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Schüler der Vinzenz-von-Paul-Schule bereiten sich mit Unterrichtsprojekt „Weg nach Bethlehem“ auf Weihnachten vor

Hünfeld. Noch ist es still in der großen hellen Eingangshalle der Vinzenz-von-Paul-Schule in Hünfeld. Aus den Lautsprechern ertönt leise „Eine kleine Kerze leuchtet“. Der Blick fällt auf eine Krippenlandschaft. Bunte orientalische Häuser, ein Weg, darauf ein Esel mit einer weiblichen und einer männlichen Figur, und am Ende des Weges ein Straßenschild „Bethlehem“. Unter einem großen Stern brennt eine Kerze.

Die Vinzenz-von-Paul-Schule ist eine Schule für Praktisch Bildbare in Trägerschaft des Landkreises Fulda. Als Ganztagsschule wurde sie im Jahre 2005 eröffnet. In sieben Klassen werden 46 Kinder betreut. Konzeptionelle Schwerpunkte seien die Tandemklassen, in denen zwei leistungsheterogene Klassen in hohem Maße unterrichtlich und organisatorisch kooperierten, und der Lernbereich Selbstversorgung, der für die Schülerinnen und Schüler von grundsätzlicher Bedeutung sei und ihnen eine eigenständige Lebensführung ermöglichen solle, betont Schulleiter Manfred Anders.

Wie kann man leistungseingeschränkten Schülerinnen und Schülern praktisches Wissen vermitteln, das nicht unbedingt praktisches Wissen ist? Für die Adventszeit steht das Projekt „Weg nach Bethlehem“ auf dem Plan. Jeden Montag um 8.45 Uhr versammeln sich alle im Foyer. Manche Kinder sind ein wenig unbeholfen, andere müssen geführt oder im Rollstuhl gefahren werden. Und wieder andere sind flink wie Wiesel, suchen sich schnell einen Platz auf den vielen multifunktionalen Sitzbänken, auf die immer mehrere Kinder passen.

Förderschul- und Religionslehrerin Martina Grimm begrüßt sowohl laut- als auch gebärdensprachlich. In der Vinzenz-von-Paul-Schule erlernen alle Schülerinnen und Schüler die Gebärdensprache. Dadurch wird eine Verständigung untereinander erleichtert. Manchmal kann ein Kind ein Wort nicht aussprechen. Dann behilft es sich mit der Gebärde, und sein Gegenüber weiß, was es sagen will, Thema der dritten Adventswoche ist „Herberge“. Am Adventskranz entzünden Schüler drei Kerzen. Die Lehrkräfte erzählen, was Maria und Josef sowie der Esel unterwegs erlebt haben. Lebhaft beteiligen sich die Schülerinnen und Schüler, als Martina Grimm danach fragt, was denn der Wirt bei der Herbergsuche zu Maria und Josef gesagt haben mag. Eine ausdrucksstarke Geste ist das Wort „Weg“, die von jedem verstanden wird. Gleichzeitig lernen sie die Gebärde der Woche „Ankommen“.

Überhaupt wird viel mit Symbolen gearbeitet. Dass die Schülerinnen und Schüler trotz eingeschränkter intellektueller Fähigkeiten mitdenken, zeigt sich bei Fragen wie „Im wievielten Monat war Maria, als sie sich auf den Weg nach Bethlehem machte?“ oder „Was hat Josef gesagt, als Maria schwanger, er aber nicht der Vater war?“.

Wie alle Unterrichtsfächer ist auch der Religionsunterricht lebensweltbezogen. Im Gespräch mit Religionslehrerin Julia Kerber schildert diese, wie sie den Begriff „Weg“ erarbeitet. Da gibt es den Weg, der in eine dunkle Höhle oder durch einen Tunnel führt. Die Schülerinnen und Schüler kriechen durch einen Tunnel und bringen sprachlich, mit Gesten oder Symbolen zum Ausdruck, welche Gefühle sie dabei erleben. Und wenn dann ein Schüler im Tunnel stecken bleibt, weiß jeder wie eng so eine Tunnelröhre ist.

Wichtig seien nicht die Worte, sondern dass die Schülerinnen und Schüler einen Alltagsbezug zu dem herstellen könnten, was ihnen an Inhalten zum Beispiel beim Lesen eines Bibeltextes vermittelt werden solle, hebt Gabriele Gebauer hervor, die in den Abschlussklassen unterrichtet. So habe man schon für die Hünfelder Tafel gesammelt, sei zu den Obdachlosen gegangen oder habe die Krippenausstellung in Sargenzell besucht.

Und weil am dritten Adventssonntag das Friedenslicht aus Bethlehem auch in Hünfeld angekommen ist, durfte aus jeder Klasse ein Schüler oder eine Schülerin eine Kerze entzünden und mit in den Klassenraum nehmen. Auch der Schulleiter bekam das Friedenslicht von einem Kind überreicht, „weil er doch so eine schwere Aufgabe hat“.

Abschluss des Wegs nach Bethlehem war eine gemeinsame Adventsfeier mit Eltern und Angehörigen am Freitag vor Beginn der Weihnachtsferien. Dabei wurde die Geburt Jesu in Form eines Krippenspiels dargestellt. (wim/was/gi)

Zum Foto: Martina Grimm (links), die gemeinsam mit Gabriele Gebauer (mitte) den Weg nach Bethlehem an diesem Montag vorbereitet hat, bespricht mit den Schülerinnen und Schülern der Vinzenz-von-Paul-Schule, was wohl der Herbergsvater in ihrer Hand zu Maria und Josef gesagt haben mag.Foto: Möller

 

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