Logo

Kreisjobcenter unterstützt behinderte Menschen bei Arbeitssuche

299-Integration von BehindertenFulda. Liest man Stellenangebote, so findet sich „Flexibilität“ ganz oben auf der Liste der Anforderungen an Bewerber. Danach hätte Eiman Bajelan während der Phase seiner Arbeitslosigkeit eigentlich beste Jobchancen haben müssen. Doch dem entgegen wirkte seine Behinderung. Ursprünglich hatte der heute 33-Jährige, der im Alter von zehn Jahren mit seinen Eltern aus dem Iran nach Deutschland gekommen war, damit geliebäugelt, Pilot zu werden. Doch ein Fahrradunfall vor 16 Jahren, seit dem er querschnittsgelähmt ist, machte diesen Traum zunichte. „Ich akzeptierte das Schicksal recht schnell und orientierte mich um“, sagt er. Nach dem Abitur begann er an der Hochschule in Fulda ein Informatikstudium, zog nach Eichenzell und machte sich in der Telekommunikationsbranche selbstständig. Doch als im Jahr 2009 mehrere Operationen und langwierige Krankenhausaufenthalte anstanden, musste er sein Geschäft in Fulda aufgeben und war danach arbeitslos. „Nichtstun – das war nichts für mich“, erinnert sich Bajelan.

Bei der Arbeitssuche erhielt er Unterstützung von Demet Yurcever, Arbeitsvermittlerin im Kreisjobcenter und dort verantwortlich für die Beratung und Integration von SGB II-Beziehern mit einer Schwerbehinderung, sowie von Christine Herbert, die im Sachgebiet Eingliederung unter anderem zuständig ist für die Planung der Maßnahmen für behinderte und schwerbehinderte Leistungsbezieher.

Im Juli 2012 bekam Eiman Bajelan nach zwei Praktika einen unbefristeten Arbeitsvertrag in dem Telekommunikationsladen P2 in Schlüchtern. „Die Tätigkeit passte, aber die Arbeitsplatzausstattung war nicht ausreichend“, berichtet Demet Yurcever. Deshalb wandte sie sich an den zuständigen Rehabilitationsträger; in diesem Fall die Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda. Deren Technischer Dienst empfahl mehrere Umbaumaßnahmen. Eiman Bajelan wartete mit der Arbeitsaufnahme jedoch nicht, bis sein Arbeitsplatz behindertengerecht umgestaltet war, sondern nahm – sogar während des Winters – fast ein Jahr lang den Weg zur zehn Minuten entfernten öffentlichen Behindertentoilette auf sich. Mittlerweile ist dies nicht mehr notwendig: Das geräumige Chefbüro ist geteilt und eine Hälfte zur Toilette umgebaut worden. Finanziert wurde dies, wie auch die Umrüstung einer Bedienungstheke, einer Zwischentür und eines Eingangs, von der Agentur für Arbeit aus Mitteln der Schwerbehindertenausgleichsabgabe.

Tendenziell sind in den vergangenen Jahren die Zahlen der schwerbehinderten Hartz-IV- Empfänger gestiegen. Zurückzuführen ist dies laut Demet Yurcever vor allem auf die Zunahme der psychischen Erkrankungen. „Mitunter müssen vor der Vermittlung in Arbeit erst Zwischenschritte gegangen werden“, beschreibt Demet Yurcever. Diese könnten – wie in der allgemeinen Vermittlung auch – beispielsweise darin bestehen, dass ein Kontakt zu einer psychosozialen Beratungsstelle oder anderen flankierenden Trägern hergestellt werde. Auch Belastungserprobungen oder die als Ein-Euro-Jobs bekannten Arbeitsgelegenheiten stellten eine geeignete Möglichkeit der Heranführung ans Arbeitsleben dar.

Um sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber darin abzusichern, was sie voneinander erwarten dürfen, kann das Kreisjobcenter ein amtsärztliches Gutachten vom Kreisgesundheitsamt Fulda erstellen lassen, in dem zum Beispiel die Anzahl der zumutbaren Arbeitsstunden geregelt ist.

Während die Agentur für Arbeit als Rehabilitationsträger die Umbaumaßnahmen in dem Telekommunikationsladen mit einem Volumen von rund 50 000 Euro gefördert hat, war das Kreisjobcenter für die Zahlung der staatlichen Zuschüsse an den Arbeitgeber zuständig. Dazu gehören der Eingliederungszuschuss und Mittel aus dem Hessischen Schwerbehindertenprogramm. Dank der Initiative Inklusion stehen aktuell weitere zusätzliche Fördermittel des Landes zur Verfügung. „Gerade derzeit ist eine Einstellung schwerbehinderter Menschen durchaus interessant“, wirbt Christine Herbert.

Eiman Bajelan fühlt sich wohl in der kleinen Firma, zu der noch ein weiterer Kollege gehört. Der Chef, Payam Najmi, nimmt etwaige Nachteile durch Bajelans Behinderung ganz selbstverständlich in Kauf. Er habe seinen Landsmann Bajelan eingestellt, weil er dessen positive Lebenseinstellung bewundere, vor allem aber natürlich, weil dieser seine Arbeit gut mache. Und für jenen ist sein Arbeitsplatz mehr als ein Job, sondern etwas, worüber er sich tatsächlich freut.

Info

110 neue Ausbildungsplätze und 340 neue Arbeitsplätze sollen mit Hilfe der Initiative Inklusion in Hessen geschaffen werden. Dafür gewährt das Land Hessen neben den bestehenden gesetzlichen Förderinstrumenten zusätzliche Prämien für Betriebe oder Dienststellen, wenn sie bis Ende 2015 entweder schwerbehinderte Arbeitnehmer über 50 Jahren einstellen oder bis zum 31.12.2013 einen Ausbildungsvertrag mit einem schwerbehinderten Jugendlichen abschließen. Förderanträge heimischer Firmen leitet Christine Herbert vor Beginn der Beschäftigungs- beziehungsweise Ausbildungsaufnahme an den Landeswohlfahrtsverband beziehungsweise das Berufsbildungswerk weiter. Interessierte Arbeitgeber können sich bei ihr unter der Telefonnummer (0661)6006-8066 näher informieren.

Categories:

Alle Nachrichten, Bildung & Jobsuche