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Evangelisches Kirchenoberhaupt Bischof Hein besucht Klinikum Fulda: Intensiver Austausch zu ethischen Fragen am Beginn des Lebens

Bischof Hein_DSC_8908Fulda. Der Beginn des menschlichen Lebens wirft ethische Fragen auf, die Gegenstand intensiver Debatten sind. Im Rahmen seiner Visitation des Kirchenkreises Fulda hat Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein, diese Themen am Klinikum Fulda ausführlich mit Experten des Klinikums erörtert.

Priv.-Doz. Dr. Thomas Menzel, Sprecher des Vorstands des Klinikums Fulda, hieß Bischof Hein und seine Delegation herzlich Willkommen. „Als Krankenhaus der Maximalversorgung bieten wir ein differenziertes und qualitativ hochwertiges medizinisches Angebot, eine professionelle Pflege mit Respekt und Anteilnahme“. Als große Geburtsklinik und als ein Zentrum für die Versorgung von zu früh geborenen Säuglingen genießt das Klinikum Fulda einen ausgezeichneten Ruf. Gerade in diesem Bereich spielen ethische Fragen eine sehr  große Rolle. Besonders in Grenzsituationen stehen Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte, die Klinikseelsorge, aber auch das Klinische Ethikkomitee des Klinikums unterstützend an der Seite der Eltern. „Bei uns wird niemand alleine gelassen.“ so Menzel

In der anschließenden Diskussion, die mit  kurzen Vorträgen eröffnet wurden, stellte Bischof Prof. Dr. Hein den Ansatz der evangelischen Ethik vor. „Wir wollen den die Menschen befähigen gewissenhafte Entscheidungen zu treffen. Dazu bedarf es einer Gewissensbildung“. Entscheidungen, die sorgfältig geprüft und vor eigenen Gewissen verantwortet werden können, sind dabei das Ziel. „Ich plädiere in medizinethischen Fragen im Zweifel immer für das Leben“, so Bischof Hein, „das schließt allerdings auch die Option ein, im Einzelfall eine andere Entscheidung zu treffen und diese ethisch zu begründen“.

Der Bischof wies darauf hin, dass sich niemand aktiv für „sein“ Leben entschieden hat, da ja nicht gefragt wurde, ob er zu Welt kommen wollte. „In theologische Sprache übersetzt heißt das: Das Leben ist ein Geschenk Gottes und darum prinzipiell unverfügbar.“

Prof. Dr. Reinald Repp, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, führte aus, dass das Klinikum Fulda als Perinatalzentrum der höchsten Versorgungstufe (Level I) gerade  bei extrem unreifen Frühgeborenen eine besonders gute Ergebnisqualität hinsichtlich Überlebenschancen, Komplikations-vermeidung und Entwicklungsverlauf aufweisen kann. Dazu trägt die Frauenklinik entscheidend bei, weil dort die Frühgeburtsvermeidung im Vordergrund steht und sehr erfolgreich umgesetzt werde. „Im Grenzbereich der Überlebensfähigkeit nach der Geburt sollte individuell und nicht aufgrund von Zahlen und Wahrscheinlichkeiten pauschal über das Vorgehen entschieden werden“, so der Klinikdirektor. In diesen Fällen sei es nicht immer leicht eine „gewissenhafte Entscheidung“ zu treffen, besonders für die Eltern. „Solche Entscheidungen bedürfen eines  Fundaments. Das wichtigste dabei ist es, die Eltern nicht alleine zu lassen.“

Der Vorsitzende des Klinischen Ethikkomitees (KEK) am Klinikum Fulda, Dr. Rainer Meissel, Leitender Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Notfallmedizin, stellte in diesem Zusammenhang die Arbeit des Ethikkomitees vor. „Der Vorteil des multiprofessionellen Teams liegt bei ethischen Fragen in Grenzsituationen an den unterschiedlichen Sichtweisen. Dabei muss es immer darum gehen, den eigentlichen mutmaßlichen Willen des Patienten zu ergründen. Dass das gerade bei  Frühgeborenen besonders schwierig liegt auf der Hand“, so Dr. Meissel.

Frau Ines Nieding, Kinderkrankenschwester der Kinderklinik und Mitglied im KEK stellte in ihrem Beitrag die Versorgung von Frühgeborenen aus Sicht der Pflegenden dar. „Wir sehen uns als die Anwälte der Kinder“, so die Fach-Kinderkrankenschwester. Für Pfarrerin Martina Walter, die Leiterin der evangelischen Seelsorge am Klinikum Fulda, bedeutet Seelsorge zweierlei: „Zeit zu haben ohne damit eine konkrete Zielvorgabe zu verbinden“, und zum anderen im “Dienst zwischen den Welten die göttliche Dimension zu vermitteln“.

Ethische Entscheidungen am Lebensende ergeben sich unter anderem aus der Notwendigkeit des medizinischen Fortschritts, denn durch die zunehmende Alterung erscheinen  Krankheitsbilder, die es früher nicht gab. Aber auch am Lebensanfang ermöglicht der medizinische Fortschritt mehr Handlungsspielraum. Dieser muss aber von den drei klassischen Disziplinen Medizin, Recht und Theologie getragen sein. „“Die Evangelische Ethik ist keine Gehorsamsethik und liefert auch keine vorgefassten  Antworten“, betonte Bischof Hein sondern soll  Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen ermöglichen.

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