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Nahezu zwei Stellen auf einen Bewerber – Ausbildungsmarktkonferenz zieht Halbzeitbilanz

Fulda. Die Entwicklung, die sich in den vergangenen Jahren auf dem Ausbildungsmarkt in der Region Fulda bereits abgezeichnet hat, ist jetzt vollends spürbar: eine Umkehrung der Verhältnisse zwischen Stellen und Bewerbern. Vom ersten Oktober bis Ende März ist die Zahl der Ausbildungsstellen im Landkreis Fulda um 18,2 Prozent auf 2.024 gestiegen. Zugleich nahm die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber um 13 Prozent ab und liegt bei insgesamt 1.154. Zur Halbzeitbilanz auf dem Ausbildungsmarkt sind 1.135 Lehrstellen unbesetzt und 583 junge Menschen noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Auf einen Bewerber kommen derzeit rein rechnerisch fast zwei Berufsausbildungsstellen.

„In nahezu allen Berufsbereichen übersteigt die Zahl der Ausbildungsstellen die der Bewerberinnen und Bewerber, in den letzten fünf Jahren hat sich das Verhältnis zwischen ausbildungssuchenden Jugendlichen und Ausbildungsstellen regelrecht umgekehrt“, erklärte Waldemar Dombrowski, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda, bei der Ausbildungsmarktkonferenz. Im Bereich der kaufmännischen Dienstleistungen, Handel, Vertrieb und Tourismus beispielsweise stehen 443 Ausbildungsstellen lediglich 243 Bewerber gegenüber. Ausgeglichener ist die Situation noch im Bereich Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung. Hier sind bei der Arbeitsagentur 145 Ausbildungsstellen und 114 Bewerber gemeldet.

Stellenzuwächse verzeichnete die Arbeitsagentur in fast allen Berufsgruppen, leicht rückläufig gegenüber dem Vorjahr war der Elektrobereich mit aktuell 119 gemeldeten Ausbildungsstellen (Vorjahr: 131).

Agenturleiter Dombrowki wies auf die weiterhin große Dynamik auf dem Ausbildungsmarkt hin: „Wir setzen in den nächsten Wochen auf erfolgreiche Vermittlungsprozesse. Auch für Schulabgänger mit Hauptschulabschluss gibt es heute mehr Möglichkeiten denn je.“ Immerhin stehen unter anderem 60 Ausbildungsplätzen für Kaufleute im Einzelhandel 50 Bewerberinnen und Bewerber gegenüber, auch bei Bürokaufleuten ist die Relation mit 44 zu 42 rechnerisch fast ausgeglichen. Einen ausgesprochen wichtigen Part in diesen Matching-Prozessen, die Arbeitgeber und Bewerber zusammenbringen sollen, spielen der Arbeitgeberservice sowie die Berufsberatung der Arbeitsagentur. Junge Frauen und Männer, die noch nicht als Bewerber/innen bei der Berufsberatung registriert sind, sollten sich darum schnell einen Termin sichern unter der Service-Rufnummer 01801 555 111 (Festnetzpreis 3,9 ct/min; Mobilfunkpreise max. 42 ct/min).  Eine gute Gelegenheit für junge Leute, sich über offene Lehrstellen zu informierten, bietet auch die Lehrstellenbörse in der Agentur für Arbeit Fulda am Mittwoch, 17. April, von 14 bis 16 Uhr.

Statements der Netzwerkpartner

Oberbürgermeister Gerhard Möller:

„Der Ausbildungsmarkt hat sich Gott sei Dank gedreht. Der demographische Wandel zeigt sich. Jetzt müssen alle Beteiligten sich anstrengen, möglichst alle Begabungen auszuschöpfen und zu entwickeln, um die dringend benötigten Fachkräfte auszubilden. Eine neue Herausforderung!“

Landrat Bernd Woide:

„Eine Ausbildung ist gerade in unserer Region in Zeiten des demografischen Wandels eine ganz wichtige Zukunftsinvestition.“

Stefan Schunck, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Fulda:

„Für den Verantwortungsbereich der Industrie- und Handelskammer Fulda erwarten wir in diesem Jahr ein ähnlich hohes Ausbildungsengagement unserer Unternehmen. Wie auch in den vergangenen Jahren werden unsere Mitgliedsbetriebe aus Industrie, Handel und Dienstleistung wieder deutlich mehr als 50 Prozent aller Ausbildungsplätze in unserer Region bereitstellen. Die Unternehmen haben seit längerer Zeit erkannt, wie wichtig diese Nachwuchsarbeit ist, sichern sich damit ihre eigene Zukunft und geben vielen jungen Menschen einen guten Start in ein qualifiziertes Berufsleben. Wie auch im vergangenen Jahr macht sich der demografische Wandel allmählich bemerkbar, immer wieder hören wir von Unternehmen, dass die Bewerberzahlen rückläufig sind. In den Betrieben werben wir daher dafür, die Vorzüge des eigenen Unternehmens und die Aufstiegschancen dort noch deutlicher herauszustellen. Die Bildungsmesse im kommenden Jahr wird hierfür wieder eine gute Plattform sein.“

Manfred Schüler, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Fulda:

„Das Ergebnis der abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Jahr 2012 im Zuständigkeitsbereich der Kreishandwerkerschaft Fulda darf als gut bezeichnet werden. Bei weiter zurückgehenden Schulabgängerzahlen wäre eine Reduzierung der Vertragsabschlüsse eigentlich zu erwarten gewesen. Die Steigerung um 22 Verträge gegenüber dem Jahr 2011 belegt, dass die Handwerksbetriebe der Region die künftig reduzierten Schulabgängerzahlen in der Konsequenz richtig deuten. Aber auch die durchweg gute Auftragslage der Betriebe führte dazu, sich intensiv um Nachwuchskräfte zu bemühen.

Es darf aber auch aus den Zahlen gefolgert werden, dass die vielfältigen Informationen über die Chancen einer Karriere im Handwerk oder in Verbindung mit einer Berufsausbildung im Handwerk zu einer guten Nachfrage nach Ausbildungsstellen geführt haben. Im Hinblick auf den unverändert hohen Wunsch, nach dem mittleren Bildungsabschluss eine weiterführende Schule zu besuchen, gilt es, über die „Karriere mit Lehre“ aufzuklären. Die aktuell abgeschlossenen Ausbildungsverträge lassen noch keine verlässlichen Aussagen zum Einstellungstermin 2013 zu. Realistisch muss das Handwerk der Region Fulda jedoch mit zurückgehenden Vertragsabschlüssen rechnen. Dabei werden die angebotenen Ausbildungsstellen eher höher sein, so dass die Schere zwischen Angebot und Nachfrage zu Gunsten der Lehrstellenbewerber weiter auseinandergehen wird.“

Stephan Schmitt, Ltd. Schulamtsdirektor Dezernat berufliche Schulen

„Obwohl die Ausbildungsmarktlage für die Abgängerinnen und Abgänger der Haupt und Realschulen sehr gut sind, ist der Trend zunächst die Zweijährige Berufsfachschule nach der Hauptschule oder die Fachoberschule bzw. das  berufliche Gymnasium nach der Realschule zu besuchen ungebrochen.  Die Schülerinnen und Schüler und natürlich deren Eltern gehen berechtigter Weise auch davon aus, dass mit einem höher wertigerem Schulabschluss die Chancen auf einen “qualifizierten“  Ausbildungsplatz, wie z.B. duales Studium wachsen, die ansonsten nicht gegeben wären.“

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