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Podium Musikschule: Der lange Weg zur Bühne

Fulda (cp). Beim „Podium Musikschule“ präsentierte die Musikschule der Stadt Fulda  einige ihrer größten Talente. Die Veranstaltung bietet die für den Nachwuchs so unglaublich wichtige Möglichkeit, auch erste größere Werke vor Publikum spielen zu können. Das Gefüge aus richtiger Wahl des Stückes, effizientem Üben, Entwicklung der Ausdruckskraft und dem Erlangen von Nervenstärke auf der Bühne ist fragil und muss ständig trainiert werden. Die Perfektion im professionellen Konzertbetrieb ist schließlich nicht vom Himmel gefallen, sondern das Ergebnis der im Vorfeld geleisteten pädagogischen Basisarbeit.

Große Lebendigkeit

Die Violinsolistinnen Agnes Berbée und Cecilia Steinmacher haben ihre Aufgabe bei dem Vivace aus Bachs Doppelkonzert schon ziemlich souverän  gemeistert. Der ständige, stilgerecht ausgefeilte Dialog mit dem von Zoltán Udvardy  engagiert geleiteten Streichorchester sorgte für große Lebendigkeit am Anfang des zweistündigen Konzertes. Drei ausgewählte Sätze aus der Orchestersuite h-moll bot anschließend – wieder vom Streichorchester begleitet – die Querflötistin Franziska Kümmel. Ihr gelang ebenfalls ein sehr schön gestalteter Solopart. Die Zeit für die solide Entwicklung eines noch tragfähigeren, solistischen Tones räumt man ihr gerne ein. Zupackend und spielfreudig zeigte sich Nicole Gerdt am Klavier. Wie die Großen ihre Faches nahm sie sich ihre Freiheiten, was die Gestaltung der Dynamik betrifft und fasste den filigranen Beginn von Schuberts As-Dur Impromptu op. 90 eher virtuos auf. Dadurch kamen melodische Elemente der linken Hand sowie der Kontrast zu den eigentlichen dynamischen Höhepunkten des Werkes zwar fast etwas zu kurz, das Publikum konnte sie aber allemal überzeugen.

Ausdrucksvolle Darbietung

Von schöner Schlichtheit und ganz nach innen gekehrt war die Interpretation der Nocturne Es-Dur, op.2 von Frédéric Chopin, die Laura Kontschak mit wunderbar gesanglicher Melodieführung gelang. Sanft wiegende Klavierfiguren und eine die Vorzüge des warmen Viola-Klanges schön beleuchtende Melodiestimme zeichnen Gabriel Faurés Berceuse (Wiegenlied) aus. Die Schwestern Annika und Janina Welchar überzeugten hier mit einer homogenen und ausdrucksvollen Darbietung. Amelie Briselat und Annalea Meisel waren zunächst leicht irritiert, als Schulleiter Christoph Stibor erzählte, dass Johann Sebastian Bachs Flötensonate g-moll weder von Vater Bach (sondern vermutlich von seinem Sohn Carl Philipp Emanuel), noch ein Stück für Flöte (sondern für Violine) sei.

Solche Adaptionen für andere Instrumente sind jedoch üblich und so begannen die beiden Künstlerinnen ganz erleichtert ihren Vortrag. Durch ihre Stilsicherheit und den liebevollen Umgang mit den Details hatten die beiden eine so solide Basis, dass sie kleine Unsicherheiten souverän wegstecken konnten. Nach der Pause gab es dann den umgekehrten Fall, nämlich ein von der Geigerin Tabea Welchar „vereinnahmtes“ Flötenstück: den „Reigen seliger Geister“ aus Glucks Oper Orpheus und Euridike. Ihre Schwester Annika begleitete sie auf Augenhöhe, so dass das Duo die gebotene Leichtigkeit und Eleganz des Stückes perfekt getroffen hat.

Hörgenuss

Als Vorläuferin des argentinischen Tangos gilt die Milonga. Eine der bekanntesten ist sicher Astor Piazzollas melancholische „Milonga del Angel“, die Pianistin Lisa Lindenthal sehr gefühlvoll spielte. Vom selben Komponisten war auch „Café 1930“, ein gerade am Klavier schwer umzusetzender Tango aus der Feder des Meisters. Mit einer ausgereiften, sehr authentischen Interpretation überraschte Anna Fischer das gebannt lauschende Publikum. Toll artikuliert, in passendem Tempo und dynamisch gut gestaltet hat das Trio Eva Rützel, Katharina Schaub (beide Querflöte) und Johanna Mellin (Cello) das Konzert h-moll von Georg Philipp Telemann. An der Intonation darf zwar gelegentlich noch gefeilt werden, dem Hörgenuss tat das jedoch keinen großen Abbruch. David Dechant hat sich mit Rachmaninows cis-moll Prélude op. 3, Nr. 2 ein sehr ausdrucks- wirkungsvolles Konzertstück ausgesucht, welches an den Spieler große klangliche und technische Herausforderungen stellt. Ihm gelang es, mit Hingabe und Freude am Musizieren das Publikum zu fesseln.

Mit viel Charme

Ebenso weit entwickelt zeigte sich Mirjam Tielmann an der Geige, die Edouard Lalos Violinkonzert „Symphonie espagnole“ leidenschaftlich, eindringlich und risikofreudig wiedergab. Dadurch gelang zwar nicht alles ganz perfekt, der Lebendigkeit des Vortrages tat der packende Zugriff jedoch sehr gut, was sich in wohlverdientem, üppigen Beifall niederschlug. In Liszts berühmtem Liebestraum Nr. 3 wechseln sich fast intim wirkende Melodiepassagen mit perlenden Solokadenzen ab, so dass das Stück nie seicht bleibt, sondern an Tiefe und Ernsthaftigkeit gewinnt. Das wusste Maximilian Möller adäquat umzusetzen und ging ebenfalls mit viel Anerkennung von der Bühne. Sommerlich-leicht  beschloss das Streichquartett mit André Musch, Amelie Becker (beide Violine), Janina Welchar (Viola) und Benedikt Kaiser (Cello) das Programm. Das Kammermusikensemble gestaltete das graziös-cantable Allegretto der Canzonetta aus Mendelssohns op. 12 schlank, flüssig und mit viel Charme. Die jungen Künstler wurden für einen tollen Abend mit üppigem Applaus belohnt, einige von ihnen waren zum letzten Mal dabei und haben nach dem Konzert durchaus wehmütig die musikalisch fruchtbaren Jahre an der Musikschule noch einmal Revue passieren lassen.

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