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Rhöner Schäfer im Vogelsberg

Schäferei-Exk.VogelsbergVogelsbergkreis/Rhön. Auf Einladung des Vereins Natur- und Lebensraum Rhön und der Biosphärenreservats-Verwaltung trafen sich Schäfer aus dem Drei-Länder-Eck der Rhön zur einer eintägigen Busexkursion in den Vogelsberg. Auf dem Programm stand der Fachaustausch mit den dortigen Schaf- und Ziegelhaltern.

Als erstes Ziel wurde der Kehrenhof bei Hosenfeld angefahren. Die Familie Picard züchtet dort seit 1989 Rhönschafe. Die sehenswerte kleine Herdbuchherde umfasst 12 Mutterschafe und einen sogenannten Einser-Bock. Die kleine Herde dient unter anderem dazu, eine Streuobstwiese mit vielen alten Obstsorten zu pflegen. Insgesamt gehören zum Hof sechs Hektar Grünland und ein Hektar Ackerbau.

Nächste Etappe der Fahrt war der Schäfereibetrieb Berthold in Nieder-Moos, welcher derzeit 160 Mutterschafe sein eigen nennt. Bei der Besichtigung lernten viele Teilnehmer eine in Deutschland weitgehend unbekannte Schafrasse kennen, nämlich die französischen Charollais. Berthold, der bereits seit 1984 Schafe züchtet, hatte sich diese Tiere aus Frankreich geholt und ist von den Zuchtergebnissen und der guten Fleischqualität begeistert.

Gleich in der Nachbarschaft wurde am Rande des Nieder-Mooser Sees die Heidschnucken-Herde der Familie Jöckel in Augenschein genommen. Die Herde ist Bestandteil eines kleinen Freizeitparks. Insbesondere die familieneigene Speisegaststätte in Nieder-Moos wirbt mit hofeigenen Spezialitäten rund um die Heidschnucke und hat sich damit ein Alleinstellungsmerkmal im gastronomischen Sektor des Vogelsberges erarbeitet.

Nachmittags wurde die Schäferei von Klaus Schönfeld auf Schloss Eisenbach besucht. Der Vorsitzende des Vogelsberger Schafzuchtvereins nennt 60 Mutterschafe sein eigen. Die Herde besteht überwiegend aus Schwarzköpfigen Fleischschafen. Bemerkenswert ist das einmalige Winterquartier. Der Schafstall von Schloss Eisenbach stammt immerhin aus dem Jahr 1625 und gilt als der älteste seiner Art in Hessen.

Zum Abschluss der Exkursion besuchten die Schäfer den Milchschafbetrieb von Patricia Heilbronn bei Alsfeld. Hier trafen die Besucher auf eine kleine Milchschafherde mit 18 Mutterschafen, einem Bock und Lämmern. Die Herdbuchtiere erbringen eine Spitzenleistung an Schafmilch von bis zu 3,5 Litern pro Tag, welche von der Betriebsinhaberin zu wohlschmeckenden Schafskäse veredelt werden. Die Vermarktung erfolgt über heimische Märkte. Einen deutlichen Kontrast stellte der „Stall“ dar. Waren die Besucher am vorherigen Exkursionspunkt noch von den wuchtigen Sandsteingemäuer von Schloss Eisenbach beeindruckt, so überraschte sie nun ein Folienstall, der stark an ein Gewächshaus erinnerte. Die Betriebsinhaberin machte in diesem Zusammenhang deutlich, dass Schafhaltung im Nebenerwerb auch ohne große Investitionen auskommen kann und die Schafgesundheit darunter keineswegs leidet.

Natürlich wird bei solchen Exkursionen immer auch kritisch diskutiert und auch das Thema Blauzungenkrankheit war wiederholt Gesprächsthema. Hier präsentierte Frau Heilbronn eine ebenso einfache wie effektive Lösung. Sie schwört auf das Füttern von Gänsefingerkraut bei Verdacht auf Blauzungenkrankheit. Das Kraut, das normalerweise von den Schafen verschmäht wird, wird bei Erkrankung gerne angenommen und wirkt offenbar. Der kleine Betrieb hatte bislang, anders als viele andere Schäfereibetriebe, keine Verluste zu beklagen.

Seit Mitte der 1990er Jahre führen der Verein Natur- und Lebensraum Rhön und das Biosphärenreservat jährlich die beliebten Schäfereiexkursionen durch. Auch in diesem Jahr wurde die Exkursion von der Verwaltungsmitarbeiterin Ruth Happel und dem Geschäftsführer Martin Kremer zur vollen Zufriedenheit der Teilnehmer organisiert.

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