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Neues Glaubensbuch von Pater Benedikt Friedrich erschienen

Pater BenediktDipperz. ,,Das Land des Glaubens ist keine öde Wüste und Jesus keine ferne Gestalt“, versichert Pater Benedikt Friedrich seinen Lesern in seinem neuen Glaubensbuch. Der Benediktiner aus der Abtei Scheyern ermutigt junge aber auch ältere Menschen, sich mit ihrem Glauben an Gott zu beschäftigen – auch kritisch. Auf 180 anregenden Seiten hilft der aus Dipperz bei Fulda stammende Mönch seinen Lesern unkonventionell.

Frage: Pater Benedikt, Sie wollen mit Ihrem Buch nicht nur Heranwachsende und Jugendliche erreichen, sondern auch Eltern und Erzieher. Kommt dabei jede Altersgruppe zu ihrem Recht?

Immer wieder habe ich von Eltern gehört: „Sie müssten mal mit meinem Sohn/meiner Tochter reden. Die stellen alles in Frage und ich weiß keine Antwort mehr.“ – Das war alarmierend. Der Glaube muss doch von einer Generation zur anderen weitergegeben werden können. Es muss doch eine Sprache geben, mit der sich Eltern und ihre jugendlichen Kinder verständigen können! Diesen Brückenschlag zu schaffen, war mein Grundanliegen. Da ich selbst als 48-Jähriger schreibe, bin ich der Gedankenwelt der Eltern und Erzieher nahe. In der Jugendarbeit und in der Schule begegne ich fast täglich Jugendlichen und habe diese bei den Beispielen und bei der Einfachheit der Sprache immer vor Augen gehabt.

Frage: Das Buch ist nicht allein an Ihrem Schreibtisch entstanden, vielmehr haben junge und auch ältere Menschen in Ihrer Pfarrei intensiv mitgearbeitet. Könnte dieses kollegiale Tun möglicherweise Muster sein für weitere Dienste in einer Kirchengemeinde?

Bei jeder Vorbereitung eines Jugendgottesdienstes oder eines Familiengottesdienstes gibt es eigene Vorbereitungstreffen der Beteiligten, natürlich auch für die Erstkommunion und die Firmung. Dabei geschieht dann oft mehr, als dann im eigentlichen Tun. Freilich ist das sehr zeitaufwendig und kann daher nur in begrenztem Maße durch die Verantwortlichen der Pfarrei begleitet werden. Doch wo es gelingt, Jugendliche und Erwachsene in ein gemeinsames Team einzubinden, ist dies der Mühe wert. Bei der Firmvorbereitung ist uns dies sehr schön gelungen.

Frage: Es fällt auf, dass Sie sich in dem Buch vor allem an suchende Menschen wenden. Sind Suchende ein Kennzeichen unserer Zeit?

Es gibt in unserer Zeit keine Selbstverständlichkeiten mehr, alles wird zumindest von irgendwem in Frage gestellt: Religionskritik, Evolution, Gewalt im Namen der Religion und vieles mehr. Außerdem sind die überzeugten Atheisten in den letzten Jahren offensiver geworden und melden sich auf dem Büchermarkt zu Wort (z.B. „Gotteswahn“). Hinzu kommen unsere ganz persönlichen Fragen, wie die Verarbeitung von Leid. Und das Ganze auf dem dünner gewordenen Fundament einer schwindenden Glaubenspraxis. Bei uns leben auch viele Nichtgetaufte aus dem Osten, die in offener, freundlicher Art sagen, dass sie das alles gar nicht kennen gelernt haben. Ja, ein Suchender zu sein ist ein Kennzeichen unserer Zeit.

Frage: Viele Texte sind in der Ich-Form geschrieben. Haben Sie mit dem Buch Ihr eigenes Glaubensbekenntnis durchbuchstabiert?

Das hatte ich mich erst nur ganz wenig getraut. Doch dann ermutigte mich die Lektorin des Verlages dazu, weil es dadurch spannender, lebendiger und authentischer wurde. So durfte ich Erlebnisse aus ganz verschiedenen Lebensphasen einstreuen. Das war auch notwendig. Denn bei einigen Themen, wie dem Leid in der Welt, kommt das Suchen nach Antworten an eine Grenze, Fragen bleiben offen. Dann ist die persönliche Meinung gefragt, vor allem, wie man selbst damit umgeht. Am Ende des Buches konnte ich vielen Menschen danken, die mich auf meinem persönlichen Glaubensweg begleitet und inspiriert haben.

Frage: Wiederholt stellen Sie Beziehungen in den Mittelpunkt Ihrer Betrachtungen: Beziehungen zu Anderen, zu Gott und zu sich selbst. Warum?

Weil Gott die Liebe ist und Liebe sich immer in Beziehungen ausdrückt. Sehr oft wird im Neuen Testament unsere Gottesliebe an der Nächstenliebe gemessen und umgekehrt: „Das habt ihr mir getan.“ (Jesus im Matthäusevangelium, Kap. 25). Ein weiterer Grund ist der, dass für junge Menschen noch mehr als für meine Generation die Fragen akut sind: „Wo gehöre ich dazu? Wer sind meine Freunde?“ Die Botschaft, dass Gott in Beziehung zu uns treten möchte, uns gar seine Freunde nennt, macht ein Leben aus dem Glauben erst attraktiv.

Frage: Das Gebet, das Gespräch mit Gott, wird auf vielen Seiten von Ihnen thematisiert. Eine Frage lautet: Was mache ich, wenn ich beten möchte, es aber nicht kann? Was raten Sie dem Leser?

Ups, das ist wirklich eine schwere Frage. Dazu müsste man wissen, wo die Schwierigkeit liegt: Fehlt es überhaupt an einer Grundlage? Dann würde ich das Lesen der Evangelien und der Apostelgeschichte empfehlen. Diese schaffen eine gute Basis. – Oder hat der Glaube durch Zweifel, Kritik, schlechte Erfahrungen (evtl. sogar mit der Kirche) Schaden gelitten? Dann ginge es darum, diese Blockaden anzusprechen, nach Möglichkeit aufzulösen und auszusöhnen. – Oder weiß jemand einfach nicht, wie er/sie beten soll? Dann wäre das Vater-unser ein guter Start und einige Stille-Übungen.

Frage: Gleichsam in einem Fadenkreuz sind vier Begriffe angeordnet: Gemeinschaft, Gebet, gute Werke, Gottes Wort. Sie deuten die Darstellung als ein Rad, dessen Nabe in der Mitte Christus ist, um den sich alles dreht, der das Rad zusammenhält. Sind die vier Speichen eine Voraussetzung für ein christliches Leben?

Ein Rad kann natürlich auch mit drei Speichen laufen. Die Speiche „Gottes Wort“ ist zum Teil auch schon im Punkt „Gemeinschaft“ enthalten, weil die biblischen Texte in der Feier der Gottesdienste reichhaltig angeboten werden. Eines aber wird durch eine praktische Übung im Buch für die Leser deutlich: Ob die Radspeichen ungefähr gleich lang sind oder ganz unterschiedlich ausgeprägt. In diesem Fall dreht sich das Glaubensrad zwar noch, aber es eiert dann gewaltig.

Frage: Der evangelische Landesbischof in Bayern, Heinrich Bedford-Strohm, hat zu Ihrem Buch geschrieben: ,,Keine konfessionellen Engführungen verstellen den Blick auf den einen Glauben. Auch für evangelische Jugendliche ist das Buch deswegen eine Quelle wichtiger Einsichten in den Glauben.“ Pater Benedikt, hatten Sie bei der Planung des Glaubensbuchs bereits die evangelischen Leser im Blick?

Ich hatte alle Menschen im Blick. Neben der Gruppe der Katholiken sind mir die evangelischen Christen die wichtigste Zielgruppe, weil sie in Deutschland die Hälfte aller Christen ausmachen! Doch auch in freikirchlichen Gemeinden stellen sich die gleichen Fragen, weil wir alle Kinder unserer Zeit sind. Vor der Fertigstellung des Buches habe ich noch einmal ganz bewusst alles durchgeschaut, so dass bis in die Art der Zitate aus der Bibel u.a. auch die evangelischen Schwestern und Brüder sich wiederfinden können.

Eine letzte Frage: Sie sind Pfarrer von drei Orten mit über 5900 Katholiken. Wie haben Sie es geschafft, dennoch ein so anspruchsvolles und ansprechendes Buch zu schreiben?

Papst Benedikt XVI. hat sicher mehr Arbeit und Verantwortung gehabt, als jeder von uns. Und dennoch hat er sich dafür entschieden, gewisse Stunden für das Schreiben zu nehmen. Ich glaube, wir alle brauchen irgendein Projekt, ein Anliegen, in dem unser Herzblut steckt, das uns aus der Alltagsroutine herausführt, über den eigenen Kirchturm hinaus schauen lässt. Ein solches Projekt verlangt viel Einsatz, aber es gibt auch viel Kraft. Und wenn am Ende etwas Schönes herauskommt, dann sind die Mühen fast vergessen.

Interview: Dietmar Kuschel

,,Gott inside“ – Das Glaubens-Buch (nicht nur) für Jugendliche, Don Bosco, 180 Seiten, 12,95 Euro

Der Autor

Pater Benedikt Friedrich wurde 1965 in Fulda geboren und wuchs in Dipperz bei Fulda auf. Nach der Realschule in Hofbieber besuchte er das Wirtschaftsgymnasium in Fulda und arbeitete bei der Stadtverwaltung Fulda. Im Jahr 1993 trat er in das Benediktinerkloster Scheyern in Oberbayern ein. Im Juli 2000 feierte Pater Benedikt seine Heimatprimiz in Dipperz. Pater Benedikt arbeitet als Pfarrer und Prior der Abtei in der Seelsorge. Aus diesen Erfahrungen heraus ist 2009 sein erstes Buch „Handbuch Firmvorbereitung. Ein Leitfaden für Begleiter/innen“ erschienen.

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