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Im Landkreis Fulda besteht erhöhtes Risiko für Hantavirus-Erkrankungen

Landkreis Fulda. 19 Hantavirus-Infektionen hat das Kreisgesundheitsamt von Januar bis Mitte September verzeichnet. Im Interview äußert sich dessen Leiter Roland Stepan über Ursachen, Verlauf und Bekämpfung dieser meldepflichtigen Erkrankung.

Was versteht man unter Hanta-Viren?

Der Name leitet sich vom koreanischen Grenzfluss Hantan ab. Während des Koreakriegs Anfang der fünfziger Jahre erkrankten mehr als 3.000 Soldaten an einem schwer verlaufenden, mit inneren und äußeren Blutungen einhergehenden Fieber. 1977 wurde dann erstmals das Virus isoliert, von dem es verschiedene Untergruppen gibt. In Deutschland ist vor allem das Puumala-Virus verbreitet. Erkrankungen mit diesem Virustyp verlaufen in der Regel weitaus weniger gefährlich als Erkrankungen, die insbesondere durch das Hantavirus Serotyp Sin Nombre ausgelöst werden – wie aktuell im Yosemite-Nationalpark in den USA.

Warum sind Hanta-Viren gefährlich?

Hanta-Viren können beim Menschen eine Infektion auslösen, die aber häufig unbemerkt bleibt. Das heißt, die Betroffenen fühlen sich vielleicht nur matt. Anders verhält es sich beim „Hämorrhagischen Fieber mit renalem Symptom“. Hier hängt der Schweregrad ganz entscheidend vom Typ des Hantavirus ab. Die durch die in Mitteleuropa vorkommenden Hantaviren ausgelöste Erkrankung verläuft zunächst grippeähnlich mit anhaltend hohem Fieber sowie Kopf-, Bauch- und Rückenschmerzen. In Einzelfällen können aber auch Blutdruckabfall und Nierenfunktionsstörungen auftreten – bis hin zu akutem Nierenversagen.

Wie kann man sich anstecken?

Die Übertragung der Krankheitserreger erfolgt über den direkten oder indirekten Kontakt mit Nagetieren, den natürlichen Wirten der Hantaviren, – in Deutschland vor allem Mäuse. Die Viren werden von den infizierten Nagetieren über Speichel, Urin und Kot ausgeschieden und können selbst in trockenem Milieu einige Zeit überleben. Eine Ansteckungsgefahr stellen insbesondere virushaltige Aerosole dar, die mit aufgewirbeltem Staub eingeatmet werden. Auch durch Berührung von kontaminiertem Material oder Biss ist eine Infektion möglich. Hingegen lässt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Übertragung von Mensch zu Mensch ausschließen. Die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung beträgt üblicherweise zwei bis vier Wochen.

Wo besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko?

Hantavirus-Erkrankungen kommen in Deutschland nicht überall gleich häufig vor. Zu den Gebieten im näheren Umkreis mit erhöhtem Risiko zählt neben dem Odenwald, Unterfranken und Westthüringen auch Osthessen. Die Häufigkeit der Erkrankung variiert von Jahr zu Jahr und ist sehr wahrscheinlich von der Dichte und Durchseuchung der lokalen Nagetierpopulation abhängig. Im vergangenen Jahr wurden dem Kreisgesundheitsamt keine Erkrankungen gemeldet, 2010 waren es 36 Hantavirus-Infektionen. In diesem Jahr weist der Landkreis Fulda mit 19 gemeldeten Erkrankungen hessenweit die meisten Fälle auf.

Wie kann man Infektionen verhindern?

Zu den Tätigkeiten mit besonderem Infektionsrisiko gehören Arbeiten in der Forstwirtschaft und im Bauwesen, der Aufenthalt in und – vor allem – die Reinigung von Scheunen, Schuppen, Ställen oder leer stehenden Gebäuden sowie Aktivitäten im Freien, bei denen man in Kontakt mit Nagetieren und/oder deren Ausscheidungen kommen kann (z.B. Gartenarbeit, Holzstapeln). Der wirksamste Schutz vor Infektionen besteht darin, eine Berührung mit solchen Ausscheidungen zu vermeiden. Deshalb sollte im Umfeld menschlicher Wohnbereiche der Befall von Mäusen und Ratten kontrolliert und intensiv bekämpft werden. Geeignete Schutzmaßnahmen wie das Tragen von Handschuhen und Mundschutz finden sich auch auf den Internetseiten des Robert-Koch-Instituts www.rki.de unter der Rubrik „Infektionskrankheiten A-Z“.

Info

Bei weiteren Fragen wenden Sie sich direkt an das Kreisgesundheitsamt
Telefon (0661)6006-654
E-Mail hygiene@landkreis-fulda.de

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