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3. OloV-Netzwerktreffen im Bonifatiushaus: „Auch Du wirst gebraucht“

Fulda. Gibt es einen Fachkräftemangel bei Mangelfachkräften? Oder wird doch eher die Flachdachfachkraft gesucht? Das für ihren Wortwitz bekannte Duo „Wolf & Bleuel“ leitete mit solch lustigen Kurzepisoden zu dem ernsten Thema „Jugendliche im Spannungsfeld zwischen Jugendhilfe und Arbeitsmarkt“ des 3. Olov-Netzwerktreffens im Bonifatiushaus über. Denn die OloV-Steuerungsgruppe Fulda hat auch in diesem Jahr ein Netzwerktreffen der regionalen Akteure in der Berufsorientierung durchgeführt, an dem etwa 100 Fachkräfte und Lehrkräfte aus dem Übergang Schule/Beruf teilgenommen haben. Das Programm „Optimierung lokaler Vermittlung“ (OloV) setzt seine Mittel in den Themenfeldern Berufsorientierung mit Förderung der Ausbildungsreife, Akquise von Ausbildungs- und Praktikumsplätzen sowie Matching und Vermittlung ein.

Übergang von Schule zu Beruf

„Dies soll der Auftakt für eine noch engere Zusammenarbeit der Akteure im Bereich des Übergangs von Schule zu Beruf sein“, erklärte Christine Hedtke als OloV-Koordinatorin der Stadt Fulda. Ulrich Nesemann, OloV-Koordinator des Landkreises, ergänzte: „Die Chancen für junge Leute stehen im Moment sehr gut, denn im Bereich des Übergangs von Schule zu Beruf wurden viele Projekte erfolgreich initiiert.“ Dies veranschaulichte er anhand folgender Zahlen: Im Oktober 2011 waren in Stadt und Landkreis Fulda 370 Jugendliche (2,7%) arbeitslos, im Jahr 2005 waren es noch 1300 (10%) und im Jahr 2001 circa 850. Allerdings könne noch Aussage Nesemanns die Zusammenarbeit immer noch verbessert werden, da ein Teil der Jugendlichen den Anschluss nicht finde. Die Botschaft an sie müsste daher lauten: „Auch Du wirst gebraucht“.

Fachkräftemangel

Einen Ausblick auf die nächsten 15 bis 20 Jahre gab daraufhin Dr. Robert Helmrich vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) in seinem Impulsreferat „Chancen auf dem zukünftigen Arbeitsmarkt“. Da die deutsche Bevölkerung schrumpft und altert, wachsen die Chancen für junge Menschen auf dem Arbeitsmarkt. Außerdem wird – wenn sich die Entwicklung wie momentan angenommen fortsetzt – in allen Bereichen ein Fachkräftemangel eintreten, weil der Bedarf der Wirtschaft steigt, während der Personalpool schrumpft. „Der Fachkräftemangel kommt vorallem im mittleren Berufsbereich vor“, erklärte Dr. Helmrich anhand von 54 Berufsfeldern. Wenn die Entwicklung so weitergehe, gebe es zudem zu viele Akademiker. Interessant war auch seine Feststellung, dass der oft beklagte Mangel an Ingenieuren nicht stimme, sondern das vorhandene Potential nur nicht genutzt werde. So arbeiten 52 Prozent der Ingenieure nicht in ihrem erlernten Beruf. Deutlich wird auch, dass der Fachkräftemangel besonders in den Bereichen auftreten wird, in denen unterproportional ausgebildet wird. Dr. Helmrichs Fazit lautet: „Der Markt der Zukunft wird besser werden, die Nachfrage wird steigen und die einzelnen Branchen müssen attraktiver sein.“

AG Jugendberufshilfe

Im Anschluss daran stellte Jutta Diel von der Grümel gGmbH die AG Jugendberufshilfe und deren Infobroschüre vor. Denn um die Erfahrungen der verschiedenen Träger zu bündeln und sich über aktuelle Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt auszutauschen, wurde im Jahr 1999 die AG Jugendberufshilfe gegründet. Dieses Forum, zu dem auch Stadt und Landkreis Fulda gehören, besteht aus 20 öffentlichen und freien Trägern. Dadurch ist das gesamte Spektrum der Beratungsmöglichkeiten abgedeckt, so dass durch partnerschaf-tliche Zusammenarbeit bestehende Strukturen ausgebaut und verbessert sowie neue eingeführt werden können. Zur weiteren Qualifizierung und Orientierung finden außerdem Fortbildungen und Exkursionen statt. Die Teilnehmer des OloV-Treffens konnten sich schließlich in vier verschiedenen Foren über die verschiedenen Maßnahmen der Träger der AG informieren.

OloV

Das Programm „Optimierung lokaler Vermittlung“ (OloV) setzt seine Mittel in den Themenfeldern Berufsorientierung mit Förderung der Ausbildungsreife, Akquise von Ausbildungs- und Praktikumsplätzen sowie Matching und Vermittlung ein. Es wird gefördert von der Hessischen Landesregierung aus Mitteln des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Landesentwicklung, des Hessischen Kultusministeriums und der Europäsichen Union – Europäischer Sozialfonds. Die Stadt Fulda ist bereits seit dem Beginn von OloV im Jahr 2008 mit einer Regionalen Koordination (Fachstelle Jugendberufshilfe) beteiligt. Es existiert eine OloV-Steuerungsgruppe, in der gemeinsam mit der Regionalen Koordination des Landkreises Fulda und relevanten Institutionen die OloV-Mittel verwaltet, die regionale Strategie sowie konkrete Vorhaben, wie z.B. die Aktionswoche Ausbildung, abgestimmt und organisiert werden.  (cp)

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