„Seien Sie stets kritisch“ – Diskussionsrunde mit Erhard Rübsam im Bildungsunternehmen Dr. Jordan
Fulda. Die Begriffe „Personaldienstleistung“ und „Zeitarbeit“ sind in aller Munde. Doch viele Menschen sind über die Hintergründe solcher Beschäftigungsverhältnisse nur geringfügig informiert – was häufig zu Vorurteilen und Fehleinschätzungen führt. In einer Diskussionsrunde im Fuldaer Bildungsunternehmen Dr. Jordan bot Erhard Rübsam, Geschäftsführer von RÜBSAM Fachkräfte, jetzt 35 Schülern und Studenten einen Einblick in sein langjähriges Engagement in der Personaldienstleistung, erläuterte fachliche Hintergründe und stellte sich den zum Teil kritischen Fragen des Publikums. Begrüßt wurde der Unternehmer vom stellvertretenden Direktor des Bildungsunternehmens, Peter Vater.
Konfrontiert mit dem Vorwurf, Zeitarbeitsverträge seien für Beschäftigte sehr unsicher, argumentierte der Firmenchef: „Wir bieten ganz normale Arbeitsverträge an, mit dem Unterschied, dass wir als Arbeitgeber unsere Fachkräfte an Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten, überlassen. Es entsteht also ein sogenanntes Dreiecksverhältnis. Zudem gehen wir bei RÜBSAM Fachkräfte mit unseren Fachkräften ausschließlich unbefristete Arbeitsverträge ein und bezahlen sie nach unserem IG-Metall-Tarifvertrag.“
Einigkeit zwischen Publikum und Referent bei dem Thema Werkverträge: „Es ist absolut inakzeptabel, wenn Unternehmen die Tarifautonomie aushöhlen und versuchen, Löhne zu drücken. Diese Missstände gehören verurteilt und abgeschafft.“ Auch dass für den 58-Jährigen das Prinzip „gleiches Geld für gleiche Arbeit“ selbstverständlich ist, stieß im Publikum auf breite Zustimmung.
Auf dem Programm stand auch das Thema Aus- und Weiterbildung: Der Referent berichtete von seinem Weiterbildungszentrum, in dem die Fachkräfte auf ihre anstehenden Arbeitseinsätze vorbereitet werden und die Chance erhalten, sich stetig beruflich und persönlich weiterzuentwickeln. Den Schülern und Studenten riet der Elektro-Ingenieur, aktiv zu sein und Weiterbildungsangebote in Anspruch zu nehmen, denn: „Qualifizierung ist der Schlüssel zum Erfolg.“
Während der lebhaften Diskussion bat Rübsam die Zuhörer, den Anteil an Zeitarbeitskräften auf dem gesamtdeutschen Arbeitsmarkt zu schätzen. Die Antworten variierten zwischen zwei und sechs Millionen, der tatsächliche Wert liegt bei etwa 900 000 Beschäftigten. Der Grund für diese hohen Schätzungen lag für den Firmenchef auf der Hand: „In unserer Gesellschaft wird ein Feindbild erzeugt, in diesem Fall die Zeitarbeit, das für sämtliche Missstände in unserem Land verantwortlich gemacht wird. Wenn man allerdings bedenkt, dass in Deutschland nur zwei Prozent der Arbeitnehmer im Personaldienstleistungssektor beschäftigt sind, wird klar, dass dieser Anteil viel zu gering ist, um für negative Entwicklungen verantwortlich sein zu können.“ Ute Göttlicher, Studierende der Fachschule für Betriebswirtschaft brachte es auf den Punkt: „Leider wird von den Medien sehr häufig der Fokus auf die schwarzen Schafe gelegt, anstatt objektiv über das Thema Personaldienstleistung zu berichten.“ Den jungen Leuten gab Rübsam daher auf den Weg: „Glauben Sie nicht alles, womit Sie konfrontiert werden, sondern seien Sie stets kritisch und hinterfragen Sie scheinbare Fakten.“
Aufgrund des regen Interesses der Schüler und Studenten plädierte Peter Vater zum Abschluss für eine Fortsetzung der Diskussion, in der neben dem Thema Zeitarbeit auch gesamtwirtschaftliche Aspekte beleuchtet werden.