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ICE-Haltepunkt Fulda und Mottgerser Spange

Rhön. Meldungen, dass der ICE-Haltepunkt Fulda durch den europaweiten Ausbau des Güterverkehrs gefährdet sei, veranlassten das Fachforum Wirtschaft und Tourismus im Verein Natur- und Lebensraum Rhön dazu, sich vom Urgestein der Eisenbahngewerkschaft, Hubert Heil, die Situation erläutern zu lassen. Der rüstige Rentner, der viele Jahre im Personalrat der Bahn sowie Vertreter im Bundesfachausschuss Verkehr war und noch heute im Vorstand der Eisenbahnergesellschaft ist, ist ein ausgewiesener Kenner und Experte.

Im Forum berichtete Heil über das Vorhaben der Europäischen Union, den Güterverkehr generell zu stärken. Dazu gehört, dass durch Deutschland drei Hauptkorridore für Güterverkehr eingerichtet werden. Damit verbunden ist auch ein Vorrang des Güterverkehrs vor dem Personalverkehr. Insbesondere die geplante Trasse von Palermo nach Stockholm sollte ursprünglich über Fulda geführt werden. Dies hätte zu einer deutlichen Ausdünnung der heutigen 120 ICE-Halte pro Tag in Fulda geführt. Dank einer massiven Lobbyarbeit konnte allerdings eine Verschlechterung des ICE-Haltepunkts Fulda abgewendet werden.

Während die beiden anderen Güterferntrassen von Rotterdam nach Genua sowie von Bremerhaven nach Polen sofort eingerichtet werden, konnte für die Strecke von Palermo nach Stockholm ein Aufschub bis 2017 erwirkt werden. Dies ist der Zeitpunkt, an dem auch die Bundesbahnschnelltrasse Magdeburg-Nürnberg fertig gestellt sein wird. Da auf dieser Strecke ein deutlich geringerer Bahnverkehr als im Raum Frankfurt-Fulda-Kassel prognostiziert wird, soll dann die Güterverkehrsmagistrale auf diese neue Schnellbahntrasse verlegt werden. Damit erscheint aus heutiger Sicht der ICE-Bahnhof Fulda gesichert. Lediglich in der Zeit von 1 bis 3 Uhr nachts werden künftig verstärkt Güterzüge den Bahnhof Fulda passieren. Heil betont, dass aktuell die bisherigen 120 ICE-Halte seitens der Bahn garantiert werden.

Weniger erfreulich ist für Hubert Heil die Entwicklung bezüglich der immer wieder diskutierten Mottgerser Spange. Die Idee dieser Mottgerser Spange ist, zwischen Wächtersbach und Gelnhausen von der bisherigen Bahnstrecke Hanau-Fulda abzuzweigen und durch den nördlichen Spessart eine Neubaustrecke nach Jossa zu verlegen, um dort an die Schnellbahntrasse Fulda-Würzburg anzudocken. Diese Trasse hätte den Vorteil, dass deutlich mehr Züge zwischen Hanau und Fulda verkehren könnten als dies heute möglich ist und dabei aufgrund des Ausbaus als Schnellbahnstrecke auch höhere Geschwindigkeiten und damit Zeitgewinne erzielt werden könnten.

So geht Heil davon aus, dass auf dieser Trasse immerhin zwischen Fulda und Hanau eine Zeiteinsparung von fünfzehn Minuten möglich wäre. Laut Heil ist die Mottgerser Spange die einzige Chance, mehr Bahnverkehr zwischen Hanau und Fulda auf die Schiene zu bringen, da nach Aussagen der Bahningenieure ein vierspuriger Ausbau der heutigen Strecke zwischen Wächtersbach und Fulda technisch nicht möglich ist. Umso mehr bedauert Heil, dass bedingt durch die starke kommunalpolitische Ablehnung die Mottgerser Spange wieder aus den Planungen der Bahn und des Bundes gestrichen wurde. Heil: „Selbst wenn sich die Politik nunmehr auf eine Neubaustrecke „Mottgerser Spange“ verständigen könnte, wäre mit einer Realisierung aufgrund des enormen Investitionsstaus bei anderen priorisierten Bahnprojekten frühestens in 20 Jahren zu rechnen“. Aus Sicht von Herrn Heil wurde hier eine große Chance zur Stärkung des Wirtschaftsraumes Fulda vertan. Heil: „Für Fulda ist der ICE-Bahnhof alternativlos! Allein das Hotel Esperanto verzeichnet pro Jahr 90.000 Bahnreisende als Gäste, welche zu Tagungen nach Fulda kommen“.

Forensprecher Jürgen Krenzer dankt Herrn Heil für seine detaillierten Ausführungen und sein Engagement für die Sicherung des ICE-Bahnhofs Fulda. Krenzer: „Der ICE-Bahnhof Fulda strahlt weit über das Stadtgebiet Fulda aus. Auch für die Rhön ist der ICE-Bahnhof unersetzlich. Von ihm profitieren Gäste, die zum Urlaub und zu Tagungen in die Region kommen, aber auch eine Vielzahl von Pendlern, die dank der guten Verkehrsanbindung im Rhein-Main-Gebiet arbeiten können“.

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