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Gott hat „Kultur des Lebens“ begründet – Bischof Algermissen predigte an Ostern im überfüllten Fuldaer Dom

Fulda (bpf). „Weil Gott in der Auferstehung Jesu eine Kultur des Lebens begründete, können wir begründet den Kampf gegen jede Todesproduktion aufnehmen: die Empürung gegen die milliardenschwere Rüstungsproduktion, an deren Skala Deutschland ganz weit oben steht, und gegen den Hunger der Armen auf dieser Erde, an dem wir alle Anteil haben, auch den Kampf gegen die Tötung des ungeborenen Lebens und den Widerstand gegen eine Gesellschaft, die sich anschickt, immer mehr latente und offene Gewalt zu praktizieren und nach den Schwachen, Alten und Behinderten zu fahnden, um sie auszusondieren.“ Dies stellte Bischof Heinz Josef Algermissen in einem feierlichen Pontifikalamt am Ostersonntag im überfüllten Fuldaer Dom heraus. Der Osterglaube sei „der Sieg, der die Welt überwindet“. Dieser Glaube lasse einen menschenwürdig leben und sterben in der Hoffnung auf die Auferstehung mit Christus.
„Christus bricht die Gräber auf und schenkt neue Hoffnung“, so der Bischof in seiner Begrüßung am Beginn des Gottesdienstes. Am Anfang seiner Predigt hob der Bischof hervor, dass man sich und andere belüge, wenn man einen „österlichen Christus ohne Karfreitag“, einen „himmlischen Jesus ohne die Abgründe des irdischen Daseins“ suche und sich unter Umgehung der Erde auf den Himmel beziehen wolle. Deshalb müsse unterstrichen werden, dass „der Gekreuzigte identisch mit dem Auferstandenen ist“. Nur wer Jesus als den Gekreuzigten suche, finde ihn auch als den Auferstandenen. So habe sich Jesus Christus nach der Auferstehung von den Toten seinen Jüngern über seine Wundmale zu erkennen gegeben. Das Leben habe sich als stärker erwiesen als die Wunden, die auch jeder Mensch aus seinem eigenen Leben kenne. „Wehe denen, die Ostern suchen ohne Karfreitag. Aber wehe denen auch, die den Karfreitag sehen ohne Ostern als Antwort: Beide wären verloren!“, gab Bischof Algermissen zu bedenken.

Es kennzeichne den christlichen Glauben, dass er die Abgründe menschlichen Daseins wie Einsamkeit und Tod niemals verdränge, sondern sich mutig damit auseinandersetze. Dies habe Papst Benedikts XVI. in seiner Enzyklika über die Hoffnung zum Ausdruck gebracht: „Der Mensch ist Gott so viel wert, dass er selbst Mensch wurde, um mit dem Menschen mit-leiden zu können, ganz real in Fleisch und Blut“. Am tiefsten Punkt menschlicher Existenz, im Abgrund des Todes, habe sich der Durchbruch ereignet, „nicht als unsere Erfindung, als unsere äußerste Fortschrittstat, sondern aus Gottes schöpferischer Treue und Liebe“.

Wo das „Jenseits des Todes“ als Vertröstung verdächtigt werde, da werde das „Diesseits trostlos“, so Algermissen weiter. Man müsse sich dann fragen, wer diejenigen tröste, die man selbst bei bestem Willen nicht trösten könne. „Es gibt eine fragwürdige Vertröstung auf das Jenseits, aber es gibt die noch viel fatalere Vertröstung mit dem Diesseits.“ Wenn das Leben vor dem Tod alles sei, würde dieses Leben zur „letzten Gelegenheit“, die man nicht verpassen dürfe. „Das erleben wir heute mit allen Konsequenzen der Lebenssucht und Todesverdrängung, der Hektik und Überforderung“, machte der Bischof deutlich. Menschen wollten dem Tod auf eigene Faust entkommen, verfielen ihm aber dabei um so sicherer. Wer hingegen jetzt in diesem Leben nicht alles haben müsse, weil ihm das Beste noch bevorstehe, der verliere auch diese Angst, zu kurz zu kommen.

„Gerade weil Christen an das Licht des ewigen Osterfestes und an ein Leben nach der Katastrophe des Todes glauben, ist ihnen das Leben vor dem Tod so wichtig“, betonte der Fuldaer Oberhirte. Weil Gott seine Lebensenergie in die „Dunkelkammer des Grabes Jesu“ gebracht habe, könnten Christen heute in die „Orte der Sonnenfinsternis und Kälte“ sowie des Missbrauchs von Menschenleben mit dem Osterlicht eindringen. „Weil Gott bereits den Stein vom Eingang des Grabes weggewälzt hat, können Christen heute die Wegräumarbeit vor den Gräbern dieser Zeit leisten“, hob Algermissen hervor.

Der Domchor unter Leitung von Domkapellmeister Franz-Peter Huber sang bei diesem Gottesdienst die lateinische „Krönungsmesse“ von W. A. Mozart und das „Halleluja“ aus dem „Messias“ von G. F. Händel; an der Domorgel spielte Domorganist Prof. Hans-Jürgen Kaiser. Auch das Domorchester wirkte mit.

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