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Nachbarn in der Geschichte – Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten ist gestartet

Fulda. Über fünfzig Schüler mit ihren Lehrern konnte Dr. Michael Imhof, Dezernent für Fortbildung und Schulberatung am Staatlichen Schulamt, im Vortragsraum des Vonderau-Museums zur regionalen Startveranstaltung des diesjährigen Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten zum Thema „Nachbarn in der Geschichte“ begrüßen.

Was die Schülerinnen und Schüler unter dem Wettbewerbsthema „Nachbarn in der Geschichte“ verstehen, zeigte bereits die Vielfalt der Zugänge, die die jungen Forscher sich für ihre Spurensuche vorstellen konnten. Da wurden „Vertrautsein „ und „Nachbarschaftshilfe“ genannt, aber auch „Nachbarschaftskonflikte“ und „Denunziation“, „Nähe“ und „Distanz“ auf der lokalen und privaten Ebene, aber auch „Vertriebene und Flüchtlinge“ nach dem Zweiten Weltkrieg, die „der Nachbarstaat DDR“ und Partnerschaften in Frankreich und anderen europäischen Staaten.

An dem Ideenkatalog konnten die Experten anknüpfen, die Dr. Imhof als themenkompetente Coaches und Vermittler von Zeitzeugen eingeladen hatte. Frau Beate Kann vom Stadtarchiv zeigte anhand von Akten aus der Nachkriegszeit, was die scheinbar stummen Dokumente erzählen können. Aber auch die verschiedenen Stadtviertel mit ihren im Laufe der Zeit wechselnden Bewohnern eröffnen dankbare Recherchethemen. 50 Jahre „Anwerbe-Abkommen“ mit der Türkei war der Hintergrund der Spurensuche-Angebote von Frau Johanna Pflüger von der Beratungsstelle Migration zu ausländischen Nachbarn und umgekehrt zu einheimischen Nachbarn der Einwanderer  in Fulda. Frau Dr. Irena Ostmeyer von der Gesellschaft für christlich jüdische Zusammenarbeit bot Unterstützung bei Recherchen zu jüdischen Schicksalen an, wie aus Nachbarn „Volksfeinde“ wurden, die diskriminiert, verfolgt, beraubt und schließlich ermordet wurden.

Herr Alois Hofmann erläuterte die Möglichkeiten, die das Leitmeritzer Heimatarchiv  zur Erforschung der Geschichte der Heimatvertriebenen und ihrer Aufnahme in Fulda bietet, aber auch zu  neuen Partnerschaften mit dem heutigen Litomerice und ihren Bürgern in Tschechien. Schließlich eröffnete Mario Becker die Angebote von Point Alpha, die Nachbarschaften entlang der deutsch-deutschen Grenze zu erforschen, wie Mauer und Stacheldraht Nachbarn trennte, auch zu Feinden machte, aber auch die neuen Nachbarschaften nach der Wende. Rolf Strohmann von der Medienzentrale Offener Kanal bot den Jugendlichen Unerstützung bei Zeitzeugenbefragungen mit der Kamera an, lud zu Seminaren zu Film-, Ton- und Schneidetechnik ein.

Dr. Imhof gab Tipps zur Zeitplanung und zur Themenabgrenzung, denn Ende Februar 2013 ist Abgabetermin. Da ist es ratsam rechtzeitig zu beginnen, damit die Schlussphase nicht zu sehr in Stress ausartet.

Nicht zu unterschätzen, so Imhof sei die Rolle der Tutoren als Ratgeber. Ähnlich wie beim Sport sei der Trainer wichtig. Dies gelte auch für die Tutoren als Vermittler zu Archiven, Zeitzeugen und als Ermutiger, wenn Schwierigkeiten auftauchen und Hürdepartien wie Durstphasen überwunden werden müssen.

An den vergangenen Geschichtswettbewerben zu „Helden“ und „Skandalen“ haben die Fuldaer Beiträge zehn bzw. 15 Prozent der hessischen Arbeiten ausgemacht. Bei der großen Zahl von Interessenten erhofft sich Imhof eine Steigerung der abgegebenen Wettbewerbsbeiträge. Imhof empfahl, die Wettbewerbsvoraussetzungen ausführlich zu studieren und mit der Themenauswahl zeitnah zu beginnen.

Information

Der Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten geht auf einer Initiative von Bundespräsident Gustav Heinemann und dem Hamburger Unternehmer  Dr. Kurt A. Körber zurück. Ihr Ziel war es, über die Beschäftigung mit der regionalen Geschichte zu historischem Bewusstsein und zu gesellschaftlicher Verantwortung auch aus dem historischen Wissen heraus zu verhelfen. Nach dem Prinzip des forschenden Lernens erkunden die Teilnehmer in einem sechsmonatigen Projekt Geschichte vor Ort. Sie recherchieren in Archiven, befragen Experten oder sprechen mit Zeitzeugen. Zu Themen wie „Alltag im Nationalsozialismus“ oder „Helden – verehrt- verkannt – vergessen“ haben bereits  über 126.000 Teilnehmer in fast 25.000 Projekten Geschichte erforscht. Weitere Informationen unter www.geschichtswettbewerb .de. Zur Teilnahme sind alle Kinder und Jugendlichen unter 21 Jahren aufgerufen. Als Belohnung locken nicht nur wertvolle Erfahrungen, sondern auch viele attraktive Geld- und  Sachpreise, Chancen für Stipendien  wie exklusive Gespräche mit Politikern und Wissenschaftlern.

 

 

 

Bild: Sie präsentierten die Eröffnung des Geschichtswettbewerbs im Vonderaumuseum (von links): Alois Hofmann (Archiv Leitmeritz), Dr. Michael Imhof (Staatliches Schulamt), Beate Kann (Stadtarchiv), Mario Becker (Point Alpha), Johanna Pflüger, Dr. Irena Ostmeyer, Rolf Strohmann (Offener Kanal Fulda) und Bernhard Ilsemann (Fachberater Museumspädagogik).

Foto: Ralf Kleemann

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