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Semana Santa – Die Osterprozession in Palma de Mallorca

Palma. „Ich bin einige Tage der grauen Tristheit des deutschen Wetters entflohen und durfte auf Mallorca ein wenig an den dort üblichen Gebräuchen des Osterfestes teilnehmen“, schreibt Michael Kram. Lesen Sie hier seinen Bericht über die Osterprozession in Palma.

In den Spanisch sprachigen Regionen wird die Passion Christi in der Karwoche, der Semana Santa unter großer Anteilnahme der Bevölkerung intensiv begangen. Dabei ziehen hunderte von vermummten Nazarenos, den Büßern, mit ihren bekannten hohen spitzen Kapuzen und rasselnden Eisenketten durch die Straßen und Gassen. Nirgendwo sonst auf der Welt wird das Leid Christi von Gläubigen so eindrucksvoll zelebriert. Über 50 Bruderschaften, sog. Confraries, gibt es auf Mallorca. Alleine davon 30 in Palma selbst.

Am späten Nachmittag des Gründonnerstag beginnt die größte und wichtigste „Processó del Sant Crist de la Sang“ (Prozession des Heiligen Christus vom Blut). An dieser höchsten Prozession nehmen alle Bruderschaften der Insel teil. Mitglied in einer Bruderschaft zu sein, ist eine große Ehre und wird meist vom Vater auf den Sohn vererbt. In der heutigen Zeit auch von der Mutter auf die Tochter. Die Nazarenos tragen Kerzen und durch die große Anzahl der Büßer und stundenlangen Prozession  tropfen Unmengen von Kerzenwachs auf die Pflastersteine.

Neben den Prozessionen mit Gesang und Musik existieren Schweigeprozessionen oder Trommelprozessionen. Dumpfes Trommeln und das Rasseln der Ketten, sowie die schwermütige Musik unterstreichen die teilweise gruselige Szenenerie in den Gassen der Altstadt. Für Kinder sind die düsteren Osterprozessionen oft beängstigend. Sie erhalten in den Pausen Süßigkeiten bzw. Picos (kleine Brotstangen). Die Kapuze garantiert hierbei Anonymität – denn Buße ist reine Privatsache. Einige Büßer tragen ein Holzkreuz auf der Schulter. Wie die Nazarenos sind auch sie mit einer Haube bekleidet, diese hängt jedoch nach hinten.

Ein wichtiger Bestandteil der Prozessionen sind die Pasos. Es handelt sich hierbei um Konstruktionen, welche eine Szene des Kreuzwegs Jesu zeigen oder auch eine Marienstatue. Privilegierte Büßer, die Costaleros, tragen diese teilweise tonnenschweren Altäre auf Schultern durch die Gassen. Die Träger befinden sich dabei unter den Konstruktionen und können somit die Umgebung nicht sehen. Begleiter rufen Kommandos für die Richtung und das Tempo. Die Kommandos für das synchrone Absetzen und Anheben der Bauten werden durch Klopfzeichen gegeben. Das Hauptelement einer jeden Prozession ‑ die Virgen (Jungfrau Maria) – ist das Hauptelement jeder Prozession. Die Figur ist mit kostbaren Gewändern, Kerzen und dem typischen Baldachin geschmückt.

Bis in die frühen Morgenstunden des Karfreitags sind die vielen tausend Büßer in den Gassen von Palma unterwegs, begleitet  von einer Menge Besucher, die von ganzem Herzen mit Jesus und der Jungfrau Maria weinen. Die Freude der Auferstehung wird übrigens genauso intensiv erlebt wie das Martyrium. Zudem werden  vielerorts Passionsspiele aufgeführt. So auch auf den Stufen von Palmas Kathedrale La Seu. Der Ostermontag gehört dann komplett den Familien. Diese gehen dann gerne picknicken oder in den zahlreichen Restaurants essen. (Text & Fotos: Michael Kram)

 

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