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Die Lupine wird in der Rhön mit der Sense bekämpft

lupine_biosphärenreservatRHÖN. Die Lupine ist eine Schönheit und Naturschützern trotzdem ein Dorn im Auge. In den Sommermonaten schwärmen deshalb die Rhönranger aus, um in Zusammenarbeit mit den Rhönbotanikern der attraktiven Staude mit der Sense den Garaus zu machen. Oft müssen sie sich für diese Tätigkeit rechtfertigen. Ihre Antwort: Die Lupine droht die einheimische Vegetation zu vernichten. Ursprünglich stammt die Blume aus Nordwestamerika und ist erst im 19. Jahrhundert nach Europa gelangt. Interessant war die Pflanze für Landwirte dank einer besonderen Eigenschaft. Sie kann Stickstoff aus der Luft binden und führt diesen dem Boden zu. So düngt sie das umliegende Erdreich. In den 30er-Jahren planten Nationalsozialisten um den Mainfränkischen Gauleiter Dr. Otto Hellmuth, die Lange Rhön urbar zu machen und pflanzten deshalb auch Lupinen in der Rhön an.

Die Lupinen gedeihen hier bis heute prächtig und sind deshalb ein Problem. Durch den Stickstoffeintrag verschwinden nämlich die rhöntypischen und besonders artenreichen Trockenmagerrasen. Andere Pflanzenarten wie der Türkenbund oder die Trollblume wurden so in der Rhön an den Rand des Aussterbens gedrängt. Zudem verdirbt die Lupine das Heu. Manche Landwirte sind deswegen dazu übergegangen, die Lupinen beim Mähen stehen zu lassen, was die Ausbreitung der Staudengewächse allerdings zusätzlich fördert.

Rhönranger Hubert Heger von der Hessischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön nutzt bis in den Herbst hinein jede freie Stunde, um der Lupine zu Leibe zu rücken. Oft steht er schon um fünf Uhr morgens mit der Handsense in seinem 120 Hektar großen Revier rund um die Wasserkuppe. Unterstützt werden die Rhönranger dabei von den Aktiven des Netzwerks Rhönbotanik.

„Solange wir die Rhön in ihrer ursprünglichen Schönheit erhalten können, werden wir dies versuchen”, erläutert Rhönbotaniker Rüdiger Paraquin den Einsatz gegen die Lupine. Denn auch wenn sich die Natur durch die Einwanderung fremder Pflanzen und Tiere verändert, in Regionen wie der Rhön habe der Erhalt des Landschaftsbildes absolute Vorfahrt.

„Die Globalisierung findet auch in der Natur statt“, hat Heger festgestellt. Am Horizont sei auch schon ein neuer Feind aufgetaucht: Es ist ein Schlauchpilz, der den heimischen Eschenbestand bedroht und auch schon in der Rhön gesichtet wurde. Heger appelliert an die Landwirte, sich an der Bekämpfung der Lupinen zu beteiligen. Schließlich sollten in der Rhön Pflanzen und Tiere Raum behalten, die anderswo kaum noch eine Chance haben.

Das Netzwerk Rhönbotanik, ein Projekt des Biosphärenreservats Rhön, ist ein loser Zusammenschluss von etwa 60 Pflanzenkundlern in der hessischen Rhön. Darunter befinden sich neben studierten Biologen auch viele Hobbybotaniker. Die Beteiligten suchen Pflanzen auf und erfassen sie; ein wesentlicher Teil der Arbeit besteht in der Kartierung von Pflanzenvorkommen. Die Daten werden im Internet gesammelt. Ein besonderes Augenmerk legen die Rhönbotaniker auf so genannte Neophyten, das sind eingewanderte Pflanzen, zu denen auch die Lupine zählt. Kontakt zu der Gruppe erhalten Interessierte über die Hessische Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön oder den Diplom-Biologen Uwe Barth aus Tann.

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