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Biberexkursion an die fränkische Sinn

84 Biberexkursion_Foto2Rhön. Die Hessische Verwaltungsstelle des Biosphärenreservates führte gemeinsam mit der Jägerschaft des Hegerings Hohe Rhön und dem Birkwildhegering eine Biberexkursion an die fränkische Sinn bei Bad Brückenau und die Saale bei Bad Kissingen durch. Empfangen wurde die Exkursionsgruppe von Klaus Schenk, Leiter des Infozentrums Haus der Schwarzen Berge in Oberbach und dem Vorsitzenden des Bund Naturschutz Kreisgruppe Bad Kissingen, Josef Zang.

Erster Besichtigungsort war das innerhalb weniger Jahre entstandene Biberbiotop unmittelbar am Staatsbad Bad Brückenau. Auf einer Fläche von etwa 3 ha im Auenbereich der Sinn hat sich der Biber innerhalb weniger Jahre ehemalige Auewiesen zu einem artenreichen Lebensraum gestaltet. Dabei handelt es sich um Flächen, die vom Wasserwirtschaftsamt gemeinsam mit dem Bund Naturschutz angekauft wurden. In diesem Zusammenhang wurde von Zang und Schenk erläutert, das es in Bayern seit 1998 systematische Kartierungen im Biberrevier gibt. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sind fantastisch. Inzwischen gilt der Biber als der „Förster der Auen“.

Wie kein anderes Lebewesen bereitet der Biber den Boden vor für artenreiche Weichholzauen. Wo der Biber seinen Lebensraum hat, entwickeln sich Röhricht, Weichhölzer und Überflutungsflächen. Das Biberrevier ist die „Arche Noah des Lebens“ in Mitteleuropa. In Biberrevieren wurden in Mitteleuropa inzwischen über 50.000 Arten kartiert darunter zahlreiche Rote-Listen-Arten. Alleine rund 80 Fischarten profitieren von der Arbeit des Bibers. Der Biberlebensraum gilt als der artenreichste in Mitteleuropa.

Dennoch machen die Franken deutlich, dass der Biber auch Probleme verursacht. Gerade die Landwirtschaft steht dem Biber kritisch gegenüber. Um für Akzeptanz zu werben, wurde in Bayern ein Biber-Management aufgebaut. Beim Bund Naturschutz in Bayern wurde für den Bereich Nordbayern ein Biberbeauftragter ernannt, welcher zwischen Landwirtschaft, Bürgern und Naturschutz vermittelt. Auch gibt es landesweit einen Biberentschädigungsfonds, der insbesondere der Landwirtschaft zu Gute kommt.

Weitere regionale Projekte wurden angestoßen. So konnten über das Naturschutzgroßprojekt „Sinn-Allianz“ über 80 ha potenzielle Biberlebensräume angekauft werden. Der Erfolg ist sichtbar. Der Biber hat inzwischen die gesamte Sinn erobert.

Nach eine Besichtigung des Biberbiotops und der Biberburg an der Sinn stand auch noch ein zweiter Biberlebensraum an der Saale auf dem Programm. Auf einer, vom Wasserwirtschaftsamt, künstlich geschaffenen Insel, an der alten Saline bei Bad Kissingen hatte sich vor einigen Jahren ein Biberpaar angesiedelt und war erstaunlich zutraulich geworden. Direkt gegenüber vom Rad- und Wanderweg hatte das Biberpaar im vergangen Jahr drei Junge großgezogen und ließ sich regelmäßig in der Dämmerung beobachten. Leider konnten die hessischen Besucher dieses Naturschauspiel nicht mehr erleben.

Wie Klaus Schenk berichtete, hatten unbelehrbare Zeitgenossen ihre Hunde wiederholt auf die Biber gehetzt, sodass diese ihre Biberburg einige 100 Meter entfernt angelegt haben und nun ein deutlich heimlicheres Leben führen. Solche Entwicklung müssen mit Bedauern registriert werden, ist doch der Kurstadt Bad Kissingen damit ein touristisches Alleinstellungsmerkmal verloren gegangen. Wo sonst in Deutschland ist „Biber-Watching“ möglich?

Nach eine eindrucksvollen Exkursion diskutierten die Fahrtteilnehmer auf der Heimfahrt noch intensiv über die Entwicklung der Bibervorkommen in Osthessen. Längst hat der Biber auch hier etliche Bäche wie zum Beispiel die Lütter und die Haune für sich erobert.

 

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