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Karfreitag jährt sich zum 68. Mal der Todesmarsch der KZ-Häftlinge der Frankfurter Adlerwerke

Hünfeld. Worte versagen, um das unermessliche Leid zu beschreiben, dass rund 350 Häftlinge des Konzentrationslagers der Frankfurter Adler-Werke erleben mussten, die am Gründonnerstag vor 68 Jahren von Frankfurt über Maintal und Fulda zum Hünfelder Bahnhof getrieben wurden, wo sie, in Waggons gepfercht, zum Vernichtungslager Buchenwald gebracht werden sollten. Die Maintaler Künstlerin Ulrike Streck-Plath hat deshalb eine Performance entwickelt, die im vergangenen Jahr erstmals in Maintal-Dörnigheim veranstaltet wurde und am Karfreitag, 29. März, ab 11.30 Uhr in der Hünfelder Bahnhofstraße an dieses schreckliche Geschehen erinnern soll.

Der Hünfelder Bürger Ulrich Hodes hat dazu die Initiative ergriffen und Unterstützer im Bonifatiuskloster Hünfeld, den Hünfelder Kirchengemeinden und der Stadt Hünfeld gefunden, um diese besondere Form des Gedenkens zu gestalten. Dauerhaft soll künftig in der neuen Bahnhofsunterführung des Hünfelder Bahnhofs mit einer Gedenktafel an dieses Geschehen erinnert werden. Diese Tafel soll neben der Gedenktafel für die 81 Todesopfer errichtet werden, die im Hünfelder Bahnhof bei einem Bombenangriff 1944 getötet worden waren. Ulrich Hodes bittet dazu um Spenden für die Gedenktafel. Bei der Bürger- und Unternehmensstiftung wurde dazu ein Spendenkonto eingerichtet. Spenden werden bei der VR-Bank NordRhön, BLZ 530 612 30, Konto 145300, mit dem Stichwort „Gedenktafel am Bahnhof“ entgegen genommen.

Die Geschichte der Teilnehmer des Todesmarsches von den Frankfurter Adler-Werken über Hünfeld in das Vernichtungslager Buchenwald begann angesichts der bevorstehenden totalen Niederlage im Zweiten Weltkrieg am Abend des 24. März 1945. Der damalige Gauleiter Sprenger gab den Befehl zur Räumung des Lagers. Die verbliebenen 350 Häftlinge wurden gezwungen, die Stadt in Richtung Fechenheim zu Fuß zu verlassen. Als sie die Stadt im Rücken hatten, begann die SS zu schießen, auf die Kranken und auf die, die nicht mehr schnell genug gehen konnten. Am Morgen waren bereits 24 Häftlinge ermordet worden. Vier weitere Nachtmärsche sollten folgen, bei denen sich unglaubliche Gräuel abspielten. Unter den Evakuierten befanden sich nach Quellen der LAGG-Initiative gegen das Vergessen auch 24 jüdische Häftlinge. Sie wurden zum Ziehen eines Wagens mit den Kranken des Zuges abkommandiert, um sie völlig zu entkräften und dann zu erschießen. Der Leidensweg führte über Dörnigheim, Hanau auf der Reichsstraße 40, über Langenselbold, Gelnhausen, Wächtersbach, Schlüchtern, Neuhof, Eichenzell und Fulda nach Hünfeld. In den vier Tagen bekamen die Häftlinge praktisch nichts zu essen. Einige versuchten zu fliehen und bezahlten dies mit ihrem Leben. In Hünfeld wurden die Überlebenden in Güterwaggons verfrachtet, um sie in das KZ Buchenwald zu bringen. Dort kamen noch 280 Menschen mehr tot als lebendig an. Die SS trieb sie von Buchenwald mit weiteren Evakuierten bis Dachau, wo 40 Gefangene aus den Adler-Werken am 29. April von der US-Armee befreit wurden.

Bis 1963 fand man die Erschlagenen und Erschossenen, erkennbar an ihrer Blechmarke mit der Werksnummer der Adler-Werke, in zugeschütteten Gräben, Flussläufen und bei Bauarbeiten. Die wenigen Überlebenden konnten zwar einige Täter identifizieren, von denen aber bis heute keiner zur Rechenschaft gezogen wurde.

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