit einem Zeltversatz rechnen. Im Gegensatz hierzu sind die Kosten für die Einwegflasche bereits in das Produkt eingerechnet, eine Vorfinanzierung erfolgt somit nicht. Ebenso profitiert der Handel von nicht zurückgegebenen Flaschen, denn die gesparte Pfandrückzahlung bleibt in seinen Taschen (wie auch die Mehrwertsteuer auf das Pfand). Dies führt seitens des Handels und hier vornehmlich im Discount zur sofortigen Liquiditätsverbesserung. Durch diese Effekte werden erst Quersubventionierungen in Form besonders günstiger Angebote möglich, die den klassischen Mineralbrunnen unter zusätzlichen Preisdruck bringen. „Die Lage für Mehrweghersteller ist in der Tat dramatisch“, stimmte Michael Brand zu, der die Problematik durch seine Arbeit Im Umweltausschuss des Bundestages nur zu gut kenne. So haben die aggressiven Preisaktionen der Billig-Discounter Wirkung gezeigt. Vor allem schlägt sich dies in einer drastischen Abnahme von qualitativ höherwertigen Mineralwässern nieder.

Bundestagsabgeordneter Michael Brand berichtete über seine Vorstöße im Deutschen Bundestag, die Mehrwegquote von 80% wieder zu erreichen, nachdem zurzeit lediglich 50%, bei Mineralwässern gar noch weniger Mehrweganteil zu verzeichnen ist. Brand betonte, dass die Mehrwegquote „ökonomisch wie ökologisch eine wichtige Barriere gegen Ex und Hopp und gegen die Vernichtung regional verankerter Wirtschaftsstrukturen“ bedeute. Daher müsse der „Aufweichung der gesetzlichen Vorgaben durch massive Einwegausweitung“ entgegen getreten werden. Brand appellierte auch an die Käufer: „Der Verbraucher entscheidet sich mit dem Griff zum Mehrweg der regionalen Mineralbrunnen klar für den Umweltschutz, und Schutz und Erhalt heimischer Arbeitsplätze. Davon haben alle was.“

„Viele Verbraucher verstehen auch gar nicht den Unterschied zwischen Einweg und Mehrweg, denn sie zahlen ja Pfand für beides“, fasst Egon Schindel die Sicht der Verbraucher zusammen. Ob die angekündigte Kennzeichnungspflicht für Einweggebinde alleine hier Abhilfe schaffen könne, sei eher zweifelhaft. „Wir scheuen nicht den Wettbewerb, aber wir brauchen faire Rahmenbedingungen! Die wertevernichtende Strategie der Discounter darf nicht honoriert werden. Schließlich sind es die mittelständischen Regionalbrunnen, die Arbeitsplätze vor Ort schaffen und durch verschiedene Projekte Im Bereich Umwelt und Naturschutz zur regionalen Stärkung beitragen“, schloss Dr. Manfred Ziegler ab.

Bei RhönSprudel und Förstina  sieht man nun die Politik in der Pflicht: ,,Wenn mittelständische Betriebe wie wir das Richtige tun, in dem wir auf Mehrweg setzen, und dann durch Fehler im System die vorgegebene Quote nicht eingehalten wird, dann muss man fragen, wer die Verantwortlichen sind – und man muss handeln!“

Als wichtigste Kernforderungen an die Politik nennen die beiden Mineralbrunnen die klare Kennzeichnung von Einweg und Mehrweg, die Verhinderung von Quersubventionierungen des Discounts durch die Einrichtung von Clearingkonten, die Reduzierung des Mehrwertsteuersatzes auf 7% wie bei Lebensmitteln üblich sowie dem gezielten Einsatz von Mitteln der Wirtschaftsförderung für Unternehmen, die durch ihr unternehmerisches Handeln einen nachhaltig positiven Beitrag für die Umwelt und die Region leisten.

Hintergrundinfos:

Im Mehrwegsystem sind wegen des Umlaufs von Flaschen und Kästen neben den hochwertigen und damit teuren Getränkekästen auch qualitativ höherwertige Flaschen erforderlich als dies im billigen Einwegsystem der Fall ist. Das erhobene Pfand (als Anreiz, damit die Flaschen und Kisten auch wieder zurückkehren) entspricht etwa den halben Investitionskosten der Flaschen, die der abfüllende Betrieb jeweils vorfinanzieren muss. Im Einwegsystem sind die Kosten für die Flasche dagegen bereits im Verkaufspreis einkalkuliert, das Pfand werde vom Handel quasi ,,on top“ erhoben, was die eine sofortige Liquiditätsverbesserung – und daraus resultierend die Zinserträge – für die Einwegabfüller bewirke.

Pfandschlupf entsteht, wenn für eine Einwegflasche zwar Pfand bezahlt wird, dieses aber nicht zurück erstattet wird – etwa weil die Flasche nicht zurück gebracht wird, sondern in den Müll wandert. Während im Mehrwegsystem dem Abfüller in diesem Falle 50 Prozent seiner Investition verloren geht, behält der Handel Im Einwegsystem das Pfand ein. So entsteht nach Berechnungen des Branchenverbandes VDM durch Pfand auf Einweg ein permanenter Liquiditätsvorteil von etwa 100 Millionen Euro pro Jahr plus der Erträge aus dem Pfandschlupf, Dies wiederum ermöglicht Quersubventionierungen – und so schließlich die niedrigen Preise für Mineralwasser im Discounthandel.

Zum Foto:

„Pro Mehrweg, Pro Klimaschutz, Pro regionale Arbeitsplätze“: RhönSprudel-Geschäftsführer Manfred Ziegler und Egon Schindel, Bundestagsabgeordneter Michael Brand, Ulrich Ehrhardt und Peter Seufert, Geschäftsführer und Verkaufsleiter von Förstina-Sprudel (von links), Arno Dopychai vom Verband deutscher Mineralbrunnen (hinten) diskutierten zu den Themen ,,Nachhaltigkeit und Verpackungsverordnung“.

 

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