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Klimafreundlicher Tourismus als Herausforderung für Nationale Naturlandschaften

Poppenhausen. „Klimafreundlicher Tourismus als Herausforderung für Nationale Naturland-schaften“: Über dieses Thema referierte am Freitag, 01.02.2013 Johanna Gärtner im Von-Steinrück-Haus in Poppenhausen. Johanna Gärtner studierte Ökosystemmanagement an der Universität Göttingen. Im Rahmen Ihrer Bachelorarbeit mit dem Titel „Klimafreundlicher Tourismus als Herausforderung für Nationale Naturlandschaften: Potentiale und Hindernisse am Beispiel von höher klassifizierten Betrieben im Biosphärenreservat Rhön“ beschäftigte sich die ehemalige Praktikantin des Biosphärenreservates (BR) intensiv mit diesem Thema.

Zu Beginn erklärte sie, welchen Einfluss das Reisen allgemein auf unser Klima habe. So stammen fünf Prozent der weltweiten CO2-Emissionen vom Tourismus. Die Hauptbelastung liege hier natürlich bei der An- und Abreise. Besonders Auslandsreisen fallen mit 88 % des touristischen CO²-Ausstoßes ins Gewicht. Es wurde deutlich, dass hier großes Potential zur Ressourceneffizienz vorhanden ist.

Seit einigen Jahren existieren verschiedene Anbieter mit umweltfreundlichen Reise- und Übernachtungsangeboten. Gefördert wird hier die Anreise mit der Bahn, Abhol- und Bringservice werden angeboten. Vor Ort stehen meistens verschiede umweltfreundliche Mobilitätsmöglichkeiten zur Verfügung, zum Beispiel Fahrrad oder E-Bike, Elektro-Auto oder besondere Angebote der öffentlichen Verkehrsmittel. Auch die Übernachtungsbetriebe sind an bestimmte Vorgaben gebunden. Beispiele für Organisationen, die sich einer nachhaltigen Tourismusentwicklung verschrieben haben, sind: Alpin Pearls, österreichisches EU-Projekt Samo, Insel Perllworm und das Programm „Fahrtziel Natur“ der Deutschen Bahn.

Wie ist die Situation in der Rhön?

Die Rhön ist laut Referentin ein beliebtes Reiseziel der Deutschen. Im Jahr 2011 befanden sich 687 Beherbergungsbetriebe mit 39.323 Schlafplätzen in den 189 Gemeinden der Rhön. Es wurden 1,3 Millionen Ankünfte und 4,7 Mio. Übernachtungen registriert. Zu den beliebtesten touristischen Aktivitäten in der Rhön zählen traditionell das Wandern, Rad- und Mountainbiketouren, Wintersport, Segelflug und dank der acht Kurorte im Umfeld auch Gesundheitsurlaube.

Die Mobilität in der Rhön gestaltet sich unterschiedlich, weist aber auch diverse Probleme auf. Größter Faktor ist hier das eigene Kfz, die Rhön ist eine Region mit überdurchschnittlich hoher Motorisierung. Was zur Zerschneidung von Lebensräumen und zu einer erhöhten Belastung durch Feinstaub und Stickstoff führt. Reisen mit der Bahn ist aufgrund von wenigen intakten Bahnhöfen eher schwierig. Auch die noch vorhandenen Bahnlinien fahren an den Wochenenden zu selten. Beim Busverkehr wird das Problem der Landesgrenzen deutlich, hier fehlen grenzübergreifend gute Verbindungen. Zusätzlich ist das Angebot an den Wochenenden und in den Schulferien deutlich eingeschränkt. Positiv ist hier aber zu erwähnen, dass in den Sommermonaten spezielle Angebote wie der Rhön-Rad-Bus, die Linie 90 mit Fahrradanhänger, Wanderbusse oder die neue Linie 37 als „Rufbus“ vorhanden sind.

In der Bayrischen Rhön sind zusätzlich spezielle Freizeitbusse vorhanden. Hierzu zählt z. B. der Hochrhönbus, der Kreuzbergbus, der Bäderlandbus oder der Sinntalbus. Mit diesen Linien ist eine Vernetzung der touristisch interessanten Orte der bayrischen Rhön gegeben. Immer beliebter wird auch die Fortbewegung mit dem E-Bike, bereits jetzt sind 30 Aufladestationen vorhanden. Die diversen bundesweiten Zertifizierungen für umweltfreundliche Beherbergungsbetriebe finden in der Rhön bislang kaum Anwendung.

Im Rahmen ihrer Bachelorarbeit befragte Johanna Gärtner insgesamt zehn höher klassifizierte Rhöner Betriebe in allen drei Bundesländern. Befragt wurde zu den Bereichen Energie und Mobilität. Nur drei der Betriebe beziehen Ökostrom oder wollen in 2013 entsprechend umstellen. Die restlichen sieben beziehen konventionellen Strom, wobei zwei der Betriebe Kunden der ÜWAG sind und somit automatisch einen Strommix mit einem höheren Anteil erneuerbare Energien beziehen. Nur ein Bauernhofbetrieb produziert Strom und Wärme aus Sonnenenergie. Als Grund gegen eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach wurde von einem Betrieb z. B. ein unästhetisches Erscheinungsbild genannt.

Zwei Betriebe besitzen eine Hackschnitzelheizung, weitere zwei setzen auf eine Kombination aus Holz und Öl mit einem größeren Anteil an Holz. Zwei der Betriebe betreiben ein eigenes Blockheizkraftwerk (BHKW). Die restlichen vier Betriebe wärmen gänzlich mit fossilen Energieträgern. Allerdings gaben 90 % der Betriebe an, in den nächsten fünf Jahren erheblich in Maßnahmen zur Minderung des Energieverbrauchs investieren zu wollen. Jeweils die Hälfte der Betriebe gab an, dass ihre Unterkunft gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar wäre. Bereits 70 % der Befragten holen ihre Gäste bei Bedarf an Bushaltestellen oder Bahnhöfen ab. Über 90 % der Gäste reisen nach Angaben der Betreiber mit dem eigenem Fahrzeug an.

Nach Auffassung der Befragten ist die Bereitschaft der Touristen, auf das eigene Kfz zu verzichten, „eher gering“. Positiv ist aber zu vermerken, dass die meisten Betriebe einen eigenen Fahrradverleih haben oder auf andere Verleihbetriebe verweisen können. Ebenfalls positiv ist, dass 80 % der Betriebe einen hohen Wert auf die Verwendung Rhöner Lebensmittel legen. Hier besteht mit der „Dachmarke Rhön“ auch ein geeignetes Mittel, um dies kenntlich zu machen. Sechs von 10 Betrieben vertreten die Auffassung, dass es sinnvoll ist, mit klimafreundlichen Angeboten zu werben. Allerdings sagen auch zwei der befragten Betriebe, dass es nicht sinnvoll wäre.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass es für Hotelbetreiber immer wichtiger wird auf das steigende Umweltbewusstsein ihrer Kunden zu achten. Ein Prädikat „Klimafreundlichkeit“ könnte in Zukunft nach Auffassung der Referentin ein klarer Wettbewerbsvorteil in die Region sein. Das Biosphärenreservat Rhön als Urlaubsort mit Naturerlebnis und als Modellregion für nachhaltige Entwicklung sollte sich definitiv an diesem Trend orientieren. Hierzu müssen Betreiber ihr Energiemanagement überprüfen und eine höhere Bereitschaft zur Investition in Energieeffizienz aufweisen.

Das Problem der Mobilität ist durch eine praktische und regelmäßige Infrastruktur zu lösen. Es bestehen bereits Ansätze für klimafreundlichen Tourismus, diese müssen allerdings weiter ausgebaut werden. Weiterhin wird ein länderübergreifendes Marketing-Netzwerk benötigt. Auch die Lokalbevölkerung sollte stärker in Mobilitäts- und Energiefragen einbezogen werden. Letztlich müssen Anbieter und Konsumenten Verantwortung für unsere Umwelt übernehmen, so die Schlussfolgerung von Johanna Gärtner.

 

 

 

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