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Forschungsarbeit geht weiter – Projektpartner bleiben der Wildkatze auf der Spur

Rhön_WildkatzeRhön. Fünf Jahre lang war man ihr auf der Spur. Einer Jägerin, die selbst kaum Spuren hinterlässt – die Wildkatze. Nun ist das Projekt mit dem Namen „Die Wildkatze in der Rhön – Auf leisen Pfoten in eine sichere Zukunft“ offiziell beendet. Doch die Bemühungen in der Rhön, das äußerst seltene Tier weiter in der R. egion zu etablieren, werden weitergehen. Die drei Projektpartner Rhön Natur e.V., die Zoologische Gesellschaft Frankfurt und die Allianz Umweltstiftung haben fünf Jahre lang nach Nachweisen für das Vorkommen der Wildkatze in der Rhön gesucht. Anlass war, dass diese Tierart im Jahr 2007 erstmals im Biosphärenreservat nachgewiesen wurde. In den 1980er-Jahren waren zuvor Wildkatzen im Spessart und den Haßbergen angesiedelt worden.

Die Forschungsmethode bestand darin, auf die Wildkatze abgestimmte Lockstöcke in den in Frage kommenden Gebieten aufzustellen. Diese angerauten Holzstöcke waren mit Baldrian gefüllt, einem Duft, den die Katzen sehr mögen und der sie anzieht. Sie reiben sich an den Stöcken; Haare bleiben hängen. Diese wurden eingesammelt und analysiert. 50 verschiedene Tiere konnten so in der Rhön nachgewiesen werden; 26 davon direkt im UNESCO-Biosphärenreservat.

Die Analyse der Haarproben ergab: Vermutlich gibt es vier Teilpopulationen unter den Wildkatzen, die kaum bis gar nicht miteinander in Kontakt treten. Lebensräume sind der Truppenübungsplatz Wildflecken, die Osthänge der Langen Rhön, die Schwarzen Berge sowie die kuppige Rhön um Dermbach. Diese Isolation gibt Hinweise darauf, dass es Barrieren zwischen den Lebensräumen geben muss, die die Katzen nicht überwinden können. Mit Hilfe eines Computerprogramms wurde ein Korridormodell erstellt. Damit sind Wege gemeint, die abwechslungsreiche Laubwälder mit Hecken und Gebüschen vorweisen, auf denen die Katzen sich bewegen.

Vermutet werden nun drei Groß-Korridore, in denen an wenigen Stellen noch Lücken klaffen oder auf denen durch Bundesstraßen der Weg versperrt ist. Betroffen sind beispielsweise das Streu-, Brend- und Werratal.

Wert gelegt wurde im Projekt auch auf eine Verbesserung des Lebensraums. Dazu wurden Geheckplätze für die Katzen angelegt. Dort können die Kätzinnen im Frühjahr ungestört werfen und ihren Nachwuchs aufziehen. Partner der Aktionen waren die Bayerischen Staatsforsten, HessenForst, das Bergwald-Projekt e.V. und die Wanderratten, die Jugendgruppe des Vereins Naturpark & Biosphärenreservat Bayerische Rhön e.V.

Mit dem offiziellen Ende des Wildkatzenprojektes endet das Engagement für die seltene Tierart in der Rhön jedoch nicht. Den ‚Lockstab’ in Sachen Forschung wird künftig die Bayerische Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön in der Hand halten. Unterstützt wird sie durch die Abteilung für Naturschutzgenetik des Senckenberg-Instituts. Auch der Landschaftspflegeverband „Biosphärenreservat Thüringische Rhön“ e.V. und das „Rhöniversum“ werden sich in Zukunft um die Wildkatze in der Rhön in besonderer Weise kümmern.

Die Forschungsarbeiten sollen für mindestens zwei Jahre fortgesetzt werden. Zwölf Wochen im Jahr wird in bestimmten Gegenden, die nach einem vom Senckenberg-Institut erstellten Raster bestimmt wurden, genetisches Material eingesammelt. Dabei kommen wieder die Lockstöcke zum Einsatz. Es wird eine Winter- und eine Frühjahrsperiode geben.

Hierbei soll mit der bayerischen, hessischen und der thüringischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön zusammengearbeitet werden. Der Rhön Natur e.V. sowie der Bundesforst und der Bayerische Forst unterstützen das Biosphärenreservat dabei. Der BUND Bayern und Bad Kissingen sowie die Jugendgruppe Wanderratten sind ebenfalls mit an Bord. In diesem Jahr wurden bereits 28 Proben eingesammelt.

Ebenfalls überprüft werden soll die Korridorhypothese durch eine systematische Analyse. Gezielt soll so der Lebensweg einzelner Katzen nachvollzogen und Verwandtschaftsverhältnisse in der Wildkatzenpopulation aufgedeckt werden. Daraus werden Rückschlüsse auf die Gesamtgröße der Population gezogen. Eine weitere Forschungsfrage ist, ob die Katzen in der Rhön aus anderen Gebieten zuwandern oder ob eine Abwanderung stattfindet.

Der Landschaftspflegeverband „Biosphärenreservat Thüringische Rhön“ e.V. will durch Heckenpflege eine Vielfalt in der Landschaft schaffen, die für die Wildkatze von großer Bedeutung ist, berichtet Verbandsmitarbeiterin Julia Gombert. Auch Schulen sollen einbezogen werden, um die Kinder auf die Wildkatze und den damit verbundenen Artenschutz aufmerksam zu machen und sie über das Ökosystem Rhön zu informieren.

Das Rhöniversum, ein Zusammenschluss der Umweltbildungsstätte Oberelsbach, des Schullandheims Bauersberg und der Thüringer Hütte, plant Bildungsmodule zum Thema Rhön. Diese beinhalten unter anderem Führungen. Dafür werden gezielt Mitarbeiter ausgebildet. Für Interessierte finden sich am Schweinfurter Haus Informationstafeln über das Projekt und die Wildkatzen an sich. Das UNESCO-Biosphärenreservat Rhön hat eine Informationsbroschüre herausgegeben. Informieren kann man sich auch auf der projekteigenen Homepage www.wildkatze-rhoen.de.

 

 

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